Die Medica von Bologna / Roman
fortlegte: »Du machst ein Gesicht, so glücklich, als hättest du nicht nur einen
agnello al forno
mit Auberginengemüse gegessen, sondern das gesegnete Manna des Herrn gleich mit.«
Ich schloss die Augen und sagte: »Küss mich.«
Er küsste mich. »Was hast du denn? Du wirkst auf einmal so feierlich?«
»Der Herr hat nicht nur das Manna gesegnet«, sagte ich und bekam vor Rührung feuchte Augen. »Auch meinen Leib. Stell dir vor, ich bin schwanger!«
»Du bist …?«
»Ja, ich bin ganz sicher. Küss mich noch einmal.«
Als der Kuss ausblieb, schlug ich die Augen auf und sah in Gaspares betroffenes Gesicht. »Das muss ich erst einmal verkraften«, sagte er.
»Freust du dich nicht? Wir werden ein Kind haben!«
»Doch, natürlich, im Prinzip freue ich mich. Aber ich denke an die Folgen. Du weißt doch, ich bin ein Mann, der in der Öffentlichkeit steht.«
Ernüchtert sagte ich: »Sicher, aber wir werden für alles eine Lösung finden. Die Hauptsache ist doch das Kind.«
»Gewiss, du hast recht.« Endlich küsste er mich und sagte: »Dann muss es an Giulia liegen.«
»Was meinst du?«
»Dass unsere Ehe bislang kinderlos blieb.«
Ich lachte. »Aber das ist doch kein Wunder, wenn du nicht mehr das Bett mit ihr teilst.«
»Natürlich, du hast recht«, sagte er abermals. »Bist du wirklich ganz sicher, schwanger zu sein?«
»Aber ja! Eine Frau spürt so etwas. Außerdem ist meine Regel ausgeblieben.« Ich hielt es nicht für wichtig, Gaspare zu sagen, dass ich Trotulas Wissen genutzt hatte, um gesegneten Leibes zu werden. »Möchtest du noch Nachtisch? Ich habe süßen Kuchen mit kandierten Früchten.«
»Nein danke, ich bin satt.«
»Was meinst du, wird es ein Junge oder ein Mädchen? Ich glaube, es wird ein Junge. Du als Vater eines Mädchens, das kann ich mir nicht vorstellen.«
»So, kannst du das nicht?« Gaspare wirkte etwas abwesend.
»Nein, stell dir vor, es wäre ein Mädchen, und es bekäme deine Nase.«
»So hässlich ist meine Nase doch gar nicht.«
»Das habe ich auch nicht gesagt. Aber sie ist sehr markant.« Ich hauchte einen Kuss darauf und begann, den Tisch abzuräumen, denn Latif ließ sich wieder einmal nicht blicken. »Möchtest du noch etwas Wein?«
»Ja, danke.« Gaspare hielt mir sein Glas hin, und ich goss ihm nach. »Ich wüsste zu gern, was es wird«, sagte ich. »Schon allein wegen des Namens. Ich habe mir schon den Kopf zerbrochen, wie wir unseren Sohn nennen sollen. Was hältst du von Giancarlo? Ich finde, Giancarlo klingt hübsch, drei unterschiedliche Vokale stecken darin.«
»Ja, recht hübsch«, sagte Gaspare.
»Massimo gefällt mir auch, ich finde, ein schöner Jungenname muss mindestens drei unterschiedliche Vokale haben. Was meinst du?«
»Ich weiß nicht. Ich glaube nicht, dass Vokale so wichtig sind.« Gaspare trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. »Es tut mir leid, aber ich muss gehen.«
»So plötzlich?«
»Sagte ich es nicht vorhin schon? Leider ist es so. Morgen habe ich eine wichtige Lesung, auf die ich mich vorbereiten muss. Das verstehst du doch?«
»Natürlich«, sagte ich und versuchte, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. »Willst du nicht doch noch bleiben und etwas Kuchen essen?«
»Nein, wirklich nicht.« Gaspare trank sein Glas aus und erhob sich. »Dass wir ein Kind bekommen, ist wunderbar, aber es sollte zunächst unser Geheimnis bleiben. Jedenfalls so lange, bis wir alle Fragen geklärt haben. Einverstanden?«
»Ja«, sagte ich. »Hauptsache, du freust dich auch.«
»Das tue ich. Man sieht es mir nur nicht so an. Bis bald, mein Bleiweißmädchen.« Er küsste mich, setzte sein Barett auf und ging.
Mehrere Tage verstrichen, in denen ich nichts von Gaspare hörte. Aber ich machte mir keine Sorgen deswegen, denn das war schon öfter vorgekommen. Außerdem erfüllte mich nur ein einziger Gedanke: das winzige Leben, das in meinem Körper heranreifte. Giancarlo sollte der Junge heißen, so viel stand für mich inzwischen fest. Immer wieder tastete ich meinen Leib ab, um ihn zu spüren, doch er war noch zu klein. Da begann ich, mit ihm zu sprechen, ähnlich, wie ich als Kind mit meiner Puppe Bella gesprochen hatte. »Giancarlo, mein Kleiner«, flüsterte ich, »kannst du mich hören? Hier ist deine Mamma, wir beide müssen uns jetzt Mühe geben, damit du groß wirst und gesund auf diese Welt kommst, nicht wahr?«
Natürlich bekam ich keine Antwort – nur einen kleinen Stoß, wie ich mir einbildete –, und ich sprach
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