Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
Vom Netzwerk:
ausgerüstet, um nach einem bestimmten Muster Sprengladungen abwerfen zu können, die dann vom seismologischen Computer registriert werden. Cronkite hätte sich die Auswirkungen der Haftminen gar zu gern aus nächster Nähe angesehen.
    Nachdem er beide Vorstellungen aus seinem Kopf verbannt hatte, schraubte er acht Meilen vor Galveston die Abdeckung von dem bewußten Knopf ab und drückte mit seinem ganzen Gewicht darauf. Zunächst schien gar nichts zu geschehen, und Cronkite fürchtete schon, daß sie zu weit entfernt seien und der Auslösemechanismus nicht mehr funktionierte. Aber diejenigen, die sich im Hafen von Galveston aufhielten, bekamen ein eindrucksvolles Schauspiel geboten. Fast gleichzeitig krachten sechs Explosionen, und zwanzig Sekunden später neigte sich die Crusader, deren hintere Hälfte mitten durchgerissen war, nach Steuerbord und Tausende Tonnen Wasser strömten durch das Leck in den Bauch des Schiffes. Weitere zwanzig Sekunden später – also vierzig Sekunden nach der Explosion – erreichte das Krachen der Detonationen in stark abgeschwächter Form auch die Ohren der angestrengt horchenden Männer auf der Questar. Cronkite und Mulhooney, die allein auf der Brücke standen – das Schiff war auf Automatiksteuerung geschallt – sahen sich mit grimmiger Zufriedenheit an. Mulhooney, ein Ire mit dem typisch irischen Sinn fürs Feiern, brachte eine schon geöffnete Flasche Champagner zum Vorschein und goß zwei Gläser bis zum Rand voll. Cronkite, der sich normalerweise nicht das geringste aus dem Zeug machte, leerte sein Glas mit sichtlichem Genuß, und genau in dem Augenblick, als er es wegstellte, brach an Bord der Crusader Feuer aus.
    Die Öltanks waren zwar leer, nicht aber die Benzintanks des Dieselmotors. Dieseltreibstoff explodiert zwar normalerweise nicht, wenn er Feuer fängt, aber dafür brennt er um so intensiver. Innerhalb von Sekunden hatten die Flammen eine Höhe von sechzig Metern erreicht, und sie wurden mit jeder Sekunde höher, bis die ganze Stadt in purpurnes Licht gehüllt war – ein Phänomen, das den Bewohnern von Galveston sicherlich nur einmal im Leben zu sehen vergönnt war. Sogar von der Questar aus hatte der Anblick etwas Unwirkliches. Und dann verschwand das Feuer so plötzlich wie es begonnen hatte – die Crusader legte sich ganz auf die Seite, und das Wasser des Hafenbeckens löschte die Flammen. Nur ein paar kleine brennende Öllachen trieben noch auf dem Wasser, das war alles.
    Es stand außer Frage, daß Lord Worth einen neuen Tanker brauchen würde. Und der würde nicht so leicht zu beschaffen sein. Riesige Supertanker konnte man in dieser Gegend dutzendweise bekommen und mußte dafür nicht mehr tun, als den Telefonhörer in die Hand zu nehmen, aber Tanker wie die Crusader mit fünfzigtausend Bruttoregistertonnen waren kaum zu kriegen, vor allem deshalb, weil die Produktion von Schiffen dieser Größe auf der ganzen Welt vorübergehend eingestellt worden war. Jetzt bauten die Reedereien sie zwar wieder, aber bis zu ihrer Fertigstellung konnten gut und gerne noch ein oder zwei Jahre vergehen. Der Grund für die plötzliche Nachfrage nach kleineren Schiffen war denkbar einfach: Supertanker, die vom arabischen Golf nach Europa und zurück fuhren, mußten den Riesenumweg um das Kap der Guten Hoffnung machen, denn der neuerlich wiedereröffnete Suezkanal war für Schiffe mit solchem Tiefgang nicht passierbar – ein Problem, das sich bei kleineren Tankern nicht stellte. Es hieß, daß die von Haus aus cleveren griechischen Schiffseigner sich einen nicht unbeträchtlichen Anteil an der Schließung dieser Marktlücke gesichert hätten.
    An Bord der Meerhexe und in ihrer Umgebung herrschte reges Treiben. Der Tanker Torbello, der unter panamanesischer Flagge fuhr, hatte gerade Öl aus dem schwimmenden Vorratstank entnommen, als am nordöstlichen Horizont zwei Hubschrauber auftauchten. Es waren sehr große Sikorskis, die der sparsame Lord Worth für einen Apfel und ein Ei bekommen hatte – nicht etwa, weil sie schrottreif waren, sondern weil es zwei von Dutzenden von Maschinen waren, die seit Beendigung des Vietnam-Krieges ungenutzt herumstanden, und die Armee glücklich war, sie loszuwerden – normalerweise ist die Nachfrage nach ehemaligen Kampfflugzeugen nicht sonderlich groß.
    Nachdem der erste der Helikopter gelandet war, entstiegen ihm zweiundzwanzig Männer, angeführt von Lord Worth und Guiseppe Palermo. Die restlichen zwanzig, die nicht so aussahen,

Weitere Kostenlose Bücher