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Die Meistersinger von Nürnberg

Die Meistersinger von Nürnberg

Titel: Die Meistersinger von Nürnberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Kreidestrichen bedeckte Tafel heraus; die Meister brechen in ein Gelächter aus.)
    Walther: Hört doch! Zu meiner Frauen Preis
gelang' ich jetzt erst mit der Weis'.
    Beckmesser (das Gemerk verlassend) :
Singt, wo Ihr wollt! Hier habt Ihr vertan.
Ihr Meister, schaut die Tafel Euch an:
so lang' ich leb', ward's nicht erhört;
ich glaubt's nicht, wenn Ihr's all auch schwört!
    Walther: Erlaubt Ihr's, Meister, daß er mich stört?
Blieb ich von allen ungehört?
    Pogner: Ein Wort, Herr Merker! Ihr seid gereizt!
    Beckmesser: Sei Merker fortan, wer danach geizt!
Doch daß der Junker hier versungen hat,
beleg' ich erst noch vor der Meister Rat.
Zwar wird's 'ne harte Arbeit sein:
wo beginnen, da wo nicht aus noch ein?
Von falscher Zahl und falschem Gebänd'
schweig' ich schon ganz und gar;
zu kurz, zu lang, wer ein End' da fänd'!
Wer meint hier im Ernst einen Bar?
Auf »blinde Meinung« klag' ich allein:
sagt, konnt' ein Sinn unsinniger sein?
    Die Meister (ohne Sachs und Pogner) :
Man ward nicht klug! Ich muß gestehn.
Ein Ende konnte keiner erseh'n.
    Beckmesser: Und dann die Weis'! Welch tolles Gekreis'
aus »Abenteuer«-, »blau Rittersporn«-Weis',
»hoch Tannen«- und »stolz Jüngling«-Ton!
    Kothner: Ja, ich verstand gar nichts davon!
    Beckmesser: Kein Absatz wo, kein' Koloratur,
von Melodei auch nicht eine Spur!
    Ortel, dann Foltz: Wer nennt das Gesang?
    Moser: Es ward einem bang'!
    Nachtigall: Ja, 's ward einem bang!
    Vogelgesang: Eitel Ohrgeschinder!
    Zorn: Auch gar nichts dahinter!
    Kothner: Und gar vom Singstuhl ist er gesprungen!
    Beckmesser: Wird erst auf die Fehlerprobe gedrungen?
Oder gleich erklärt, daß er versungen?
    Sachs (der vom Beginne an Walther mit wachsendem Ernst zugehört hat, schreitet vor) :
Halt Meister! Nicht so geeilt!
Nicht jeder Eure Meinung teilt.
Des Ritters Lied und Weise,
sie fand ich neu, doch nicht verwirrt;
verließ er unsre Gleise,
schritt er doch fest und unbeirrt.
Wollt Ihr nach Regeln messen,
was nicht nach Eurer Regeln Lauf,
der eig'nen Spur vergessen,
sucht davon erst die Regeln auf!
    Beckmesser: Aha, schon recht! Nun hört Ihr's doch:
den Stümpern öffnet Sachs ein Loch,
da aus und ein nach Belieben
ihr Wesen leicht sie trieben.
Singet dem Volk auf Markt und Gassen;
hier wird nach den Regeln nur eingelassen!
    Sachs: Herr Merker, was doch solch ein Eifer?
Was doch so wenig Ruh'?
Eu'r Urteil, dünkt mich, wäre reifer,
hörtet Ihr besser zu.
Darum, so komm' ich jetzt zum Schluß,
daß den Junker man zu End' hören muß.
    Beckmesser: Der Meister Zunft, die ganze Schul',
gegen den Sachs da sind wir Null.
    Sachs: Verhüt' es Gott, was ich begehr',
daß das nicht nach den Gesetzen wär'!
Doch da nun steht geschrieben:
»Der Merker werde so bestellt,
daß weder Haß noch Lieben
das Urteil trübe, das er fällt« –
Geht der nun gar auf Freiersfüßen,
wie sollt' er da die Lust nicht büßen,
den Nebenbuhler auf dem Stuhl
zu schmähen vor der ganzen Schul'?
    (Walther flammt auf.)
    Nachtigall: Ihr geht zu weit!
    Kothner: Persönlichkeit!
    Pogner: Vermeidet, Meister, Zwist und Streit!
    Beckmesser: Ei, was kümmert doch Meister Sachsen,
auf was für Füßen ich geh?
Ließ er doch lieber Sorge sich wachsen,
daß mir nichts drück' die Zeh'!
Doch seit mein Schuster ein großer Poet,
gar übel es um mein Schuhwerk steht.
Da seht, wie's schlappt und überall klappt!
All seine Vers' und Reim' ließ ich ihm gern daheim,
Historien, Spiel' und Schwänke dazu,
brächt' er mir morgen die neuen Schuh'!
    Sachs (kratzt sich hinter den Ohren) :
Ihr mahnt mich da gar recht:
doch schickt sich's, Meister, sprecht,
daß, find' ich selbst dem Eseltreiber
ein Sprüchlein auf die Sohl',
dem hochgelahrten Herrn Stadtschreiber
ich nichts drauf schreiben soll?
Das Sprüchlein, das Eu'r würdig sei,
mit all meiner armen Poeterei
fand ich noch nicht zur Stund';
doch wird's wohl jetzt mir kund,
wenn ich des Ritters Lied gehört:
drum sing' er nun weiter ungestört!
    (Walther steigt in großer Aufregung auf den Singstuhl und blickt stehend herab.)
    Beckmesser: Nicht weiter! Zum Schluß!
    Ortel, Moser, Vogelgesang, Nachtigall (nacheinander) :
Genug!
    Zorn, Eißlinger: Zum Schluß!
    Kothner: Genug! Zum Schluß .
    Sachs (zu Walther) :
Singt dem Herrn Merker zum Verdruß!
    Beckmesser: Was sollte man da noch hören?
Wär's nicht Euch zu betören?
    (Er holt aus dem Gemerk die Tafel herbei und hält sie während des Folgenden, von einem zum andern sich wendend, zur Prüfung den Meistern vor.)
    Walther: Aus finst'rer

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