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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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David.
    «Unsere Kontaktpersonen müssen sich darauf verlassen können, dass ihr Inkognito gewahrt bleibt und sich nicht wie ein Lauffeuer im Reich verbreitet, wem wir unser Wissen verdanken», erklärte Meister Carolus ruhig.
    Der junge Kurier setzte zu einer Erwiderung an, überlegte es sich aber anders, als er Henrikas teilnahmsvollen Blick sah. Stattdessen erklärte er, dass ihm, wie seinen Kameraden, jeder Knochen im Leib schmerze und er keinen anderen Wunsch hege, als die nächste Badestube aufzusuchen und sich den Staub aus den Poren waschen zu lassen.
    «Ein hervorragender Einfall», stimmte Meister Carolus zu. «Das habt ihr euch auch redlich verdient.» Er kämpfte sich aus seinem Sessel hoch, verscheuchte David vom Schreibpult und entnahm der Lade eine Handvoll Silbergroschen, die er mit einer gönnerhaften Miene unter seinen Kurieren verteilte. Die Männer stutzten, ehe sie sich höflich, aber ohne wahre Begeisterung bedankten.
    «Kommt morgen in die Werkstatt, dann erhaltet ihr den versprochenen Lohn», sagte David. Er lief an den Kurieren vorbei, um sie zur Seitentür zu begleiten, die über den Hof zum Pferdestall führte. Als er die Tür öffnete und über die Schwelle treten wollte, stieß er beinahe mit Jeremias Zorn zusammen. Der junge Patrizier hatte gerade anklopfen wollen und wich irritiert zurück, als er David gegenüberstand.
    «Ratsherr Zorn», entfuhr es David. Verblüfft starrte er den jungen Mann an. Überraschung spiegelte sich auch in der Miene des Ratsherrn wider, der einen verlegenen Blick in die Buchbinderei warf. Er war allein gekommen. Vermutlich hatte man ihm in der Druckerei mitgeteilt, wo der Meister und die Kurierreiter zu finden waren.
    «Welche Ehre, Euch in unserem bescheidenen Haus begrüßen zu dürfen», sagte David. Widerwillig gab er den Weg frei, da er den Ratsherrn unmöglich vor der Türe abfertigen konnte.
    «Ist das der junge Ratsherr Jeremias?» Ohne eine Antwort abzuwarten, lief Meister Carolus zur Tür, ergriff die Hand des Patriziers und zog ihn in die Stube.
    «Ich fühle mich geehrt, dass unser Rat Anteil nimmt an unserer Freude über die Rückkehr unserer Kurierreiter», sprudelte es aus dem rundlichen Mann heraus. «Ihr seid gewiss gekommen, um die heldenhaften Kurierreiter zu begrüßen.» Er lachte. «Sicher verrate ich nicht zu viel, wenn ich Euch sage, dass sie wichtige Neuigkeiten nach Straßburg bringen.»
    «Nun ja, davon gehe ich aus», sagte Zorn gelassen. Er streifte die Kuriere mit einem flüchtigen Blick. «Wie mir zu Ohren gekommen ist, wurde Eure Tochter in Frankfurt das Opfer eines gemeinen Überfalls. Darf ich fragen, wie es um das Mädchen steht?»
    Meister Carolus seufzte. «Bedauerlicherweise nicht zum Besten, Ratsherr. Sie ist wach, träumt aber den ganzen Tag vor sich hin. An den Vorfall selbst vermag sie sich nicht zu erinnern, der liegt wie ein schwarzer Schatten über ihrem Gemüt. Nicht einmal Jungfer Henrika vermag es, zu ihr durchzudringen. Aber wenigstens wurde der feige Anschlag auf mein armes Kind bestraft. Die Frankfurter Büttel verstehen eben ihr Handwerk. Sie stöberten den Schurken auf und überführten ihn in einer Schänke vor Zeugen. Er wurde in einem Handgemenge erschlagen, nachdem er so dreist war, auch noch Jungfer Henrika und meinen früheren Gesellen anzugreifen.»
    Jeremias Zorn hob die Augenbrauen. «Ich hoffe, Ihr wurdet dabei nicht auch noch verletzt, Jungfer?»
    «Nein, Ratsherr, es geht mir gut», sagte Henrika scheu.
    «Ja, ja, es geht ihr blendend.» Meister Carolus lief zurück zu seinem Schreibpult und schlug das schwere Buch auf, in das David die Berichte der Kurierreiter eingetragen hatte. «Ich werde Euch nicht enttäuschen, Ratsherr», sagte er lächelnd. «Mein Geselle und die Jungfer werden sich unverzüglich daran machen, die Nachrichten unserer Reiter zu sortieren, danach können sie auf die Presse gelegt werden. Die Straßburger Relation hat eine prachtvolle Titelseite bekommen, die wir ebenfalls Jungfer Henrika verdanken. Sie hat sie sich ausgedacht und eigenhändig eine Vorlage gezeichnet, die der Kupferstecher übernommen hat.»
    Jeremias Zorn nickte anerkennend. «Dann darf ich nicht versäumen, auch Euch zu gratulieren, Jungfer. Wie es aussieht, wird man in Kürze noch oft von Euch hören, zumal Ihr Euch offensichtlich dafür entschieden habt, in unserem schönen Straßburg sesshaft zu werden.»
    Henrika errötete, fand aber keine Worte der Erwiderung. Wusste Zorn von Laurenz’ Absicht, sie

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