Die Medica von Bologna / Roman
hingearbeitet, und nun klappt es endlich.«
»Meine Gratulation.«
»Danke. Zu meinem Glück fehlt mir nur noch eine versöhnte Carla.«
Doch ich war noch nicht versöhnt und sagte: »Wenn ich ein Mann wäre, hättet ihr mich nicht so behandelt. Es ist eine schreiende Ungerechtigkeit.«
»Ja, wahrscheinlich hast du recht.«
Ich schwieg und kämpfte mit mir. Dass Gaspare mir halbwegs zustimmte, besänftigte mich etwas.
»Bitte.« Nun lächelte er. »Ich will meinen Fehler wiedergutmachen und bringe dir meinerseits eine Erfrischung.« Mit großer Geste holte er unter seinem schwarzen Wams einen bunten, mit Perlen bestickten Stoffball hervor.
»Eine Parfumkugel?«, fragte ich.
»Mit sehr erfrischendem Duft! Riech nur, wie sich die Aromen von Lavendel, Bergamotte und Zitrone zu einer unnachahmlichen Komposition vereinigen.«
Er hielt mir die Kugel unter die Nase, und mir blieb nichts anderes übrig, als daran zu schnuppern.
»Nun, wie riecht sie? Nach Versöhnung?«
Ich musste lachen. »Ja, ein bisschen.« Gaspares Idee, mir eine Erfrischung in Form einer Parfumkugel zu schenken, gefiel mir. Die Geschehnisse in seinem Haus erschienen mir plötzlich nicht mehr so schlimm. Wahrscheinlich war ich zu empfindlich gewesen, vielleicht auch zu unbeherrscht, in jedem Fall aber nicht souverän genug, das Gebaren der beiden Herren zu übergehen.
»Darf ich eintreten? Ich wollte dein Haus schon immer einmal sehen.«
»Nun gut, komm herein.« Ich trat beiseite und führte ihn an den Esstisch. »Nimm Platz.«
»Schön hast du es hier«, sagte er, bevor er sich setzte. Wir sahen uns an und wussten beide, dass mein Haus im Gegensatz zu seinem nur eine armselige Hütte war, aber ich nahm ihm die Übertreibung nicht übel, denn sie war gut gemeint. »Latif!«, rief ich und sagte, als mein Diener den Kopf aus der Küchentür steckte: »Doktor Tagliacozzi ist gekommen, ich werde mit ihm zusammen die Mahlzeit einnehmen.«
»Doktor Tagliacozzi? Ach, ja.« Latif wollte sich zurückziehen, aber ich hielt ihn auf. »Mach uns etwas Gutes, der Herr Doktor ist zum ersten Mal hier.«
»Ich weiß nicht, ob’s für zwei Personen reicht.«
»Dir wird schon etwas einfallen.«
»Ja, Herrin.«
Während wir auf das Ergebnis von Latifs Kochkünsten warteten, floss unser Gespräch nur träge dahin. Ich war, wie ich zugeben muss, verlegen, denn nach Marcos Tod hatte ich nie wieder Besuch von einem Mann gehabt. Überdies musste ich ständig daran denken, dass Gaspare verheiratet war. Es schickte sich nicht, mit ihm allein zu sein. Als er nach meiner Hand griff, fragte ich: »Wie geht es deiner Frau?«
»Giulia? Ich denke, gut. Wir sehen uns selten. Sie hat ihre Freundinnen, und ich habe meine Arbeit.« Widerstrebend gab er meine Hand frei. Seine Stimme klang gleichgültig.
»Habt Ihr schon Kinder?«
»Kinder?« Er lachte freudlos. »Wie denn? Wir teilen schon lange nicht mehr das Bett.« Wieder ergriff er meine Hand und drückte sie.
»Die Suppe, Herrin!« Gaspare und ich fuhren wie ein ertapptes Liebespaar hoch. Latif hatte sich auf leisen Sohlen genähert, eine große Terrine in den Händen haltend.
»Was bringst du uns denn Schönes?«, fragte Gaspare gönnerhaft. Er musterte meinen Diener von oben bis unten und fügte hinzu: »Du hast eine interessante Nase – oder vielmehr das, was davon übrig ist. Ansonsten scheinst du ein Freund von reichhaltiger Speise zu sein.«
Latif schien ihn nicht zu hören und sagte zu mir: »Ich war nicht auf Besuch eingestellt, Herrin. Deshalb habe ich nur eine Suppe aus Resten kochen können.«
»Das macht nichts«, mischte sich Gaspare ein. »Sie wird uns bestimmt schmecken, nicht wahr, Bleiweißmädchen?«
»Ich denke schon.«
Latif runzelte die Stirn und füllte Gaspares Teller bis zum Rand. »Hoffen wir’s, Dottore.«
Gaspare lachte. »Nur keine falsche Bescheidenheit. Was für eine Suppe ist es denn?«
»Sie hat keinen bestimmten Namen, ich habe sie aus Resten vom Rind gemacht.«
Gaspares Miene verdüsterte sich für einen Moment. Zweifellos war er edlere Kost gewohnt. Aber dann rief er: »Sicherlich hast du etwas sehr Delikates gezaubert, wenn auch der Anblick nicht gerade einladend ist.«
In der Tat sah die Suppe nicht sehr appetitlich aus. Noch nie hatte Latif mir so etwas angeboten. Ich wollte ihm sagen, er solle sie wieder abtragen, aber Gaspare kam mir zuvor. »Lass nur«, sagte er scherzend, »ich werde den Vorkoster spielen.« Schwungvoll griff er zum Löffel und probierte.
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