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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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Dunkelheit beim besten Willen keinen Durchschlupf finden, der groß genug gewesen wäre, dass Lutz sich hätte hindurchzwängen können. An der westlichen Bretterwand, etwa fünfzehn Fuß über ihrem Kopf, fand sie eine kleine Fensteröffnung. Sie erinnerte sich, dass diese Öffnung vom Heuboden aus leicht zu erreichen war. Aber von außen? Ohne eine Leiter? Unmöglich.
    Ratlos blickte sich Henrika um, erwog einen bangen Moment sogar, zum Haus des Pfarrers zu laufen und ihn um Hilfe zu bitten. Aber vermutlich machte das die Sache nicht besser. Der alte Mann würde einen Heidenlärm veranstalten, wenn man ihn aus dem Schlaf riss.
    Als Henrika zur Nachbarscheune lief, sah sie mit Schrecken, dass die Tür nur angelehnt war. Das Schloss lag auf der Erde.
    Henrika starrte fassungslos auf die Tür. Wenn man sie und Lutz hier erwischte, steckte sie in der Klemme. Niemand würde ihr glauben, dass sie nur Elisabeths Sohn gefolgt war. Man würde sie beschuldigen, die Tür aufgebrochen zu haben, um etwas zu stehlen, was dem Kurfürsten zustand. Mit klopfendem Herzen betrat sie den dunklen Raum. Als sich ihre Augen an die Finsternis gewöhnt hatten, erkannte sie die Umrisse der Waage und einiger Kisten und Truhen, die vermutlich in den nächsten Tagen abgeholt und zum Schloss nach Heidelberg geschafft werden würden.
    Von Lutz war nichts zu sehen. Allmählich begann sie an ihrem Verstand zu zweifeln. Sie hatte die rote Kappe doch eindeutig erkannt. Machte er sich einen Spaß daraus, sich hinter einem Balken oder oben, auf dem Heuboden, vor ihr zu verstecken? Jeden Augenblick würde er mit seinem üblichen breiten Grinsen hervorspringen, sie bei beiden Händen packen und mit ihr durch die Scheune tanzen. Plötzlich drang ein Rascheln an Henrikas Ohr. Sie blickte hinauf zum Boden und entdeckte eine Leiter. Also hatte sie sich nicht getäuscht. Wut erfüllte sie.
    «Lutz, du Taugenichts, ich warne dich! Wenn du nicht auf der Stelle diesen Unfug lässt, wird deine Mutter dir das Fell gerben, auch wenn sie dir nur bis zu den Schultern reicht!»
    Ein verhaltenes Lachen drang durch die Scheune. Es klang dumpf und tief. Ehe Henrika ausmachen konnte, wo es herkam, traf etwas Schweres ihren Kopf und riss sie zu Boden. Sie schrie auf. Staub drang in ihre Kehle, dazu kam Panik, als sie bemerkte, dass sie sich kaum bewegen konnte. Sie zappelte verzweifelt, doch der Kampf gegen die Gewichte, die auf ihren Armen und Beinen lagen, war aussichtslos. Je mehr sie strampelte, desto weniger konnte sie sich rühren.
    Ein Fischernetz, erkannte sie, und ihr Entsetzen wuchs. Jemand musste gewartet haben, bis sie die Leiter erreicht hatte, um ihr von oben ein Netz über den Kopf zu werfen.
    Während sie an den Maschen zerrte, die sich immer fester um ihren Leib schnürten, hörte sie Schritte auf der Leiter. Dann blies ihr ein Mann seinen nach Bier riechenden Atem ins Gesicht. Trotz der Dunkelheit erkannte Henrika den Flickschuster. Nach ihm stiegen noch weitere Männer die Leiter herunter.
    Bunter packte sie derb und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen, die vor Genugtuung leuchteten.
    «Nun, Täubchen, hast du dir inzwischen überlegt, wie du mich milde stimmen kannst?», raunte er ihr zu.
    «Du Mistkerl! Du hast das Schloss aufgebrochen und mich in die Scheune gelockt.»
    Bunters Freunde lachten hämisch. Auf einen Wink des Schusters begab sich einer von ihnen zum Tor, um Wache zu stehen.
    «Ich würde an deiner Stelle nicht schreien», sagte Wilhelm Bunter hämisch. «Wenn du es tust, werden vier ehrbare Männer bezeugen, dass sie dich auf ihrem Heimweg vom Wirtshaus dabei ertappten, wie du die Zollhaustür aufgebrochen hast, um zu plündern. Du weißt hoffentlich, wem hier Glauben geschenkt wird, oder? Mein alter Freund Ulrich, der gerade die Tür bewacht, sitzt sogar im Ältestenrat der Kirche.»
    Henrika wandte den Kopf. Bunter würde mit seinen Lügen durchkommen, während man sie für einen Einbruch zur Rechenschaft ziehen würde, den sie nicht begangen hatte. Sie war ihm und seinen Freunden auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
    «Was habt ihr mit Lutz gemacht?», fragte sie mit erstickter Stimme. «Er hat dir seine Kappe gewiss nicht freiwillig gegeben, um mir eins auszuwischen. Also, wo ist er?»
    «Ach, das hässliche Ding meinst du?» Bunter nahm die Mütze vom Kopf und warf sie Henrika mit einem boshaften Grinsen vor die Füße. «Ich hatte eine ganz ähnliche zu Hause. Hab sie allerdings nie getragen. Wer will schon im Dunkeln mit einem

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