Die Meerjungfrau
wollte ihm von Deane erzählen, aber
er wehrte mit entsetztem Gesicht und erhobenen Händen ab.
»Erzählen Sie mir bloß nichts.
Ich möchte nichts hören.« Er griff nach seinen auf dem Boden liegenden
Golfschlägern.
»Aber, Paul — «
Er winkte ab. »Ich weiß nicht,
was Sie tun, und ich will’s nicht wissen. Sie tragen völlig die Verantwortung
dafür«, sagte er. »Ich weiß bloß, daß ich Golf spielen gehe. Und ich werde
nicht eher damit aufhören, als bis Sie diesen Fall aufgeklärt haben oder ins
Gefängnis gesperrt worden sind. Was von beiden ist mir egal, obwohl ich
persönlich für Sie das Gefängnis vorziehen würde.«
»Werden Sie mir dann wenigstens
eine Postkarte schicken?« fragte ich.
»Bestenfalls den blauen Brief«,
knurrte er und verschwand aus dem Büro.
Gleich darauf klopfte es an die
Tür, und Pat streckte den Kopf herein. Sie trat ein paar Schritte weit ins Innere
des Büros, blieb vor dem Schreibtisch stehen und sah mich an.
»Da ist so was Gewisses in
Ihrem Gang, Süße«, sagte ich bewundernd. »Sie wackeln mit den Hüften.«
»Wenn es keine taktlose Frage
ist«, sagte sie kalt, »aber was geht hier eigentlich vor? Mr. Cramer ist
hinausgeschossen, als sei ihm der Steuerprüfer auf den Fersen.«
»Vielleicht ist er das«, sagte
ich. »So wie Mr. Cramer mich seit Jahren unterbezahlt, muß er ein
beträchtliches Vermögen angesammelt haben, und wahrscheinlich erscheint das
nicht in seinen Steuererklärungen. Wie könnte er sich sonst all die Schläger
leisten, die er in seinem Sack herumschleppt? Wer braucht schon sechzig
einzelne Schläger, um achtzehn Löcher zu machen?«
»Tut mir leid, daß ich gefragt
habe«, sagte sie kalt. »Ich rief ihm nach, er solle mir sagen, wann er
zurückkäme, aber er sagte, er komme überhaupt nie zurück und ich solle jedem,
der anriefe, mitteilen, er sei nach Alaska gefahren, um dem Winter zu entgehen.
Ist er verrückt geworden?«
»Nichts dergleichen«, versicherte
ich ihr. »Er ist bloß ein bißchen übergeschnappt, aber er wird sich schon
erholen. Entweder das oder es wird schlimmer.«
Sie dachte darüber nach, was
ein Fehler war, denn wenn sie versuchte, darin irgendeine Logik zu entdecken,
so mußte sie selbst überschnappen, und wenn es einmal soweit ist, tut man sich
schwer, wieder normal zu werden — fragen Sie Cramer.
»Ich glaube, ich gebe es auf«,
sagte sie. »Ich werde mich einfach an meinen Schreibtisch setzen und jedesmal , wenn das Telefon klingelt, anfangen zu tippen. —
Ist das das Richtige?«
»Das ist nicht nur das
Richtige, sondern beweist auch, daß Sie sich der Situation anpassen«, sagte
ich. »Und statt Briefe zu schreiben, können Sie sie stenografisch durchs
Telefon durchgeben.«
»Sehr gut«, sagte sie. »Und
wenn jemand anruft, dann belle ich einfach.«
»Wenn Sie das gut machen, dann
kriegen Sie vielleicht sogar ein Stück Hundekuchen«, sagte ich begeistert.
» Wuff !«
sagte sie und ging wieder hinaus.
Ich saß im Büro herum, und der
Rest des Morgens trödelte vorüber. Gegen ein Uhr dreißig klingelte das Telefon,
und ich meldete mich. Pat war weggegangen, um ein paar Hundekuchen und einen
alten Knochen zu sich zu nehmen und hatte das Telefon direkt auf Cramers Büro
umgeschaltet.
»Hier Tom, Max«, sagte Farleys
Stimme leise.
»Seit wann hast du
Kehlkopfentzündung?« fragte ich ihn. »Sprich ein bißchen lauter, Kamerad. Es
erleichtert alles, wenn ich dich verstehen kann.«
»Geht nicht, Max. Wir sind in Hacketts Bürogebäude. Joe verbindet sein Telefon mit
unserem. Bleib noch eine Weile am Apparat. Bis dann.«
Im Telefon herrschte Stille,
aber die Verbindung war nicht unterbrochen. Ich konnte gelegentlich schwache
klickende Laute hören. Schließlich meldete sich Tom wieder.
»Okay?« fragte er. »Gut — das
war nur eine Probe. Die Leitung ist jetzt in Ordnung.«
Im Hintergrund hörte ich
jemanden laut sagen: »Warum könnt Ihr Burschen das Telefon nicht nach unseren
Dienststunden in Ordnung bringen!«
Ich legte leise den Hörer auf,
lehnte mich zurück und wartete, daß Joe und Tom auftauchen würden.
Sie kamen ungefähr eine Stunde
später, beide mit breitem Grinsen auf den Gesichtern.
»Wir haben beide Apparate
angeschlossen«, sagte Farley. »Jetzt braucht Joe nur noch die Verbindung zu
unserer Vermittlung hier herstellen, dann ist alles okay.«
»Großartig«, sagte ich.
»Was wir jetzt brauchen, ist
ein Tonbandaufnahmegerät«, sagte Baxter. »Aber dafür habe ich gesorgt. Es
Weitere Kostenlose Bücher