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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Anschein hat.«
      »Wird sie auch beschattet?«
      »Wir haben eine unserer Frauen auf sie angesetzt. Mrs. Tangey säuft, und die Polizistin ist zweimal mit ihr aus gewesen, als sie ganz schön geladen hatte, aber es war nichts aus ihr herauszukriegen.«
      »Ich hörte, sie hatten den Gerichtsvollzieher im Haus.«
      »Ja, aber der ist bezahlt worden.«
      »Woher kam das Geld dafür?«
      »Das geht in Ordnung. Er hat seine Pension bekommen. Sie scheinen sonst keine Schulden zu haben.«
      »Welche Erklärung gab sie dafür, daß sie hinaufging, als Mr. Phelps nach Kaffee klingelte?«
      »Sie sagte, ihr Mann sei sehr müde gewesen und sie habe ihn entlasten wollen.«
      »Gut, das stimmt damit überein, daß er wenig später in seinem Sessel schlafend angetroffen wurde. Es spricht also nichts gegen die beiden außer dem Charakter der Frau. Haben Sie gefragt, warum sie an dem Abend weggelaufen ist? Ihre Eile war dem Konstabler aufgefallen.«
      »Sie hatte sich an dem Abend verspätet und wollte schnell nach Hause.«
      »Haben Sie ihr vorgehalten, daß Sie und Mr. Phelps, obwohl Sie mindestens zwanzig Minuten später aufbrachen, vor ihr in der Wohnung angekommen sind?«
      »Sie erklärte das mit den unterschiedlichen Geschwindigkeiten von Bus und Hansom.«
      »Konnte sie auch erklären, warum sie bei sich zu Hause als erstes in die Küche lief?«
      »Weil dort das Geld war, um den Gerichtsvollzieher zu bezahlen.«
      »Wenigstens hat sie auf alles eine Antwort. Haben Sie gefragt, ob sie jemandem begegnet ist oder jemanden in der Charles Street hat herumlungern sehen, als sie das Ministerium verließ?«
      »Sie sah keinen außer dem, Konstabler.«
      »Sie scheinen sie ja gründlich im Kreuzverhör gehabt zu haben. Was haben Sie sonst noch unternommen?«
      »Der Schreiber, Gorot, ist während der ganzen neun Wochen beschattet worden, jedoch ohne Erfolg. Wir können nichts gegen ihn vorbringen.«
      »Noch etwas anderes?«
      »Sonst gibt es nichts, worauf wir uns stützen könnten – keinerlei Hinweis.«
      »Haben Sie inzwischen eine Erklärung gefunden, wieso die Glocke anschlug?«
      »Nun, ich muß gestehen, das geht über meinen Horizont. Wer immer es gewesen sein mag, es muß ein kühler Kopf sein, der sich daranmacht, bei solcher Gelegenheit einen Alarm auszulösen.«
      »Ja, eine merkwürdige Sache. Vielen Dank für das, was Sie mir berichtet haben. Wenn ich Ihnen den Mann übergeben kann, werden Sie von mir hören. Gehen wir, Watson!«
      »Und wohin gehen wir jetzt?« fragte ich, als wir das Gebäude verließen.
      »Wir werden uns mit Lord Holdhurst unterhalten, dem Minister und zukünftigen Premier von England.«
      Wir hatten Glück und trafen Lord Holdhurst in seinen Räumen in der Downing Street an. Nachdem Holmes seine Visitenkarte abgegeben hatte, wurden wir sofort vorgelassen. Der Staatsmann empfing uns mit all der altmodischen Höflichkeit, für die er bekannt ist, und wies uns in zwei bequeme Sessel zu Seiten des Kamins. Wie er da auf dem Teppich zwischen uns stand, schlank und groß, mit scharfgeschnittenen Gesichtszügen, nachdenklich, das gelockte Haar von vorzeitigem Grau durchzogen, schien er den nicht allzu häufig vorkommenden Typ des Edelmanns zu repräsentieren, der in Wahrheit edel ist.
      »Ihr Name ist mir sehr vertraut, Mr. Holmes«, sagte er lächelnd, »und natürlich kann ich nicht so tun, als hätte ich keine Ahnung, weshalb Sie kommen. Es gibt nur ein Ereignis in diesem Amt, das Ihre Aufmerksamkeit hätte erwecken können. Darf ich fragen, in wessen Auftrag Sie handeln?«
      »Im Auftrag von Mr. Percy Phelps», antwortete Holmes.
      »Ach, mein unglückseliger Neffe! Sie werden verstehen, der Umstand, daß wir verwandt sind, macht es mir erst recht unmöglich, ihn irgendwie zu decken. Ich fürchte, der Vorfall wird einen schädlichen Einfluß auf seine Karriere ausüben.«
      »Und wenn das Dokument gefunden wird?«
      »Das wäre natürlich etwas anderes.«
      »Es gibt da ein paar Fragen, die ich Ihnen stellen möchte, Lord Holdhurst.«
      »Soweit es in meiner Macht steht, werde ich Ihnen gern jede Auskunft geben.«
      »Erteilten Sie Ihre Anweisungen, das Abschreiben des Dokumentes betreffend, in diesem Zimmer?«
      »So ist es.«
      »Dann können Sie also kaum belauscht worden sein?«
      »Das steht außer Frage.«
      »Haben Sie mit irgend jemandem darüber gesprochen, daß Sie den

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