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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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bezweifle ich nicht, aber inzwischen habe auch ich ein paar Fragen, die mich nicht in Ruhe lassen. Ich möchte gern wissen, wer diese Frau ist, von der der Wirt gesprochen hat, und woher du sie kennst.»
    Henrika zuckte zusammen. David war längst nicht so gleichmütig, wie sie gedacht hatte. «Wieso glaubst du, dass mir die Frau bekannt ist?»
    «Das liegt doch auf der Hand. Ihr Diener hat dich erkannt, darum kam er auf dich zu. Vermutlich klammerte er sich an die Hoffnung, dass du die ganze Sache aufklärst und er mit einem blauen Auge davonkommt.»
    «Der Mann schlug seine Krallen in meinen Arm», erwiderte Henrika gereizt. «Wie um Himmels willen hätte ich ihm denn helfen können? Außerdem wurde Barbaras Band mit dem Amulett bei ihm gefunden. Und seine Kleidung war feucht, was durchaus nicht verwunderlich ist, wenn man gerade ein Kind mit einer Stange unter Wasser gedrückt hat.»
    «Zu dumm für ihn, dass er beschlossen hat, sie wieder aus dem Wasser zu fischen», spottete David zynisch. «Er schien mir nicht besonders kräftig gewesen zu sein, auch wenn er im Angesicht des Todes wie ein Wilder um sich schlug. Aber glaubst du wirklich, dass er so dumm war, Spuren zu legen, die direkt zu ihm führen?»
    «Woher soll ich wissen, was im Kopf eines Mörders vor sich geht?»
    «Wenn du ihn für schuldig hältst, warum stehen wir dann hier oben? Was willst du von der Frau erfahren, in deren Diensten der Kerl stand?»
    Henrika hob die Augenbrauen. Sie ahnte, worauf Davids Bemerkung abzielte. Sie war selbst nicht mehr davon überzeugt, dass der Knecht Barbara aus eigenem Antrieb überfallen hatte.
    «Ist es nicht eigenartig, dass diese Frau ruhig in ihrer Kammer geschlafen haben soll, während ihr Diener unten in der Schankstube zuerst des Mordes beschuldigt und dann getötet wurde? Warum hat der Wirt sie nicht herbeigerufen?»
    «Vielleicht hat sie ihm Geld gegeben, damit niemand sie stört», schlug Henrika halbherzig vor, denn sie erinnerte sich an das Leuchten in den Augen des Mannes, als sie ihm einen Silbergroschen zugesteckt hatte. Für Schankwirte galt die eiserne Regel ihres Gewerbes, höhergestellte Personen, die in ihrem Haus abstiegen, auf keinen Fall zu belästigen.
    «Und warum hat sie nicht selbst nachgesehen, was der Höllenlärm unten in der Schankstube zu bedeuten hat? Der Mann hat gebrüllt wie am Spieß, aber trotzdem hat sie nicht einmal einen Finger gerührt, um ihm zu helfen. Vermutlich wird sie morgen ein Protokoll unterzeichnen und sich über die Untat ihres Knechts bestürzt zeigen. Zu mehr ist sie nicht verpflichtet.»
    Wenn es nur so einfach wäre, dachte Henrika. Ein Teil von ihr sehnte sich danach, David endlich von ihrem Verdacht zu erzählen, ein anderer Teil fürchtete sich davor. Aber blieb ihr überhaupt noch eine Wahl? Wenn sich in der Kammer, auf die sie nun zuschritt, tatsächlich Anna von Neufeld aufhielt, dann gab es ohnehin kein Zurück mehr. Weder für Anna noch für sie.
    Beide Frauen würden Vorwürfe erheben. Tödliche Vorwürfe. Doch nur einer von ihnen würde man Glauben schenken.
    Auf Henrikas Klopfen antwortete niemand. Die Kammer war leer.
    «Die Frau scheint es mit ihrem Auszug eilig gehabt zu haben», bemerkte David, der sich aufmerksam umschaute. In dem Zimmer war es ziemlich kalt. Es gab zwar einen Ofen, aber die Kohle glühte bereits nicht mehr, als Henrika darin herumstocherte. An dem Tisch hatten vor nicht allzu langer Zeit zwei Personen gespeist. Ihre Schüsseln mit den Resten einer kalten Mahlzeit und eine Kerze, die Wachsflecken auf der Tischplatte hinterlassen hatte, waren noch nicht abgeräumt worden.
    Henrika schlug den Vorhang des wuchtigen Bettes zurück. Sie war hier, dachte sie, als ihr Blick auf die zerwühlten Laken fiel. Ihre Hand zitterte plötzlich so stark, dass sie sich an dem kunstvoll gedrechselten Pfosten festhalten musste.
    «Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.» David berührte sie behutsam am Arm. Sie ließ es sich gefallen, ohne sich von der Stelle zu bewegen, denn in der Geste des jungen Mannes lag mehr Trost und Verständnis, als er ahnen konnte. Laurenz hätte vermutlich darüber gelacht, aber …
    Henrika zog mit einer raschen Bewegung den Vorhang wieder zu. Überrascht kniff sie die Augen zusammen, dann wirbelte sie auf dem Absatz herum und starrte David erschrocken an.
    David zog seine Hand zurück. «Was hast du? Etwa wieder eine … Erscheinung?»
    «Laurenz war hier, in dieser Kammer», sagte sie.
    «Mein

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