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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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sie sich umblickte, sah sie, dass sämtliche Setzer vor ihren Kästen und Laden standen und voller Eifer Lettern sortierten. Auch die Druckerpresse stand nicht still; geräuschvoll wurden die Hebel bedient, während einer der jüngeren Lehrbuben auf einer Trittleiter balancierte und druckfrische Bögen mit Klammern an der gespannten Trockenleine befestigte. Henrikas Herz hüpfte, als sie auf den Bögen das Bild erkannte, das sie für die Titelseite gezeichnet hatte.
    Meister Carolus hatte Wort gehalten.
    Er musste die in Frankfurt angefertigten Kupferplatten noch in der Nacht in die Werkstatt gebracht haben, und obwohl noch etliche Stunden verstreichen würden, bevor Adam die neugestaltete Relation mit seinem Bauchladen unter das Volk von Straßburg bringen konnte, spürte Henrika, wie ihre Hände vor Aufregung zitterten.
    «Meister Carolus hat bereits nach Euch gefragt, Jungfer», sagte der bucklige Adam. «Er ist mit den Kurieren in seinem Arbeitszimmer und lässt sich Bericht erstatten. Mir hat ein Vögelchen gezwitschert, dass dies aber bald Eure Aufgabe sein soll.»
    Henrika schluckte. Sie hatte nicht vorgehabt, die Männer zu stören, aber wenn Carolus ihre Anwesenheit wünschte … Also lief sie über den schmalen Flur, der die Werkstatt mit der eigentlichen Buchbinderei verband, klopfte kurz an und schlüpfte in den mit Büchern vollgestopften Raum.
    Meister Carolus hatte es sich in einem hohen Lehnstuhl mit grünen Polsterkissen bequem gemacht und knabberte an einem Apfel, während David hinter dem Schreibpult stand und mit Feuereifer Notizen zu Papier brachte. Drei junge Männer standen ihm gegenüber; ihr vierter Kamerad hatte sich ein Plätzchen auf der breiten Ofenbank gesucht. Der Reihe nach überreichten sie Meister Carolus ihre Taschen mit Depeschen. Der Druckermeister warf nur einen kurzen Blick auf die Schriftstücke, bevor er sie an David weiterreichte. Dieser legte die neueingetroffenen Informationen behutsam in einen Holzkasten, der eigentlich der Aufbewahrung von Lettern diente, und bat dann den ersten der Kuriere um seinen Bericht. Es war der Bote, der nach Rom geschickt worden war. Als Carolus Henrika entdeckte, unterbrach er den jungen Mann und bot ihr seinen Stuhl an, damit sie den Erzählungen lauschen konnte. Henrika winkte ab; sie wollte den Meister nicht vertreiben. Daher begnügte sie sich damit, sich auf die blank polierte Lehne des Sessels zu stützen. Dann hörte sie zu, was die jungen Reiter unterwegs erlebt hatten. Was sie erzählten, klang aufregend und verwirrend. Henrika hegte den Verdacht, dass die Männer ihre helle Freude daran hatten, ihre Erzählungen nach allen Regeln der Kunst auszuschmücken. Doch ihre Felleisen und die versiegelten Depeschen bewiesen eindeutig, dass sie die Städte, in die Carolus sie ausgesandt hatte, tatsächlich gesehen und die Informanten getroffen hatten. Was ihnen darüber hinaus während der Reise über die staubigen Landstraßen widerfahren war, hatte für die Gazette keinerlei Bedeutung, auch wenn es sie faszinierte. Während der nächsten beiden Stunden erfuhr Henrika alles über das deutsche Kaufmannsviertel in der Lagunenstadt Venedig, in der täglich Schiffe aus aller Welt eintrafen, über die Verhältnisse, die in der römischen Kurie und in der Burg des Papstes herrschten, und über die Kämpfe, welche die Kaufleute von Köln mit ihrem Bischof und dem Domkapitel ausfochten.
    «Und du kannst auf deinen Eid versichern, dass dein Gewährsmann in Wien dir die Wahrheit gesagt hat?» David hob den Kopf und warf dem Mann, der soeben seinen Bericht abgeschlossen hatte, einen forschenden Blick zu.
    «Ich kann nur das berichten, was man mir erzählt hat», antwortete der Kurier. Er klang ein wenig beleidigt, aber Henrika verstand, dass David nachhaken musste. Fehlerhafte Meldungen, ja, sogar Übertreibungen konnten der Gazette das Genick brechen, insbesondere zu dieser Zeit, da sie mit dem Anspruch an die Öffentlichkeit trat, Nachrichten aus ganz Europa zu übermitteln. Nicht nur Fürstenhäuser, auch Patriziersippen wie die Zorns würden ungehalten reagieren, wenn sie den Verdacht hegten, getäuscht zu werden. Und Meister Carolus stand mit seinem guten Namen und mit all seiner Habe dafür ein, dass die Informationen, die er druckte und verbreitete, auch der Wahrheit entsprachen.
    «Zwei volle Tage vergingen, bevor ich endlich zu diesem Herrn von …»
    «Nenne niemals die Namen derer, die dir Nachrichten verkaufen», unterbrach ihn

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