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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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wieder vorkommt.«
    Keine Bank wollte öffentlich beschuldigt werden, dass sie gegen das Bankgeheimnis verstieß.
    »Unglaubliche Schweinerei«, schimpfte Cash Daddy weiter. »Bankgeheimnis. Ein einfaches Wort. Was ist daran so kompliziert? Englisch ist nicht meine Muttersprache. Trotzdem verstehe ich, was es bedeutet.«
    »Er hat versprochen, dass es nicht wieder vorkommt«, sagte Protocol Officer beschwichtigend.
    »Was erlauben die sich, Geschichten über mein Konto herumzuerzählen?«, zischte Cash Daddy. »Bloß weil ich ein Schwarzer bin.«
    Seine finstere Miene blieb.
    »Wo ist dieses Formular? Wer hat es?«
    »Cash Daddy, ich habe es hier«, antwortete Protocol Officer.
    Er schob das Blatt, das wir gerade im NAP-Hauptquartier gekauft hatten, über den Tisch und setzte sich neben mich. Cash Daddy würdigte das Formular keines Blickes.
    »Kings, du hast eine gute Handschrift«, sagte er. »Füll es aus.«
    Protocol Officer schob mir das Formular hin. Ich zog einen Kugelschreiber aus meiner Hemdtasche und begann mit dem Ausfüllen, während Protocol Officer den Kopf vorstreckte und den Blick auf meine Hand heftete. Zügig füllte ich die Angaben zu Name, Adresse und Familienstand aus. Bei Geburtsdatum trug ich den vierten. Juli ein, dann stockte ich. Ich sah Protocol Officer an und tippte mit dem Stift in das Feld für das Geburtsjahr. Er dachte kurz nach, bevor er zu Cash Daddy aufsah.
    »Cash Daddy, welches Geburtsjahr sollen wir einsetzen?«, fragte er.
    »Was wollen sie mit meinem Geburtsjahr?«, knurrte Cash Daddy. »Wollen sie eine Geburtstagsparty für mich schmeißen?«
    »Cash Daddy, es ist wegen des Alters«, entgegnete Protocol Officer. »Es gibt für die Kandidaten ein Mindestalter, weißt du.«
    Cash Daddy kniff die Augen zusammen und ließ ein Brummen hören, als hätte man ihn nach dem Jahr gefragt, in dem Lord Lugard aus verwaltungstechnischen Gründen das Nord- und das Südprotektorat der britischen Kolonie zusammengelegt und ein Land daraus gemacht hatte, für das Lady Lugard den Namen gefunden hatte: »Gebiet um den Niger« – Nigeria.
    »Was ist das Mindestalter?«, fragte er schließlich.
    Wir wussten es beide nicht genau. Protocol Officer rief jemanden an, von dem er sich sicher war, dass der es wusste, und bekam heraus, dass das Mindestalter definitiv dreißig Jahre war.
    »Dann sagen wir halt dreißig«, erklärte Cash Daddy. »In diesem Leben ist es immer besser, wenn man früh in die Gänge kommt, nicht wahr? Das hat viele Vorteile.«
    Ich rechnete rasch nach und kam auf ein Geburtsjahr, das Cash Daddy und mich in dieselbe Altersklasse setzte. Ich ignorierte dieses Wunder von der Wasser-zu-Wein-Sorte und machte mich wieder an meine Aufgabe. Als ich zum Punkt Ausbildung kam, tippte ich wieder mit dem Stift darauf und sah Protocol Officer hilfesuchend an. Ich wusste, dass die Mindestvoraussetzung für Gouverneurskandidaten eine GCE-Urkunde war. Protocol Officer dachte nach und stand vor dem nächsten Hindernis.
    »Cash Daddy«, fragte er, »was schreiben wir bei deiner GCE?«
    »Was weiß ich«, versetzte er bissig. »Schreibt, was ihr wollt. Wenn Dibia meine Geburtsurkunde macht, soll er gleich noch eine GCE-Urkunde mitmachen.«
    In Stresssituationen kommt man gewöhnlich auf die ausgefallensten Ideen. Ich trug für Cash Daddy meine durchgängigen A-Ergebnisse ein. Aber damit war es nicht getan. Ich musste außerdem wissen, was für eine höhere Schule ich angeben sollte. Protocol Officer war abermals ratlos und wandte sich um Hilfe an seinen Arbeitgeber. Sein Arbeitgeber schlug mit einer Hand auf den Tisch und wedelte mit der anderen durch die Luft.
    »Was ist bloß mit euch los? Könnt ihr nicht mal ein einfaches Formular ausfüllen, ohne mir dumme Fragen zu stellen? Wenn ihr mich bei jeder Kleinigkeit fragen müsst, ehe ihr ein einfaches Formular ausgefüllt kriegt, dann weiß ich nicht, warum ich euch so viel Geld bezahle. Dann könnt ihr genauso gut in einer Bank arbeiten!«
    »Cash Daddy, es tut uns leid.« Wir entschuldigten uns beide.
    »Geht bitte aus meinem Büro und füllt dieses Ding woanders aus. Ihr geht mir langsam auf die Nerven.«
    Auf dem Weg zurück in die Central Intelligence Agency wollte ich gerade den Türknauf drehen, als plötzlich ein schwelgerischer, sinnlicher Duft das Gebäude erfüllte. Ich blickte mich um und sah, dass eine majestätische Gewittermiene durch die Verbindungstür in den Empfangsbereich getreten war. Dahinter war Cash Daddys Frau zu

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