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Die Meistersinger von Nürnberg

Die Meistersinger von Nürnberg

Titel: Die Meistersinger von Nürnberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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findet er auf dem Grunde eine Wurst und einen Kuchen und läßt sich sogleich an, diese zu verzehren, als Sachs, der ihn fortwährend nicht beachtet, mit starkem Geräusch eines der großen Blätter des Folianten umwendet.)
    David (fährt zusammen, verbirgt das Essen und wendet sich zurück) :
Gleich, Meister! Hier!
Die Schuh' sind abgegeben
in Herrn Beckmessers Quartier.
Mir war's, als rieft Ihr mich eben? (Beiseite.)
Er tut, als säh' er mich nicht?
Da ist er bös', wenn er nicht spricht! –
(Er nähert sich sehr demütig langsam Sachs.)
Ach, Meister, wollt mir verzeih'n!
Kann ein Lehrbub' vollkommen sein?
Kenntet Ihr die Lene wie ich,
dann vergäbt Ihr mir sicherlich.
Sie ist so gut, so sanft für mich
und blickt mich oft an so innerlich.
Wenn Ihr mich schlagt, streichelt sie mich
und lächelt dabei holdseliglich.
Muß ich karieren, füttert sie mich
und ist in allem gar liebelich.
Nur gestern, weil der Junker versungen,
hab ich den Korb ihr nicht abgerungen.
Das schmerzte mich; und da ich fand,
daß nachts einer vor dem Fenster stand
und sang zu ihr und schrie wie toll,
da hieb ich ihm den Buckel voll.
Wie käm' nun da was Großes drauf an?
Auch hat's uns'rer Liebe gar wohl getan.
Die Lene hat mir eben alles erklärt
und zum Fest Blumen und Bänder beschert.
(Er bricht in größere Angst aus.)
Ach, Meister, sprecht doch nur ein Wort!
(Beiseite.) Hätt' ich nur die Wurst und den Kuchen erst fort!
    Sachs (hat unbeirrt immer weitergelesen. Jetzt schlägt er den Folianten zu. Von dem Geräusch erschrickt David so, daß er strauchelt und unwillkürlich vor Sachs auf die Knie fällt. Sachs sieht über das Buch, das er noch auf dem Schoße behält, hinweg, über David, welcher immer auf den Knien furchtsam nach ihm aufblickt, hin und heftet seinen Blick unwillkürlich auf den hinteren Werktisch).
(Sehr leise):
Blumen und Bänder seh' ich dort!
Schaut hold und jugendlich aus!
Wie kamen mir die ins Haus?
    David (verwundert über Sachs' Freundlichkeit) :
Ei, Meister! ‘s ist heut festlicher Tag;
da putzt sich jeder, so schön er mag.
    Sachs (immer leise, wie für sich) :
Wär' heut Hochzeitsfest?
    David: Ja, käm's erst so weit, daß David die Lene freit!
    Sachs (immer wie zuvor) :
‘s war Polterabend, dünkt mich doch?
    David (für sich) :
Polterabend? – Da krieg' ich's wohl noch?
(Laut.) Verzeiht das, Meister! Ich bitt', vergeßt!
Wir feiern ja heut' Johannisfest.
    Sachs: Johannisfest?
    David (beiseite) :
Hört er heut' schwer?
    Sachs: Kannst du dein Sprüchlein? Sag es her!
    David (ist allmählich zu stehen gekommen) :
Mein Sprüchlein? Denk', ich kann es gut. (Beiseite.)
‘s setzt nichts! Der Meister ist wohlgemut! –
(Stark und grob.)
»Am Jordan Sankt Johannes stand« –
    Sachs: Wa – was?
    David (lächelnd) :
Verzeiht, das Gewirr! Mich machte der Polterabend irr.
(Er sammelt sich und stellt sich gehörig auf)
»Am Jordan Sankt Johannes stand,
all' Volk der Welt zu taufen;
kam auch ein Weib aus fernem Land,
von Nürnberg gar gelaufen;
sein Söhnlein trug's zum Uferrand,
empfing da Tauf' und Namen;
doch als sie dann sich heimgewandt,
nach Nürnberg wieder kamen,
in deutschem Land gar bald sich fand's,
daß wer am Ufer des Jordans
Johannes war genannt,
an der Pegnitz hieß der Hans.« (Sich besinnend.)
Hans? Hans!
Herr! Meister! (Feurig.) ‘s ist heut Eu'r Namenstag!
Nein! Wie man so was vergessen mag!
Hier! Hier, die Blumen sind für Euch,
die Bänder – und was nur alles noch gleich?
Ja, hier schaut! Meister, herrlicher Kuchen!
Möchtet Ihr nicht auch die Wurst versuchen?
    Sachs (immer ruhig, ohne seine Stellung zu verändern) :
Schön Dank, mein Jung', behalt's für dich!
Doch heut auf die Wiese begleitest du mich.
Mit Blumen und Bändern putz' dich fein;
sollst mein stattlicher Herold sein.
    David: Sollt' ich nicht lieber Brautführer sein?
Meister, ach Meister! Ihr müßt wieder frein!
    Sachs: Hätt'st wohl gern eine Meist'rin im Haus?
    David: Ich mein', es säh' doch viel stattlicher aus.
    Sachs: Wer weiß! Kommt Zeit, kommt Rat.
    David: ‘s ist Zeit!
    Sachs: Dann wär' der Rat wohl auch nicht weit?
    David: Gewiß! Gehn schon Reden hin und wieder,
den Beckmesser, denk' ich, sängt Ihr doch nieder?
Ich mein', daß der heut' sich nicht wichtig macht.
    Sachs: Wohl möglich! Hab mir's auch schon bedacht. –
Jetzt geh' und stör' mir den Junker nicht!
Komm wieder, wenn du schön gericht't.
    David (küßt Sachs gerührt die Hand) :
So war er noch nie, wenn sonst auch gut!
Kann mir gar nicht mehr

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