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Die Mechanik des Herzens: Roman (German Edition)

Die Mechanik des Herzens: Roman (German Edition)

Titel: Die Mechanik des Herzens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Malzieu
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und quietscht leise vor sich hin.
    Die Schule liegt in Calton Hill, einem Reiche-Leute-Viertel, gegenüber der St.-Giles-Kathedrale. Vor dem Eingang paradieren Pelzmäntel. Frauen gackern künstlich wie überdimensionale Plastikhühner, und als sie Anna und Luna sehen, verziehen sie das Gesicht. Auch Arthur und mir werfen sie verächtliche Blicke zu, ihm wegen seines Hinkebeins, mir wegen der Beule an meiner Brust. Ihre befrackten und beschlipsten Ehemänner sehen aus wie wandelnde Kleiderständer. Als sie uns sehen, tun sie pikiert, versäumen es aber nicht, Anna und Luna in den Ausschnitt zu schielen.
    Ich verabschiede mich hastig von meiner zusammengewürfelten Familie und trete durch das hohe Tor. Hat Madeleine mich an einer Schule für Riesen angemeldet? Der Hof erstreckt sich bis zum Horizont, nur der überdachte Teil ganz hinten, der aussieht wie ein Fußballtor, hat etwas Anheimelndes.
    Ich schlendere über den Hof und mustere die Gesichter, die sich mir zuwenden. Die Schüler sind Miniaturausgaben ihrer Eltern. Sie sehen mich an, als hätte ich eine ansteckende Krankheit. Zu allem Überfluss ist ihr Getuschel nicht laut genug, um mein nervöses Ticken zu übertönen. Plötzlich baut sich ein braunhaariges Mädchen vor mir auf, beäugt mich abschätzig und sagt: »Ticktack, ticktack.«
    Der ganze Hof stimmt ein. Es ist dasselbe Gefühl wie bei den Pärchen, die zur Kinderbesichtigung auf den Berg kommen – nur schlimmer. Ich gehe weiter und betrachte jedes der Mädchen eingehend. Die kleine Sängerin ist nicht dabei. Was, wenn sich Anna geirrt hat?
    Wir werden in die Klassenzimmer geführt. Madeleine hatte recht: Ich langweile mich zu Tode. Zum Teufel mit der sängerinlosen Schule! Dummerweise bin ich gleich für ein ganzes Jahr angemeldet. Wie soll ich Madeleine nur beibringen, dass ich es mir plötzlich anders überlegt habe und doch nicht zur Schule will?
    In der Pause beginne ich mit den Nachforschungen. Ich frage herum, ob jemand eine kleine Sängerin aus Andalucia kennt, die ständig überall gegenstößt. Niemand antwortet.
    »Geht sie hier zur Schule?«
    Schweigen im Walde.
    Vielleicht ist ihr etwas zugestoßen? Vielleicht ist sie irgendwo gegengelaufen und hat sich ernsthaft verletzt?
    Plötzlich löst sich ein komischer Kauz aus der Menge. Er ist älter als die anderen Schüler, sein Kopf scheint das Schulhofdach zu überragen. Die Umstehenden senken den Blick, und ein ängstliches Raunen geht über den Schulhof: »Joe …«
    Seine tiefschwarzen Kohleaugen lassen mir das Blut in den Adern gefrieren. Er ist mager wie ein Baumgerippe und elegant wie eine Vogelscheuche in Haute Couture. Sein Haar scheint aus glänzend schwarzen Rabenfedern zu bestehen.
    »Du da! Neuer! Was willst du von der kleinen Sängerin?«
    Seine Stimme klingt wie ein sprechender Grabstein.
    »Ich … Ich habe sie neulich singen gehört und bemerkt, dass sie schlecht sieht und ständig irgendwo gegenläuft. Deshalb möchte ich ihr eine Brille schenken.« Meine Stimme zittert. Ich fühle mich, als wäre ich hundertdreißig Jahre alt.
    »Niemand spricht ungestraft von Miss Acacia oder ihrer Brille! Niemand, hörst du, und schon gar nicht so ein Zwerg wie du! Also pass auf, was du sagst! Verstanden, Zwerg?«
    Ich antworte nicht. Jede Sekunde wiegt tonnenschwer. Plötzlich spitzt Joe die Ohren und fragt: »Wie machst du dieses komische Ticken?«
    Ich antworte immer noch nicht.
    Er kommt mir bedrohlich nah, beugt sein langes Gerippe herunter und legt ein Ohr an mein Herz. Meine Uhr pocht heftig. Die Zeit scheint stillzustehen. Seine spärlich sprießenden Bartstoppeln bohren sich mir wie Stacheldraht in die Brust. Cunnilingus steckt die Schnauze aus meiner Hemdtasche und schnuppert an Joes Scheitel. Sollte mein kleiner Begleiter auf die Idee kommen, ihn anzupinkeln, bin ich erledigt.
    Plötzlich reißt Joe mir die Jacke auf und entblößt die Zeiger, die ein Stück weit aus meinem Hemd ragen. Die Menge macht »ohhh«, während meine Knöpfe klimpernd auf den Boden prallen. Das Ganze ist mir peinlicher, als hätte er mir die Hosen heruntergezogen. Einen Moment lang lauscht er dem Ticken meines Herzens, dann richtet er sich langsam auf.
    »Dein Herz macht dieses Geräusch?«
    »Ja.«
    »Du bist in sie verliebt, stimmt’s?«
    Seine tiefe, arrogante Stimme jagt mir Schauer durch jeden einzelnen Knochen.
    Mein Hirn will »nein!« rufen, aber mein Herz hat wie immer den direkteren Draht zu meiner Zunge.
    »Ja, ich glaube schon. Ich bin in

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