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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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bei den Juristen unterbringen.
    Ich wollte ihre Immatrikulationsfeier auf gar keinen Fall verpassen. Das sagte ich meiner Schwester.
    »Gott sei Dank«, seufzte sie. »Ich hatte schon Angst, du könntest wieder in London sein.«
    »Mach einfach eine Liste von allem, was du für den Tag brauchst, und dann rufst du mich später an und wir reden darüber.«
    Simpel. Wer sagte, dass es immer Tränen geben musste? Ich wandte mich wieder dem Geldverdienen zu.

    »Ich verlege das Wahlkampfhauptquartier in mein Haus in der Mbano Road«, verkündete Cash Daddy. »Es ist nicht gut, Geschäft und Vergnügen zu mischen. Ich möchte daher, Kings, dass du hier nach dem Rechten siehst.«
    Es wurde mir mit jedem Tag klarer, dass Gott offenbar über diese Gouverneursgeschichte schon länger zu ihm sprach, wahrscheinlich seit dem Tag, an dem er mich in sein Büro bestellt und mir das Angebot gemacht hatte, für ihn zu arbeiten. Irgendwie war ich gerührt, dass er mich ausgewählt hatte. Und stolz.
    »Ich bin zu groß, um weiter durch die Welt zu düsen und den Dollars nachzujagen«, fuhr er fort. »Jetzt soll das Geld mir nachjagen.«
    Das Leben verlaufe in Phasen, erklärte er, und jeder Mensch müsse lernen, sich auf jede Phase, die kommt, neu einzustellen. Er habe sein Lehrgeld im Leben bezahlt, und es sei jetzt an der Zeit, dass das Leben ihn gut behandle.
    Protocol Officers Eintreten unterbrach ihn in seinem Vortrag.
    »Cash Daddy, ich habe gerade mit Oma gesprochen«, sagte er. »Sie sagt, jemand in ihrer Bank hat sie vor unserem Konto gewarnt.«
    Je mehr Einzelheiten Protocol Officer nannte, umso wütender wurde Cash Daddy.
    »Was fällt denen ein?! Was soll die Schweinerei?!« Protocol Officers »Oma« lebte in Yorkshire. Er musste sich bei seinem ersten Gespräch mit ihr einen sehr starken Mugu-Zauber auf die Lippen getupft haben, denn Oma glaubte mit Inbrunst alles, was Protocol Officer ihr erzählte. Seit Jahrhunderten unterstützte ihn die alte Dame bei seinen Bemühungen, seine Mutter zur Krebsbehandlung aus Nigeria nach Großbritannien zu schaffen. Doch Omas aufgewecktere Kinder rieten ihr zunehmend zur Vorsicht. Bis jetzt hatte sie deren Rat stets in den Wind geschlagen – und nun hatte ein Mitarbeiter der Bank es versucht. Wieder einmal hatte sie sich mit der Bitte um Rat an Protocol Officer gewandt. Diese Oma war der Traum jedes 419ers.
    »Unglaublich, diese Schweinerei!«, blaffte Cash Daddy.
    »Hol mir sofort diese Bank an die Strippe!«
    Protocol Officer schloss einen Aktenschrank auf und zog einen Ordner heraus. Er blätterte ihn durch, bis er die Nummer gefunden hatte, die er suchte, dann wählte er und verlangte, mit dem Bankdirektor zu sprechen, bevor er das Handy weiterreichte.
    »Wissen Sie, wer ich bin?«, brüllte Cash Daddy.
    Vielleicht wusste es der Bankdirektor, vielleicht auch nicht.
    »Behandeln Sie so Ihre Großkunden? Hören Sie, ich gehe mit der Sache an die Öffentlichkeit! Verstehen Sie? Sie haben nicht das Recht, irgendjemandem Informationen darüber zu geben, was auf meinem Konto geschieht!«
    Das Brüllen zog sich hin. Ich konnte mir nur vorstellen, was am anderen Ende gesagt wurde.
    »Machen Sie das, weil ich ein Schwarzer bin? Das ist der Grund, nicht wahr? Wenn ich ein Weißer wäre, würden Sie mich nicht derart respektlos behandeln. Jetzt hören Sie mir mal gut zu! Auch wenn ich schwarze Haut habe, bin ich deswegen noch lange kein Affe und habe Anspruch darauf, mit Respekt behandelt zu werden!«
    Haha. Cash Daddy musste wirklich nicht befürchten, für einen Affen gehalten zu werden. Mit der richtigen Ernährung und der richtigen Anleitung durch überlegene Gehirne konnte ein Affe wahrscheinlich lernen, wie man Computer programmierte, große literarische Werke verfasste und wissenschaftliche Entdeckungen machte. Aber kein äffisches Produkt der Schöpfung oder der Evolution konnte mit solcher Lässigkeit satte Millionendollarbeträge einsacken. Ich konnte mich nicht für die gesamte schwarze Rasse verbürgen, aber die Nigger Nigerias waren ganz gewiss keine Affen.
    »Das sollte Ihnen auch leidtun!«, zeterte Cash Daddy weiter.
    Dann reichte er das Telefon an Protocol Officer zurück, der mit dem Direktor sprach, bevor er auflegte.
    »Er sagt, sie schicken eine förmliche Entschuldigung«, sagte Protocol Officer. »Er sagt, es tut ihnen sehr leid, und sie werden nachforschen, welcher Mitarbeiter mit Oma gesprochen hat, und disziplinarische Maßnahmen ergreifen. Er verspricht, dass es nicht

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