Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
und zerrte ihn zur Treppe. Ich drehte mich zu den mitfühlenden Zuschauern um.
»Dass mir keiner nach oben folgt!«, drohte ich.
Mein Koch, dessen Kommunikation mit mir sonst nie über »Ja, Sir!« und »Nein, Sir!« hinausging, rief: »Oga, abeg nich umbringen, abeg nich umbringen!«, und setzte den Fuß auf die erste Stufe. Ich streifte meinen rechten Naturviperleder-Slipper ab und warf ihn nach seinem Kopf. Der Slipper ging vorbei, aber er verstand meine Botschaft.
Ich schleppte Godfrey in sein Zimmer und deponierte ihn auf dem Fußboden wie einen nassen Sack. Ich schloss die Zimmertür und schaute mich um. Das Erste, was mir ins Auge fiel, war eine Stereoanlage neben seiner Kommode. Ich versetzte ihr einen Stoß. Laut krachend fiel sie um.
Mit einer ausladenden Bewegung fegte ich alles, was auf seiner Frisierkommode stand, zu Boden. Die Luft füllte sich mit dem Duft verschiedenster Designerwässerchen. Ich riss den Kleiderschrank auf und schnappte mir eine leere Reisetasche. Ich riss seine Kleider von den Bügeln und stopfte so viele wie möglich in die Tasche. Mir blieb keine Zeit, sie einzeln in tausend Stücke zu reißen, wie ich es gern getan hätte. Ich hängte mir die Tasche über die Schulter und packte Godfrey wieder am Hemdkragen. Im Hinausgehen warf ich mit meiner freien Hand sein CD-Regal um. Die CDs purzelten zu Boden und landeten in einem Haufen. Ich trat fest mit dem linken Fuß zu. Sie knackten bei jedem Stampfen.
Die mitleidige Menge hatte sich vor dem Zimmer versammelt. Da ich Dringenderes zu erledigen hatte, überging ich ihren Ungehorsam und stieg mit meinen beiden Lasten die Treppe hinunter. Dann ging ich geradewegs zu meinem Lexus und schob Godfrey und seine Reisetasche hinein.
»Tor auf !«, schrie ich.
Eilig tat der verängstigte Wächter wie geheißen.
Mein Fuß bewegte sich erst vom Gas, als wir in Umuahia waren. Godfrey schwieg wie betäubt, während ich direkt zur Wohnung in der Ojike Street raste und ihn mit seinem Gepäck vor der Tür absetzte.
»Ich will dich nie wieder in meinem Haus sehen«, drohte ich.
Meine Mutter war noch auf dem Weg nach draußen, als ich schon wieder ins Auto sprang und davonbrauste.
44
Von allen Emotionen, die mich in dieser Nacht wachhielten, war die nachhaltigste meine Wut. Auch am nächsten Morgen war sie noch da. Ich war wütend auf meine Mutter, wütend auf meinen Vater, wütend auf mich selbst, weil ich meiner Familie gestattete, so viel Kontrolle über mein Leben auszuüben. Cash Daddy hatte recht. Verwandte brachten Hüftleiden. Und Schizophrenie. Und Demenz. Und Bluthochdruck. Und spontane Explosionen. Wer weiß, vielleicht würde selbst Charity mir eines Tages ins Gesicht sehen und mich einen Heuchler nennen und mir sagen, dass ich kein Recht hätte, ihr zu sagen, wen sie nicht heiraten solle. Ich hatte es satt, es allen recht machen zu wollen, Opfer zu bringen, die offenbar keiner zu schätzen wusste. Viele Mütter hätten wer weiß was darum gegeben, einen Opara wie mich zu haben. Aber meine Mutter war noch immer in den geistigen Fesseln eines Ehemanns gefangen, der von Anfang bis Ende in einem Nebel gelebt hatte. Und wenn Merit mich nicht wollte, dann war mir das auch egal. Es gab jede Menge Thelmas und Sandras im Land, die mit Freuden die Gelegenheit ergreifen würden, sich meinen Ring an den Finger zu stecken. Vielleicht sollte ich einfach wie Cash Daddy werden und tun und lassen, was ich wollte. Mit der Zeit würden die Leute lernen, mich so zu akzeptieren, wie ich war. Und wenn Cash Daddy auf Leute wie meine Eltern gehört hätte, hätte er es nie im Leben so weit gebracht wie jetzt.
Jemand klopfte an meine Tür. Ich ignorierte es. Es klopfte erneut. Ich ignorierte es weiter.
»Kings«, sagte Charity mit einem Heuschreckenstimmlein. »Mama und Tante Dimma sind hier.«
Am vergangenen Abend war meine Schwester beinahe mit der Wand verschmolzen, als ich auf der Treppe an ihr vorbeiging, so als hätte sie Angst, dass ich stechen würde, wenn unsere Körper sich berührten.
»Ich komme«, sagte ich.
Ich rollte mich aus dem Bett und zog zu meinen Boxershorts ein T-Shirt an.
Meine Tante und meine Mutter saßen im Wohnzimmer. Meine Mutter hatte es also tatsächlich geschafft, Tante Dimma zu überreden, auf ihren Sonntagsgottesdienst zu verzichten, um sie heute hierher zu begleiten. Der Ernst ihrer Mission stand ihnen in die Gesichter geschrieben.
Charity war nirgends zu sehen. Ich begrüßte die beiden und setzte mich. Eine Weile
Weitere Kostenlose Bücher