Die Meerjungfrau
daß Hank Fisher es hatte. Ich geriet in eins der Tonstudios, die selten
benutzt werden, und Fisher spielte eben das Band ab. Ich erkannte es sofort —
aber es war verändert worden. Helenas Stimme war durch die eines Mannes ersetzt
worden.«
Ich starrte ihn an. »Wie
bitte?«
Er nickte bedrückt. »Genau, wie
ich gesagt habe. Helenas Stimme war durch die eines Mannes ersetzt worden.«
»Dann spielte auf dem Tonband
Jordan also eine feurige Liebesszene mit einem Mann?«
Er nickte. Ich stieß einen
leisen Pfiff aus. »Das kann einem Burschen wirklich an die Nieren gehen.«
»Ja«, sagte er. »Eine verdammte
Sache, jemandem so was anzutun. Ich nehme an, daß er, wenn irgendwer jemals
dahinterkäme, beruflich ruiniert wäre.«
»Wer hat die Männerstimme
gesprochen — Fisher?«
»Ganz recht. Hank sagte, ich
solle den Mund halten — er sagte, für ihn sei die Sache zehntausend Dollar
wert, und er versprach mir einen Tausender, wenn ich dichthielte.«
»Was hat Hackett mit alldem zu tun?«
»Hank dokterte das Tonband für
ihn. Hackett dachte, er könne leicht zu Geld kommen,
indem er bei Jordan die Daumenschrauben anlegte.«
»Das erklärt nach wie vor
nicht, weshalb Sie verschwunden sind.«
»Dazu komme ich noch«, sagte er
gelassen. »Mir war es ziemlich egal, was mit Jordan passierte, und den
Tausender hätte ich brauchen können. Aber die Sache klappte nicht. Hank wollte
seine zehntausend haben, nachdem er das gedokterte Band abgeliefert hatte, aber Hackett weigerte sich zu zahlen.«
»Und deshalb mußte Hank
sterben?«
»Ja.« Er nickte grimmig. »Ich
wurde in die Sache verwickelt, als Hank mich eines Abends aufsuchte. Er hatte
eine Todesangst. Nachdem einer von Hacketts Jungens
ihn verprügelt hatte, hatte er das Band ausgeliefert. Aber er besaß nach wie
vor das Original — das ursprüngliche Tonband.«
»Und?«
»Er war überzeugt, daß Hackett ihn trotzdem umbringen würde. Sehen Sie, soweit Hackett wußte, war Hank der einzige, der wegen des
gefälschten Bandes auspacken konnte, wenn etwas schief ging.«
»Und darum hat er Ihnen das
Originaltonband gegeben?«
»Ja«, sagte er.
»Was ist mit ihm geschehen?«
»Ich habe es vernichtet«, sagte
er.
»Das ist Pech«, sagte ich leise.
»Wenn wir das Band gehabt hätten, vielleicht hätte ich dann... Nun ja, egal.
Wie kam Hackett dahinter, daß Sie das Band hatten? Er
hat es doch vermutlich herausgefunden?«
»Allerdings«, sagte Baxter.
»Wie, weiß ich nicht — vielleicht kam Millhounds Mädchen
Dora dahinter, daß ich es hatte. Hank rief mich eines Tages, als er besonders
Angst hatte, von dort aus an.«
»Und Helena wußte, daß ihre
Stimme auf dem ersten Tonband war?«
»Ja«, sagte er. »Deshalb mußte sie
wahrscheinlich sterben. Hackett leistete saubere
Arbeit. Er wollte alle Leute aus dem Weg räumen, die von der Existenz auch nur
eines heimlich aufgenommenen Tonbands wußten.«
»Alle außer Ihnen.«
Er nickte. »Deshalb mußte ich
flüchten, Royal.« Baxter fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ich bekam
einen Anruf von einem von Hacketts Jungens. Er
erklärte mir, der Boß wisse von mir und dem Tonband. Er sagte, ich landete
genau wie Fisher im Fluß, wenn ich es Hackett nicht
aushändige.«
»Und?«
»Ich sagte ihm die Wahrheit.
Ich sagte ihm, ich hätte das ursprüngliche Tonband vernichtet. Vielleicht war
das ein Fehler.«
»Warum?«
Er zuckte die Schultern. »Er
sagte, in dem Fall sei alles okay. Aber es sei vielleicht besser, mal bei Hackett vorbeizukommen. Er wolle sicher mit mir sprechen.«
»Sie konnten ihn also nicht
überzeugen?«
»Ich dachte, ich hätte ihn
überzeugt.«
Ich schüttelte den Kopf. »Sie
haben recht. Hackett hat saubere Arbeit geleistet. Er
wollte keine ungelösten Probleme hinterlassen.«
»Aber ich erklärte ihm, ich
würde den Mund halten.«
»Das hat nicht gereicht. Er
mußte absolut sicher sein. Er wäre verrückt gewesen, hätte er das Risiko,
Jordan zu erpressen, auf sich genommen, solange er damit rechnen mußte, daß das
Originaltonband irgendwo auftauchte. Deshalb hat er auch, als Sie geflüchtet
waren, Ihre Wohnung auseinandergenommen.«
Baxter warf einen schnellen
Blick auf Noreen, und sie lächelte. »Ich war währenddessen nicht dort,
Darling«, sagte sie.
»Aber ich«, sagte ich. »Und das
war Ihr Glück, Baxter. Ich konnte einen Blick auf den Burschen werfen, der in
Ihrer Wohnung gewesen war — und auf mich geschossen hatte. Sie waren es nicht.«
»Ich glaube, ich
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