Die Memoiren des Grafen
Wänden und eine Reihe hochlehniger alter Stühle. Bilder der verstorbenen Caterhams und andere wertvolle Gemälde schmückten die Wände.
Im linken Teil des Saales, halbwegs zwischen der Eingangstür und den Fenstern, lag ein Mann auf dem Rücken, die Arme weit ausgebreitet.
Dr. Cartwright ging auf den Toten zu und kniete neben ihm nieder. Der Inspektor wandte sich den Balkontüren zu und untersuchte eine nach der andern. Die mittlere war zu, aber nicht verschlossen. Auf der Terrasse fanden sich Fußspuren, die zur Tür hinführten und sich wieder entfernten.
«Ganz klar», sagte der Inspektor kopfnickend. «Aber im Zimmer müssten sich auch Fußspuren befinden. Auf dem Parkettboden sollten sie deutlich zu sehen sein.»
«Ich glaube, das kann ich erklären», unterbrach Bundle. «Das Hausmädchen hatte heute früh bereits die Hälfte des Bodens gebohnert, ehe es den Toten bemerkte. Das Zimmer war noch dunkel, als sie hereinkam. Es ging direkt zu den Fenstern und zog die Vorhänge hoch, dann begann es mit der Arbeit, ohne den Toten zu bemerken, der auf jener Seite vom Tisch verdeckt wurde.»
Der Inspektor nickte.
«Nun», sagte der Lord hastig, «ich lasse Sie jetzt allein, Inspektor. Sie finden mich jederzeit, wenn Sie mir etwas zu melden haben. Aber Mr George Lomax wird jeden Augenblick hier eintreffen, und er kann Ihnen viel mehr helfen als ich. Tatsächlich handelt es sich um einen Gast von ihm.»
Lord Caterham zog sich zurück, ohne eine Antwort abzuwarten. Bundle folgte ihm.
«Scheußlich», beklagte er sich, «scheußlich von Lomax, mich in eine solche Situation zu bringen.»
«Der alte Stockfisch ist außer sich», bemerkte Bundle vergnügt. «Er konnte kaum reden am Telefon. In ein paar Minuten wird er eintrudeln und etwas stottern über Geheimhalten und Vertuschen.»
Lord Caterham brummte ärgerlich bei dieser Aussicht.
Durch das offene Fenster hörte man das Brummen eines Motors, der sich in rasender Eile näherte.
«Das ist der Stockfisch!», rief Bundle.
Vater und Tochter lehnten sich aus dem Fenster und riefen den eiligen Fahrer an, sobald er vorfuhr.
«Hier herein, mein Freund, hier herein», schrie Lord Caterham.
George Lomax war keineswegs geneigt, durch das Fenster einzusteigen, und verschwand im Hauptportal. Tredwell führte ihn ins Zimmer und zog sich sofort wieder zurück.
«Das ist ein entsetzliches Unglück, eine nationale Katastrophe!», sagte Lomax zur Begrüßung.
«Das ist es.»
«Die Sache muss vertuscht werden, unter allen Umständen vertuscht werden.»
Seine Stimme überschlug sich, wie Bundle prophezeit hatte.
«Ich verstehe Ihre Gefühle», meinte der Lord.
«Ein unseliger Zwischenfall – nationales Unglück – Konzessionen gefährdet –»
«Kommen Sie erst mal zur Ruhe», begütigte Lord Caterham, «und essen Sie etwas. Eine gute Mahlzeit ist genau das, was Sie jetzt brauchen.»
«Ich will nicht essen», erklärte George energisch. «Wir müssen überlegen, was zu tun ist. Sie haben hoffentlich noch zu keinem Menschen gesprochen?»
«Nun, Bundle weiß Bescheid – und ich. Und die Polizei. Und Cartwright. Und natürlich sämtliche Dienstboten.»
George stöhnte.
«Nehmen Sie sich zusammen, mein Guter», riet Lord Caterham freundlich. «Sie scheinen zu übersehen, dass man einen Toten nicht einfach verstecken kann. Es muss eine Obduktion stattfinden und so weiter. – Sehr peinlich, aber nicht zu vermeiden.»
George wurde plötzlich ganz ruhig.
«Sie haben recht, Caterham. Die lokale Polizei wurde benachrichtigt? Das genügt nicht. Wir müssen Battle hierhaben.»
«Battle?»
«Inspektor Battle von Scotland Yard. Verschwiegen wie ein Grab.
Er hat uns bei der traurigen Geschichte mit den Parteigeldern geholfen.»
«Was für eine Geschichte war denn das?», fragte der Lord neugierig.
Aber George hatte plötzlich bemerkt, dass Bundle rittlings auf dem Fensterbrett saß, und das erinnerte ihn daran, dass Verschwiegenheit sein oberstes Gebot war. Er stand auf.
«Wir dürfen keine Zeit verlieren. Ich muss sofort einige Telegramme aufgeben.»
«Schreiben Sie den Text auf, und Bundle wird sie telefonisch durchgeben.»
George zog einen Füller aus der Tasche und begann rasch zu schreiben. Dann übergab er das erste Blatt Bundle, die es misstrauisch studierte.
«Du liebe Zeit, was für ein Name!», rief sie aus. «Baron –»
«Baron Lolopretjzyl.»
Bundle blinzelte. «Ich kann es lesen, aber es wird einige Mühe kosten, bis das Postamt mir
Weitere Kostenlose Bücher