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Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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näherte, nahm auch ein weiteres seismologisches Überwachungsschiff Kurs auf Galveston. Dieses Wasserfahrzeug, das früher einmal ein Kutter der Küstenwache gewesen war, hatte Cronkite ohne Angabe von Erklärungen oder Gründen durch Vermittlung von Durant bekommen, der bei dem Treffen am Lake Tahoe die Gesellschaften des Galveston-Gebietes repräsentiert hatte. Der Heimathafen des Kutters, der den Namenszug Questar am Bug trug, war Freeport. Cronkite hätte die Ladung auch ohne Schwierigkeiten dorthin bringen lassen können, aber das hätte nicht seinen Absichten entsprochen, denn in Galveston löschte die Crusader ihre Ladung. Sie war einer der drei Tanker, die regelmäßig zwischen der Meerhexe und den Golfhäfen hin und her pendelten.
    Die Questar und Cronkite kamen fast zur gleichen Zeit an. Mulhooney, der die Questar kommandierte, steuerte sein Schiff zu einem Ankerplatz, der in der Nähe der Crusader lag. Mulhooney war eigentlich gar nicht der Kapitän der Questar. Den echten hatte der Anblick von zwei Tausenddollarnoten so überwältigt, daß er umgehend krank geworden war und es auch noch ein paar Tage bleiben würde. Cronkite begab sich nicht sofort an Bord der Questar, sondern unterhielt sich erst noch eine Weile mit dem obersten Zollinspektor, der nur mit einem Auge die Verladung des Sprengstoffes an Bord der Questar beobachtete. Die beiden Männer kannten sich schon seit vielen Jahren. Und abgesehen von der Bemerkung, daß draußen im Golf wohl wieder mal einer mit Streichhölzern gespielt habe, hatte der Inspektor weiter nichts zu sagen.
    So ganz nebenbei brachte Cronkite in Erfahrung, daß die Ladung der Crusader gerade fertig gelöscht sei und der Tanker in etwa einer Stunde wieder auslaufen werde. Er ging am Bord der Questar, begrüßte Mulhooney und begab sich geradewegs in die Mannschaftsmesse, wo er unter anderem auch drei Männer in Tauchanzügen vorfand, die bereits die Atemgeräte auf dem Rücken hatten. Er gab ihnen kurze Instruktionen, und die drei Taucher traten auf das Deck hinaus. Vom Dock her waren sie nicht zu sehen, weil die Aufbauten des Schiffes sie verdeckten. Sie kletterten eine Strickleiter hinunter und glitten lautlos ins Wasser. Dann wurden sechs Gegenstände zu ihnen hinuntergelassen – Magnetminen, die mit Metallklammern und einem über Funk steuerbaren Auslösemechanismus versehen waren. Sie waren so konstruiert, daß sie eine ganz leichte Schwimmkraft hatten und man sie mühelos unter Wasser hinter sich herziehen konnte.
    In der Dunkelheit warfen die riesigen Schiffskörper gegen die strahlendhellen Scheinwerfer am Ufer solche Schatten, daß die drei Taucher ruhig an der Oberfläche hätten schwimmen können, ohne gesehen zu werden. Aber Cronkite war kein Mann, der auch nur das kleinste Risiko einging. Die Minen wurden am hinteren Teil der Crusader angebracht – in etwa neun Meter Entfernung voneinander in ungefähr drei Meter Tiefe. Fünf Minuten nach ihrem Eintauchen neben der Questar waren die drei Taucher wieder zurück. Und weitere fünf Minuten später nahm die Questar Kurs aufs offene Meer.
    Obwohl er den gegenteiligen Ruf genoß, war auch Cronkite noch menschlicher Regungen fähig. Bei ihm von angeborener Gutartigkeit zu sprechen, wäre zwar eine beachtliche Verdrehung gewesen, denn er war vor allem ein harter Realist, aber er hatte von Natur aus keinen Mörderinstinkt. Und doch gab es zwei Dinge, die ihm im Augenblick beträchtliche Befriedigung bereitet hätten.
    Erstens hätte er die Crusader lieber auf offener See gesehen, wenn er den Knopf vor sich auf der Brücke drückte. Er war nicht scharf darauf, daß in Galveston unschuldige Menschen getötet wurden, aber diese Möglichkeit mußte man eben mit einkalkulieren. Haftminen konnten – wie italienische Taucher im Zweiten Weltkrieg in Alexandria hinreichend bewiesen hatten – ausgesprochene Verheerungen bei den vor Anker liegenden Schiffen anrichten. Was aber mit schwimmfähigen Haftminen passierte, wenn ein Schiff losfuhr und nach einiger Zeit seine Höchstgeschwindigkeit erreichte, war unmöglich vorherzusagen. Diesen Fall hatte es bislang noch nie gegeben. Es war auf jeden Fall denkbar, daß der Wasserdruck bei voller Fahrt ausreichte, die Magnethalter der Minen loszureißen – und die würden dann losschwimmen.
    Zweitens mußte Cronkite gegen die Versuchung ankämpfen, den Hubschrauber zu besteigen, der auf dem Achterdeck der Questar stand – viele Schiffe dieser Art sind mit einem Helikopter

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