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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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wachsender Beliebtheit erfreute, auf die allgemeine Vorliebe der 419er für hellhäutige Frauen geschoben, eine Vorliebe, die zu ihrem protzigen Lebensstil passe. Ein anderer Kommentator, ein römischkatholischer Priester, gab den 419ern und ihrer »unmoralischen Lebensweise« die Schuld an dem neuerdings »zunehmenden Materialismus« unter jungen Mädchen und ihrer Neigung, »sich zu kleiden wie im alten Babylon«. Wieder ein anderer Journalist machte die 419er für die Einschleppung des Aidsvirus in Nigeria verantwortlich.
    Den 419ern an allem die Schuld zu geben war eine nationale Freizeitbeschäftigung geworden. Allerdings kam es immer darauf an, welchen Teil des Elefanten man befühlte.
    Ich wusste zum Beispiel, dass Cash Daddy persönlich für den Unterhalt von zweihunderteinundzwanzig Waisen im Daughters of St. Jacinta Orphanage in Aba aufkam. Er ließ sämtliche Straßen im Wohnbezirk meiner Mutter teeren. Er ließ Bohrlöcher graben, Straßenlaternen aufstellen, eine medizinische Basisstation bauen. Vor zwei Tagen erst hatte ich einen Brief vom Ehemaligenverein meiner alten Schule erhalten, in dem ich um einen Beitrag zum neuen Unterrichtstrakt gebeten wurde. Ich antwortete prompt und erklärte, ich würde das ganze Vorhaben finanzieren. Ich wusste, wie es sich anfühlte, Klassenzimmer ertragen zu müssen, die keine Fenster, keine Türen und keinen Bodenbelag hatten, weil die zugesagten Gelder noch nicht komplett eingetroffen waren.
    Allen Behauptungen der Medien zum Trotz waren wir keine Schurken, und die guten Leute in Ostnigeria wussten das.
    In der Bar setzte ich mich an einen unauffälligen Tisch und wartete. Cash Daddy war der Schutzheilige von »Africa Time«, er würde also wie üblich mindestens eine Stunde zu spät kommen. Eine Kellnerin eilte mit einem unbezahlbaren Lächeln herbei.
    »Guten Abend, Oga.« Sie strahlte und schwang ihre Hüfte zur Seite.
    »Guten Abend …«
    »Was ist mit Oga Cash Daddy?« Sie strahlte und schwang ihre Hüfte zur anderen Seite.
    »Er kommt später«, entgegnete ich.
    Ich bestellte eine Flasche Cola und gab ihr ein Trinkgeld, das sie für ihr Strahlen und Hüftschwingen entschädigte. An meinem Getränk nippend, sah ich mich im Raum um.
    Kanu Sterling war da. Er und Cash Daddy hatten unter Money Magnet gearbeitet. Ich hatte gehört, dass Kanu seine Zigaretten mit Eindollarscheinen anzündete.
    Smooth war da. Anders als die meisten von uns war er ein geborener Verbrecher. Hochgebildet, äußerst kultiviert, von Geburt an die guten Dinge des Lebens gewohnt. Doch während er in Stanford, USA, studierte, war er dem süßen Sirenenruf illegalen Geldes verfallen.
    Amarachamiheuwa war da. Er war für den Herzstillstand eines der namhaftesten Wirtschaftsbosse in Brasilien verantwortlich, dem er hundertfünfzehn Polopferde abgeschwindelt hatte.
    Cash Daddy kam genau zweieinhalb Stunden nach dem Zeitpunkt, den er mir genannt hatte – ohne Protocol Officer, was bedeutete, dass er wahrscheinlich eine Edelkokotte in einem der Zimmer warten hatte und die Nacht im Hotel verbringen würde. Hände abklatschend und wildes Gelächter wechselnd ging er von Tisch zu Tisch. Diese Männer waren nicht unbedingt Freunde, aber sie waren alle in der Bruderschaft der coolen Knete vereint.
    »Pounds Sterling!«, sagte Cash Daddy zu Kanu. »Die einzige Währung mit einem Nachnamen! Dich habe ich ja schon ewig nicht mehr gesehen. Ich dachte schon, die Weißen hätten dich abserviert.«
    »Mich?«, erwiderte der Mann und schlug sich mehrmals auf die Brust. »Cash Daddy, mich? Wie das? Würden die wagen, mich abservieren? O bu na ujo adighi atu fa? Wissen die nicht, wer bin ich?«
    Amarachamiheuwas folgendes Telefongespräch übertönte alle anderen Geräusche im Haus.
    »Fahr sofort zu meinem Haus!«, schrie er. »Nein, nicht das in der Azikiwe Road! Fahr in das am Michael Opara Crescent! Mein Wachmann soll dir zeigen, wo ich meinen Mazda geparkt habe! Er steht in der Garage gleich neben dem Swimmingpool! Zwischen meinem Volvo und meinem Navigator ! Im Kofferraum liegen drei Aktenkoffer! Einer enthält Pfund! Einer enthält Dollar! Einer enthält Naira! Bring mir den Koffer mit den Naira! Beeil dich und komm sofort her!«
    Schließlich war Cash Daddy mit seiner Runde durch, setzte sich an einen Tisch seiner Wahl und winkte mir, mich dazuzusetzen.
    »Das Übliche«, sagte er zu der Kellnerin, die anscharwenzelt kam. Es war nicht dieselbe, die mich vorher bedient hatte.
    Ich bestellte

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