Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Memoiren des Grafen

Die Memoiren des Grafen

Titel: Die Memoiren des Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
glaubt.»
    George schrieb weiter, dann überreichte er ihr die Zettel und wandte sich an den Hausherrn.
    «Das Gescheiteste, was Sie tun können, Caterham –»
    «Ja?», fragte er erwartungsvoll.
    «Das Gescheiteste ist, Sie überlassen alles mir.»
    «Sicherlich», bestätigte der Lord lebhaft. «Genau, was ich mir dachte! Sie finden die Polizei und Dr. Cartwright im Ratssaal. Der Tote ist ebenfalls dort. Chimneys steht völlig zu Ihrer Verfügung, mein lieber Lomax. Tun Sie alles, was Sie für nötig erachten.»
    «Danke», sagte George. «Falls ich Sie etwas fragen muss –»
    Aber Lord Caterham war bereits sachte durch die Tür verschwunden. Bundle hatte seinem Rückzug schmunzelnd zugesehen.
    «Ich gebe diese Telegramme sofort auf», erklärte sie. «Sie kennen ja den Weg zum Ratssaal.»
    «Ich danke Ihnen, Lady Eileen.»

11
     
    L ord Caterham war keineswegs erpicht auf ein weiteres Gespräch mit George Lomax und machte daher einen langen Spaziergang. Erst das nagende Gefühl von Hunger trieb ihn wieder heim. Außerdem meinte er, das Schlimmste sei nun wohl überstanden.
    Durch eine Seitentür schlüpfte er ins Haus und gelangte verstohlen in seine Klause. Er redete sich ein, dass niemand ihn bemerkt hätte, aber da irrte er sich. Dem wachsamen Tredwell entging nichts.
    Er erschien lautlos unter der Tür.
    «Verzeihen Sie, Mylord –»
    «Was gibt es denn, Tredwell?»
    «Mr Lomax möchte Seine Lordschaft im Arbeitszimmer sprechen, sobald Sie zurückkehren.»
    «Es muss ja wohl früher oder später sein.»
    Mit einem Seufzer durchmaß der Lord die weiten Hallen seines Ahnenschlosses und kam zur Bibliothek. Die Tür war verschlossen, wurde aber gleich von innen geöffnet, und George blickte spähend heraus.
    «Ah, Caterham. Kommen Sie. Wir überlegten gerade, wo Sie stecken könnten.»
    Lord Caterham murmelte etwas von Gutsgeschäften und trat ins Zimmer. Zwei weitere Männer befanden sich darin. Der eine war Colonel Melrose, der Polizeichef, der andere ein vierschrötiger Mann mittleren Alters mit einem hölzernen, ausdruckslosen Gesicht.
    «Inspektor Battle traf vor einer halben Stunde ein», erläuterte George. «Er hat sich bereits mit Badgworthy und Dr. Cartwright unterhalten. Nun wünscht er von uns einige Erklärungen.»
    Sie setzten sich, nachdem Lord Caterham den Colonel begrüßt und zur Vorstellung des Inspektors genickt hatte.
    «Ich brauche nicht zu betonen, Battle», bemerkte George, «dass diese Angelegenheit völlig geheim bleiben muss.»
    Der Inspektor nickte so gleichgültig, dass er sofort die Zuneigung des Lords gewann.
    «Das ist klar, Mr Lomax. Aber vor uns dürfen Sie keine Geheimnisse haben. Man sagte mir, dass der Ermordete ein Graf Stanislaus war – wenigstens ist das der Name, unter dem er hier eingeführt wurde. Hieß er wirklich so?»
    «Nein, das war nicht sein richtiger Name.»
    «Und wie lautet der richtige?»
    «Fürst Michael von Herzoslowakien.»
    Battles Augen öffneten sich leicht, aber sonst war kein Zeichen des Erstaunens an ihm zu bemerken.
    «Was war der Grund seines Hierseins? Kam er nur zum Vergnügen?»
    «Es gab noch einen anderen Grund, Battle. Aber der muss streng vertraulich bleiben.»
    «Schon gut, Mr Lomax.»
    «Nun, Fürst Michael kam her, um Herman Isaacstein zu treffen. Es sollte über eine Anleihe unter bestimmten Bedingungen verhandelt werden.»
    «Was für Bedingungen?»
    «Die Einzelheiten waren noch nicht ausgearbeitet. Aber für den Fall seiner Thronbesteigung war Fürst Michael geneigt, der Finanzgruppe von Mr Isaacstein gewisse Ölkonzessionen zu erteilen. Die britische Regierung hätte den Thronanspruch von Fürst Michael in Anbetracht seiner bekannten Sympathien für England unterstützt.»
    «Nun gut», meinte Inspektor Battle, «das genügt mir. Fürst Michael brauchte Geld, Mr Isaacstein brauchte Öl, und die britische Regierung war bereit, den guten Onkel zu spielen. Nur noch eine Frage: Waren noch andere hinter dieser Ölkonzession her?»
    «Eine amerikanische Finanzgruppe hatte Seiner Hoheit gewisse Vorschläge gemacht.»
    «Und wurde zurückgewiesen?»
    «Fürst Michaels Sympathien lagen ausschließlich auf englischer Seite.»
    Inspektor Battle ließ diesen Punkt fallen.
    «Lord Caterham, man hat mir Folgendes berichtet: Sie trafen sich gestern mit dem Fürsten in der Stadt und fuhren in seiner Gesellschaft hierher. Der Fürst wurde von seinem Diener begleitet, einem Herzoslowaken namens Boris Anchoukoff, aber sein Adjutant, Captain

Weitere Kostenlose Bücher