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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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Trunkenheit über Barbara hergefallen und sie in den Main geworfen hatte, als sie sich geweigert hatte, ihm Geld oder Schmuck zu geben. Er hatte ihr den Talisman abgenommen, jedoch erst später bemerkt, dass dieser wertlos war. Nach seiner Tat musste ihn die Reue gepackt haben. Darum hatte er Barbara aus dem Wasser gefischt und wie eine Opfergabe in die Kapelle gelegt.
    Henrika verstand nur zu gut, dass dies für ihren Meister die einfachste Erklärung war, und sie beschloss, es dabei zu belassen. Zu ihrem Glück hatte sich Carolus’ Wut auf sie bald wieder gelegt. Er erlaubte, dass sie Barbara besuchte und an ihrem Bett wachte, wenn er und Herr de Bry geschäftliche Angelegenheiten zu besprechen hatten.
    Barbara erholte sich erstaunlich schnell, zumindest körperlich. Die Wunde an ihrem Hinterkopf tat ihr zwar noch bei jeder Bewegung weh, aber ihr Gesicht gewann wieder ein wenig an Farbe. Eines jedoch schien Barbara unwiderruflich abhandengekommen zu sein: die Erinnerung an die Nacht, in der sie um ein Haar gestorben wäre. Henrika verbrachte viel Zeit damit, auf einem Hocker neben dem Bett des Mädchens zu sitzen, ihr Brühe einzuflößen oder einfach ihre Hand zu halten. Dabei fragte sie sich insgeheim, ob Barbara sich wirklich nicht erinnern konnte oder ob sie einfach nicht mehr an die schrecklichen Stunden jener Nacht denken wollte. Wenn Carolus oder sie behutsam versuchten, ihr Fragen zu stellen, fing sie an zu weinen und vergrub ihren Kopf unter der Decke, bis ihr Vater die Kammer verlassen hatte.
    «Eines Tages wird sie sich erinnern», erklärte Henrika dem Druckermeister, als sie ihn eines Morgens mit bekümmerter Miene in der Tafelstube fand. «Wir müssen Geduld haben und Gott danken, dass er sie uns nicht genommen hat.»
    Carolus nickte, während er mechanisch einige Urkunden auf dem Tisch hin- und herschob. «Ich habe mich zu wenig um sie gekümmert», sagte er. «Der Kampf um unsere Zeitung hat mich völlig in Anspruch genommen. Ich bin unendlich müde, Henrika, dabei stehen wir mit unserem Werk noch ganz am Anfang. Der Herr im Himmel weiß, ob ich es zu Ende führen werde. Ich bin so müde geworden.»
    «Bitte, redet nicht so, Meister», sagte Henrika erschrocken. «Ihr seid der Kopf, ohne den die Gazette weder Geist noch Gesicht hätte.»
    Er lächelte. «Und du, mein Kind, bist ihr Herz. Das spürte ich, als du zum ersten Mal meine Werkstatt betratst. Du hast in dieser kurzen Zeit nicht nur mein Haus, sondern auch die Zeitung mit Leben gefüllt. Ohne dich könnte ich so viele Boten aussenden, wie ich wollte. Ihre Nachrichten blieben nichts als seelenlose Worte. Du besitzt die Gabe, aus Worten Kunstwerke zu machen.» Er zögerte einen Moment, dann bat er Henrika, sich zu ihm zu setzen. «Aber das soll nicht heißen, dass der Sinn einer Gazette darin liegt, die Menschen mit Äußerlichkeiten zu beeindrucken. Wir wollen ihnen zeigen, was in der Welt geschieht, ohne auf ihre Gedanken Einfluss zu nehmen.»
    Henrika nickte. Sie hatten sich schon einmal darüber unterhalten. «Ich könnte ohne die Gazette vermutlich nicht mehr leben, aber wenn Ihr mich wegschicken müsst, dann bleibt mir nichts anderes übrig als …»
    «Wegschicken?», unterbrach sie Carolus erstaunt. «Wie kommst du auf diese Idee? Ich möchte, dass du dich in Straßburg künftig um die Kurierreiter kümmerst. Sie werden dir rechenschaftspflichtig sein und keinem anderen.»
    Henrika schoss das Blut ins Gesicht. Die Zeitung würde also nicht nur mit dem Bild geschmückt werden, das sie gezeichnet hatte, Carolus bot ihr auch noch einen bedeutenden Posten in seiner Werkstatt an. Überwältigt vor Freude, sprang sie auf.
    «Laurenz hat mir übrigens erzählt, dass ihr beide gute Neuigkeiten für mich habt», sagte Carolus.
    Henrikas Hochgefühl schwand. Es hatte gutgetan, wenigstens ein paar Augenblicke lang die Gegenwart zu verlassen und in Träumen zu schwelgen, aber wie gewöhnlich verblassten diese, wenn man es am wenigsten vermutete. Sie schluckte schwer.
    «Er hat Euch also erzählt …»
    Carolus tätschelte ihr begütigend die Hand. «Nur keine Sorge, mein Kind. Warum sollte ich etwas dagegen haben, wenn ihr beide heiratet. Laurenz ist ein aufgeweckter Kerl. Nun, da die Zunft ihn auch noch zum Meister gemacht hat, wird es ihm nicht schwerfallen, eine Familie zu ernähren. Ich werde vor den Zunftgenossen für euch bürgen.»
    «Aber …»
    Carolus stand auf und nahm die Papiere vom Tisch. «Du brauchst mir nicht zu danken. Ich

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