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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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versuchtet, mir etwas zu verheimlichen. Es kann gefährlich werden, sich mit mir anzulegen.»
    «Ihr täuscht Euch, über meine sogenannte Nichte habe ich Euch nichts zu sagen. Und ich bekomme noch sechs Kreuzer von Euch, für den Wein.» Elisabeth verzog den Mund. «Hoffentlich schmeckt er Euch. Der Mundschenk Seiner Durchlaucht bietet bei Hofe gewiss andere Rebsorten an. Aber wir sind ein Volk, das gelernt hat, bescheiden zu sein.»
    «So bescheiden, dass Ihr nicht davor zurückschreckt, Eure Kunden zu vergiften?»
    Mit eisiger Miene stellte Anna das Glas auf das Schankbrett zurück. Elisabeth hob die Augenbrauen, schlug dann aber mit einem entsetzten Aufschrei die Hand vor den Mund. Ihre Mägde, die ein wenig abseits des Schanktisches mit zwei Bauernburschen geplaudert hatten, blickten neugierig zu ihr herüber.
    Auf der Oberfläche des Weins schwamm ein milchiger Schaum.
    «Der Wein war in Ordnung, als ich das Fass öffnete, das schwöre ich beim Blut des Heilands», jammerte Elisabeth. Anna konnte die Furcht der Wirtin spüren, denn schließlich zählte Giftmischerei zu den Verbrechen, die mit einem grausamen Tod bestraft wurden. Als Elisabeth nach dem verräterischen Glas greifen wollte, hielt Anna sie am Arm fest.
    «Ich habe Euch beobachtet, als Ihr mit Henrika gesprochen habt. Ihr habt etwas gegen sie in der Hand, nicht wahr?»
    «Lasst mich los», schimpfte die Wirtin. Ihre Miene zeigte nun Todesangst. Hastig drehte sie sich um und vergewisserte sich, dass keiner der Wachsoldaten aufmerksam geworden war. Dann wandte sie sich wieder Anna zu.
    «Henrika hat meinen Sohn Lutz mit einer Pistole niedergestreckt und glaubt nun, ich könnte das so einfach vergeben und vergessen. Das einfältige Ding. Als ob ich jemals vergessen könnte, dass sie sich in der Stunde höchster Not gegen uns gewandt hat. Meine Schwester, die Hutmacherwitwe, hat mich vor ihr gewarnt, aber ich stellte mich taub, weil mir das arme Waisenkind leidtat. Was konnte sie schon für die Sünden ihrer Mutter? Heute aber weiß ich es besser. Henrika ist eine Gefahr. Für uns und unser Dorf, das habe ich endlich erkannt.»
    «Aber Henrika sah erleichtert aus, als sie sich von Euch trennte.»
    «Ich ließ sie in dem Glauben, dass ich ihr verzeihe, damit sie mich nicht länger behelligt. Was habe ich schon davon, wenn sie mich um Verzeihung bittet?» Ängstlich blickte Elisabeth auf die Weinfässer. «Aber ich würde niemanden vergiften. Das müsst Ihr mir glauben. Hat sie Euch zu mir geschickt? Glaubt sie, dass ich mich auf diese Weise an ihr rächen will?»
    Anna griff nach dem Glas, leerte seinen Inhalt zu Boden und schaufelte mit der Spitze ihres Schuhs Sand über den schneeweißen Schaum, bis nichts mehr davon zu sehen war. Sie hatte erfahren, was sie wissen wollte.
    «Haltet Euch in Zukunft von Henrika fern, verstanden? Und sorgt auch dafür, dass keiner Eurer Bauernfreunde sich ihr nähert. Ich will nicht, dass sie noch mit irgendjemandem im Dorf verkehrt. Alle müssen sie meiden, hört Ihr? Alle.»
    Elisabeth gab einen zustimmenden Laut von sich. Ihr war anzumerken, dass sie nie zuvor eine so große Angst ausgestanden hatte. Doch als Anna ihr das leere Glas in die Hand drückte, fing sie sich so rasch, dass Barthels Nichte nicht umhinkonnte, ihr Bewunderung zu zollen. Normalerweise dauerte es nicht so lange, andere Menschen einzuschüchtern und ihnen ihren Willen aufzuzwingen. Vor allem bei Frauen hatte sie meist ein leichtes Spiel. Diese Wirtin aber war stärker als die Püppchen, die sie vom Heidelberger Hof kannte. Es würde ihr zwar nichts nützen, sich weiter mit ihr zu befassen, aber möglicherweise war es amüsant. Kam die Alte ihren Plänen jedoch in die Quere, würde sie schon Mittel und Wege finden, sie unschädlich zu machen.
    «Ich werde über die Qualität Eures Weines kein Wort verlieren, Wirtin. Aber dafür solltet Ihr mir in Zukunft etwas mehr entgegenkommen.»
    «Was wollt Ihr denn noch von mir?» Elisabeth gab sich keine Mühe, ihre Abneigung gegen das Edelfräulein zu verheimlichen.
    «Ich verspreche Euch, dass ich kein Wort mehr mit Eurer teuren Henrika wechseln werde», sagte sie mit grimmiger Miene. «Ihr braucht meinem Wein also kein Gift mehr beizumischen, um mich einzuschüchtern. Seid Ihr nun zufrieden? Bei Gott, ich hätte nie gedacht, dass Henrika so weit gehen würde. Mir so eine Furie auf den Hals zu hetzen.»
    «Natürlich bin ich zufrieden, meine Liebe. Und meine Freundin wird es ebenfalls sein, wenn ich ihr

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