Die Meerjungfrau
bin ein Idiot
gewesen, Royal«, sagte er. »Vielleicht, wenn ich gleich zur Polizei gegangen
wäre, bevor all das anfing...«
»Schwamm drüber«, sagte ich.
»Vielleicht hätte man Ihnen dort gar nicht geglaubt. Amos Hackett hat großen Einfluß in dieser Stadt. Und jedenfalls ist das Vergangenheit. Jetzt
handelt es sich darum, Ihre Unschuld zu beweisen — und zwar vollständig.«
»Ich werde alles tun, was ich
kann«, sagte er mit rauher Stimme.
Ich grinste ihn an. »Als erstes
wird Sie einmal Noreen mit nach Hause nehmen. Nein — besser nicht nach Hause,
nicht in Ihre Wohnung. Gehen Sie mit ihr zurück ins Baradine . Und kommen Sie morgen früh wieder hierher. Farley wird Sie begleiten.«
»Danke, Royal«, sagte Baxter
dankbar.
Noreen nahm seinen Arm und
lächelte mir matt zu.
»Okay — .« Ich grinste. »Nun
schiebt ab, ihr beiden.«
Nachdem sie gegangen waren,
rief ich in meiner Wohnung an und lauschte auf das Rufzeichen des Telefons. Ich
dachte schon, Sylvia sei des Wartens müde geworden, als der Hörer abgenommen
wurde.
Die Stimme klang schläfrig, und
es war nicht die Sylvias. Kein Mädchen kann eine so heisere Stimme bekommen,
nicht einmal nach Scotch und Champagner. Ich fühlte, wie mein Kinn sich auf
meine Brust senkte, als der Kerl sagte: »Was soll das heißen, mich zu einer
solchen Nachtzeit anzurufen?«
»Was fällt Ihnen ein?« krächzte
ich. »Was fällt Ihnen ein, sich in meiner Wohnung aufzuhalten und sich an
meinem Telefon zu melden? Was fällt Ihnen eigentlich ein?«
»Sie sind entweder betrunken
oder verrückt oder wahrscheinlich beides«, sagte er kurz.
Im Hintergrund hörte ich
Sylvias schläfrige Stimme.
»Irgendein Irrer behauptet, er
wohne hier«, sagte der Mann. »Ich erklärte ihm gerade, er solle wieder zurück
in seine Zwangsjacke.«
»Das muß Royal sein«, sagte
sie. »Der hat Nerven.«
»Ich habe Nerven!« schrie ich.
»Hören Sie... «
Am anderen Ende der Leitung
ertönte ein leises Rascheln, und dann hörte ich Sylvias Stimme.
»Sie haben doch wohl nicht
erwartet, daß ich die ganze Nacht auf Sie warte, oder?« sagte sie mit heiserer
Stimme. »Nicht, nachdem noch der ganze unberührte Tag vor uns liegt — wie Sie
selber sagten. Schieben Sie ab, Max Royal, und tun Sie mir einen Gefallen —
beißen Sie so schnell wie möglich ins Gras!«
Es klickte sanft, als aufgelegt
wurde.
Ich verbrachte das, was von der
Nacht übrig war, in einem Hotel. Früh am nächsten Morgen wartete eine kleine
Versammlung auf Cramer in dessen Büro: Farley, Joe Baxter, Mrs. Baxter und ich. Wir saßen herum und warteten, bis Paul hereinkam.
Er trat ein, trug in seiner
einen Hand den Sack mit Golfschlägern und pfiff vergnügt vor sich hin. Damit
hörte er auf, als er uns sah.
»Was ist der Anlaß für diese
Party?« erkundigte er sich vorsichtig.
»Mr. Cramer«, sagte ich
formell, »darf ich Sie mit Mr. Joe Baxter bekannt machen?«
»Guten Mor ...«
Er brach plötzlich ab. »Baxter? Hinaus mit ihm — schmeißen Sie ihn von mir aus
in den Aufzugschacht, das ist mir egal, aber werden Sie ihn bloß los! Wenn der Commissioner je erfährt, daß Baxter in meinem Büro war,
dann...«
»Es ist eine faszinierende
Story, Paul«, sagte ich beschwichtigend. »Wollen Sie sich nicht setzen und sie
sich anhören?«
Ich schob ihn sanft zu seinem
Stuhl.
»Na gut«, seufzte er. »Aber Sie
halten mich hier nur mit brutaler Gewalt fest. Verstanden?«
Er nahm den Telefonhörer ab.
»Pat? Ich bin nicht da — für gar niemanden! Keine Anrufe, keine Besucher. Wenn
jemand wissen möchte, wo ich bin, so sagen Sie, das letzte, was Sie von mir
gehört hätten, sei, daß ich plötzlich nach Europa hätte verreisen müssen — es
sei mir eingefallen, daß ich bei meinem letzten Aufenthalt dort etwas hätte
liegen lassen. — Nein, es liegt nicht an der Hitze! Seien Sie ein braves
Mädchen und tun Sie, was man Ihnen sagt. Was meinen Sie? Sie könnten nicht das
eine sein und das andere tun? Lassen Sie jedenfalls niemanden herein, das ist
das Wichtigste!«
Er legte auf und starrte mich
finster an. »Wenn Sie erwarten, bei Ihrer Entlassung eine goldene Uhr zu
bekommen, dann sind Sie auf dem Holzweg, Royal.«
Ich erzählte ihm die
Geschichte. Als ich fertig war, blickte er interessiert, ja sogar fasziniert
drein.
»Ich habe heute früh einen
Umweg gemacht«, sagte ich. »Ich warf einen Blick auf Hacketts Büro — oder vielmehr sein Bürogebäude. Es liegt im zwölften Stock.«
»Sie benehmen mir den
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