Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
kommt die Frau ganz von selbst und füllt rechtzeitig die Lücke, du wirst schon sehen.«
Ich wusste, dass er es genauso meinte, wie er es sagte.
»Was ist mit deinen Freundinnen zurzeit? Ist da keine drunter, die du heiraten kannst?«
»Ich bin im Moment in keiner festen Beziehung.«
»Heißt das, dass du keine Beziehung zu irgendwelchen Mädchen hast, die du heiraten würdest, oder dass du überhaupt keine Freundinnen hast?«
Er sprach vom weiblichen Geschlecht häufig im Plural, so als ob Frauen bloß en gros vorkämen.
»Ich habe gar keine Freundin.«
»Kings, hör auf, mich zum Lachen zu bringen. Ich habe eine kaputte Lippe.«
»Cash Daddy, das ist kein Witz. Ich habe keine Freundin.« Es dauerte eine Weile, bis seine Ungläubigkeit sich über das ganze große Gesicht ausgebreitet hatte. Dann stieß er einen Schrei aus, von dem die Glasscherben am Boden klirrten.
»Ist das dein Ernst? Ist das wirklich dein Ernst?« Ich lächelte. Was sollte das Theater?
»Jetzt, wo du’s sagst«, meinte er nachdenklich, »habe ich dich tatsächlich nie mit Frauen zusammen gesehen. Ich dachte mir, du hättest wohl welche in Umuahia sitzen, die sich ab und zu um dich kümmern. Also wo liegt das Problem? Was stimmt nicht mit dir?«
Jetzt war ich mit dem Lachen an der Reihe.
»Ich meine es ernst. Sag mir dein Problem. Was stimmt nicht mit dir?«
»Mit mir stimmt alles.«
Er senkte die Stimme auf Flüsterlautstärke.
»Hast du Probleme mit deiner Machete?«
»Cash Daddy, mach dir keine Sorgen. Mit mir ist alles in Ordnung.«
»Oder bist du ein Homo?«
Einem anderen Mann so etwas zu unterstellen, konnte leicht zu eingeschlagenen Zähnen führen. Ich ging über die Beleidigung hinweg.
»Nein, Cash Daddy, bin ich nicht.«
»Kings, ich bitte dich im Namen Gottes. Ich weiß, dass Verwandte die Ursache von Hüftleiden sind, aber im Augenblick habe ich genug Probleme am Hals. Ich muss nicht noch zusätzlich einen Bruder haben, der ein Homo ist.«
»Cash Daddy, ich bin ganz gewiss nicht schwul.«
»Wo liegt dann das Problem?« Er hatte sein Stimmvolumen wieder voll aufgedreht. »Wenn ein Mann abstreitet, dass er dicke Eier hat, dann muss er unten am Fluss beweisen, dass das gelogen ist. Warum hast du keine Frauen?«
»Ich hatte eine Beziehung, die schon lange aus ist. Seit damals habe ich mich nicht richtig …«
»Eine Beziehung!« Er schrie lauter denn je. »Du tickst doch nicht richtig! Willst du mir erzählen, dass du dich nicht regelmäßig von Frauen versorgen lässt? Bist du noch normal, oder was?«
»Cash Daddy, das ist mir wirklich nicht wichtig. Ich glaube, dass wahre Liebe in einer Beziehung wichtiger ist als Sex. Sex ist keines der grundlegenden physiologischen …«
»Hältst du jetzt mal den Mund! Ich fass es nicht. Wie kann ich jemanden unter meinen Mitarbeitern haben, für den nicht ordentlich gesorgt wird? Hör bitte auf mit deinen großen Tönen und sei einfach still. Du tickst doch nicht richtig.«
Er machte eine gedankenschwere Pause. Dann blickte er mit einem Leuchten im Gesicht auf, als hätte er soeben das Feuer entdeckt.
»Kings, wann hast du Geburtstag?«
Was hatte das jetzt mit der Sache zu tun?
»Ich rede mit dir! Ich habe gefragt, wann du Geburtstag hast.«
»Am sechsten November.«
»Gut. Ich weiß, was ich tue. Ich werde dir ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk machen.«
Er zog sein Telefon aus der Tasche und wies jemanden am anderen Ende an, uns später am Abend in der VIP-Abteilung seiner Hotelbar zu treffen. Ich musste über diesen Mann staunen, der gerade von seiner Frau zur Schnecke gemacht worden war und jetzt versuchte, mein Liebesleben zu revolutionieren.
Das Hotel Bon Bonny war ein beliebter Treffpunkt für Leute in unserer Geschäftssparte. Der Parkplatz stand voll mit allen möglichen ausgefallenen Fahrzeugen, und genauso voll war die Lobby. Männer mit Sonnenbrillen und dunklen Anzügen warteten, während ihre Arbeitgeber speisten oder sich mit Frauen verlustierten. Auch leichtbekleidete hellhäutige Schönheiten saßen herum, wahrscheinlich um zu schauen, ob sie ein Stück vom internationalen Kuchen abbekommen konnten.
Auf dem Weg zur Bar erspähte ich Azuka, der gerade mit einer üppigen Schönen in den Armen im Fahrstuhl verschwand. Ihr hellbrauner Rücken war nackt. Seine Glückssträhne hielt offensichtlich weiter an.
Der Verfasser eines Kommentars, den ich kürzlich im Guardian gelesen hatte, hatte die Tatsache, dass sich unter jungen Frauen gebleichte Haut
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