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Die Meistersinger von Nürnberg

Die Meistersinger von Nürnberg

Titel: Die Meistersinger von Nürnberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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sich auf die Steinbank unter der Linde.)
    Eva: Wird's nicht zu kühl?
‘s war heut' gar schwül.
    Pogner: Nicht doch, ‘s ist mild und labend; gar lieblich lind der Abend.
    (Eva setzt sich zögernd und beklommen Pogner zur Seite.)
    Das deutet auf den schönsten Tag,
der morgen soll erscheinen.
o Kind, sagt dir kein Herzensschlag,
welch Glück dich morgen treffen mag,
wenn Nüremberg, die ganze Stadt
mit Bürgern und Gemeinen,
mit Zünften, Volk und hohem Rat,
vor dir sich soll vereinen, d
aß du den Preis, das edle Reis,
erteilest als Gemahl
dem Meister deiner Wahl?
    Eva: Lieb' Vater, muß es ein Meister sein?
    Pogner: Hör' wohl:
ein Meister deiner Wahl.
    (Magdalene erscheint an der Tür und winkt Eva.)
    Eva (zerstreut) :
Ja – meiner Wahl! Doch tritt nur ein –
(Laut zu Magdalene gewandt.)
Gleich, Lene, gleich! –zum Abendmahl.
(Sie steht auf.)
    Pogner (ärgerlich aufstehend) :
‘s gibt doch keinen Gast?
    Eva (wie zuvor) :
Wohl den Junker?
    Pogner (verwirrt) :
Wieso?
    Eva: Sahst ihn heut' nicht?
    Pogner (halb für sich nachdenklich zerstreut) :
Ward sein nicht froh. –
(Sich zusammennehmend.) Nicht doch! Was denn?
(Sich vor die Stirn klopfend.) Ei, werd ich dumm?
    Eva: Lieb' Väterchen, komm! Geh', kleid' dich um!
    Pogner (während er ins Haus vorangeht) :
Hm! – Was geht mir im Kopf doch ,rum?
    Magdalene (heimlich zu Eva) :
Hast was heraus?
    Eva (ebenso) :
Blieb still und stumm.
    Magdalene: Sprach David:
meint', er habe vertan.
    Eva (erschrocken) :
Der Ritter! Hilf Gott, was fing' ich an?
Ach, Lene, die Angst! Wo was erfahren?
    Magdalene: Vielleicht vom Sachs?
    Eva (heiter) :
Ach, der hat mich lieb! Gewiß, ich geh' hin.
    Magdalene: Laß drin nichts gewahren!
Der Vater merkt' es, wenn man jetzt blieb'.
Nach dem Mahl:
dann hab ich dir noch was zu sagen,
(im Abgehen auf der Treppe)
was jemand geheim mir aufgetragen.
    Eva (sich umwendend) :
Wer denn? Der Junker?
    Magdalene: Nichts da! Nein, Beckmesser!
    Eva: Das mag was Rechtes sein!
    (Sie geht in das Haus, Magdalene folgt ihr.)

Dritte Szene
    (Sachs ist, in leichter Hauskleidung, von innen in die Werkstatt zurückgekommen. Er wendet sich zu David, der an seinem Werktische verblieben ist.)
    Sachs: Zeig her! – ‘s ist gut. – Dort an die Tür
rück' mir Tisch und Schemel herfür! –
Leg' dich zu Bett! Steh' auf beizeit'
verschlaf die Dummheit, sei morgen gescheit!
    David (während er den Tisch und Schemel richtet) :
Schafft Ihr noch Arbeit?
    Sachs: Kümmert dich das?
    David (für sich) :
Was war nur der Lene? Gott weiß, was! –
Warum wohl der Meister heute wacht?
    Sachs: Was stehst noch?
    David: Schlaft wohl, Meister!
    Sachs: Gut' Nacht!
    (David geht in die der Gasse zu gelegene Kammer ab.)
    Sachs (legt sich die Arbeit zurecht, setzt sich an der Tür auf den Schemel, läßt aber die Arbeit wieder liegen und lehnt, mit dem Arm auf den geschlossenen Unterteil des Türladens gestützt, sich zurück) :
Was duftet doch der Flieder
so mild, so stark und voll!
Mir löst es weich die Glieder,
will, daß ich was sagen soll.
Was gilt's, was ich dir sagen kann?
Bin gar ein arm einfältig Mann!
Soll mir die Arbeit nicht schmecken,
gäbst, Freund, lieber mich frei;
tät' besser, das Leder zu strecken,
und ließ alle Poeterei.
    (Er nimmt heftig und geräuschvoll die Schusterarbeit vor. Läßt wieder ab, lehnt sich von neuem zurück und sinnt nach.)
    Und doch, ‘s will halt nicht geh'n.
Ich fühl's – und kann's nicht versteh'n –
kann's nicht behalten – doch auch nicht vergessen;
und faß ich es ganz – kann ich's nicht messen!
Doch wie wollt' ich auch messen,
was unermeßlich mir schien?
Kein' Regel wollte da passen
und war doch kein Fehler drin.
Es klang so alt und war doch so neu
wie Vogelsang im süßen Mai!
Wer ihn hört
und wahnbetört
sänge dem Vogel nach,
dem brächt' es Spott und Schmach. –
Lenzes Gebot, die süße Not,
die legt' es ihm in die Brust:
nun sang er, wie er mußt'!
Und wie er mußt' – so konnt' er's;
das merkt' ich ganz besonders.
Dem Vogel, der heut' sang,
dem war der Schnabel hold gewachsen:
macht' er den Meistern bang,
gar wohl gefiel' er doch Hans Sachsen.
(Er nimmt mit heiterer Gelassenheit seine Arbeit vor.)

Vierte Szene
    (Eva ist auf die Straße getreten, hat sich schüchtern der Werkstatt genähert und steht jetzt unbemerkt an der Tür bei Sachs.)
    Eva: Gut'n Abend, Meister! Noch so fleißig?
    Sachs (fährt angenehm überrascht auf) :
Ei, Kind!
Lieb Evchen! Noch so spät?
Und doch, warum so spät noch, weiß ich:
die neuen

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