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Die Memoiren des Grafen

Die Memoiren des Grafen

Titel: Die Memoiren des Grafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sagen können, wie viele Monate ich dafür sitzen muss.»
    «Fahren Sie mit Ihrer Geschichte fort», entgegnete Battle.
    «Nach meiner Ankunft in London begab ich mich ins Hotel Blitz, immer noch unter dem Namen McGrath. Meine Aufgabe bestand darin, einem bestimmten Verlag ein Manuskript auszuhändigen. Das schien mir keine schwierige Sache zu sein. Doch innerhalb kürzester Zeit erhielt ich den Besuch von Vertretern zweier entgegengesetzter Parteien eines fremden Landes. Die Methoden der einen Partei waren sehr konservativ, was man von der anderen keineswegs behaupten konnte. Ich wurde mit beiden ihrer Art entsprechend fertig. Aber damit waren die Schwierigkeiten keineswegs vorüber. Während der Nacht wurde in meinem Zimmer eingebrochen, und ein Kellner des Hotels versuchte, mich zu berauben.»
    «Es wurde aber keine Meldung erstattet», bemerkte Inspektor Battle.
    «Ganz recht, es wurde nicht gemeldet. Mir war ja nichts gestohlen worden. Immerhin teilte ich die Sache dem Hoteldirektor mit, der meine Geschichte bestätigen kann und Ihnen auch sagen wird, dass der betreffende Kellner seitdem nicht mehr im Hotel aufgetaucht ist. Am nächsten Tag rief mich der Verlagsleiter an und schlug mir vor, dass einer seiner Vertrauensleute das Manuskript bei mir im Hotel abholen solle. Ich erklärte mich einverstanden, und die Verabredung kam am folgenden Vormittag zu Stande. Seitdem habe ich nichts mehr über die Angelegenheit gehört. Gestern erhielt ich ferner – immer noch unter dem Namen McGrath – einen Brief von Mr Lomax…»
    Anthony hielt inne. Seine Geschichte begann ihm Vergnügen zu bereiten. George rutschte unruhig hin und her.
    «Ich erinnere mich nun», murmelte er. «Aber ich muss schon sagen, dass ich dieses Auftreten unter falschem Namen äußerst unkorrekt finde. Ich bin überzeugt, Sie werden dieses Vorgehen zu verantworten haben.»
    «In diesem Brief», fuhr Anthony unbeeindruckt fort, «machte mir Mr Lomax gewisse Vorschläge bezüglich des Manuskriptes. Außerdem übermittelte er mir eine Einladung von Lord Caterham zu dieser Hausgesellschaft.»
    «Freue mich, Sie zu sehen», beteuerte der Lord. «Besser spät als nie, nicht wahr?»
    «Soll das die Erklärung sein für Ihr nächtliches Eindringen?», fragte Battle.
    «Auf keinen Fall», erklärte Anthony höflich. «Wenn ich irgendwo eingeladen bin, pflege ich nicht nachts über Zäune zu klettern, durch Gärten zu trampeln und an geschlossenen Türen zu rütteln. Ich komme zur Haustür, läute und wische meine Füße fein säuberlich an der Matte ab. – Ich fahre fort: Den Brief von Mr Lomax habe ich beantwortet und ihm erklärt, das Manuskript sei nicht mehr in meinem Besitz, ich müsse daher zu meinem tiefsten Bedauern die freundliche Einladung von Lord Caterham ablehnen. Erst als ich den Brief abgeschickt hatte, erinnerte ich mich plötzlich einer Sache, die mir vorher ganz entfallen war.»
    Anthony machte wieder eine kleine Pause, denn von nun an bewegte er sich auf dünnem Eis.
    «Ich muss erwähnen, dass ich während meines Kampfes mit dem Kellner Giuseppe diesem einen Fetzen Papier entriss, auf dem ein paar Worte standen. Damals hatten mir diese Worte nichts bedeutet, aber der Name Chimneys erinnerte mich wieder daran.
    Ich trug den Zettel noch bei mir und betrachtete ihn jetzt näher. Hier ist das abgerissene Stückchen, meine Herren, Sie können es selbst lesen. Die Worte lauten:
     
    ‹Chimneys 23 Uhr 45 Donnerstag›.»
     
    Battle studierte den Zettel aufmerksam.
    «Es war natürlich denkbar, dass der Name Chimneys nichts mit dem Herrenhaus zu tun hatte», fuhr Anthony fort. «Andererseits konnte er sich aber doch darauf beziehen. Und dieser Giuseppe war ein Dieb. Ich entschloss mich also kurzerhand hierher zu fahren, mich zu überzeugen, dass alles in bester Ordnung war, im Gasthaus zu übernachten und am nächsten Vormittag Lord Caterham meine Aufwartung zu machen und ihn zu warnen für den Fall, dass ein Diebstahl geplant war.»
    «Sehr richtig», meinte der Lord ermutigend.
    «Die Fahrt dauerte länger, als ich dachte. Ich hielt daher einfach den Wagen an, kletterte über die Mauer und eilte durch den Park. Als ich zur Terrasse kam, war das ganze Haus bereits dunkel und still. Eben wollte ich mich zurückziehen – da hörte ich einen Schuss. Er schien mir aus dem Hause zu kommen, daher rannte ich wieder über die Terrasse zurück und versuchte, eine Balkontür zu öffnen. Doch alle waren fest verschlossen, und kein Geräusch ließ

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