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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Untersuchung offenbar wichtig war. Er stocherte mit einer gläsernen Pipette in dieser und jener Flasche und entnahm jeweils ein paar Tropfen und brachte schließlich ein Reagenzglas mit einer Lösung zum großen Tisch. In der rechten Hand hielt er ein Stück Lackmus-Papier.
      »Sie kommen in einem entscheidenden Augenblick, Watson«, sagte er. »Wenn das Papier blau bleibt, dann ist alles gut. Wenn es sich rot färbt, steht das Leben eines Mannes auf dem Spiel.« Er tunkte es in das Reagenzglas, und sofort nahm es eine dunkle, schmutzigrote Färbung an. »Hm! Das habe ich mir gedacht!« rief er. »In einer Sekunde stehe ich Ihnen zu Diensten, Watson. Tabak finden Sie im persischen Pantoffel.« Er wandte sich zum Schreibpult und setzte einige Telegramme auf, die er dem Diener übergab. Dann warf er sich mir gegenüber in einen Sessel und zog die Knie so weit hoch, daß er die Arme um die Schienbeine schlingen konnte.
      »Ein ganz gewöhnlicher kleiner Mord«, sagte er. »Ich nehme an, Sie bringen etwas Besseres. Sie sind der Sturmvogel des Verbrechens, Watson. Was ist es diesmal?«
      Ich reichte ihm den Brief, und er las ihn mit äußerst konzentrierter Aufmerksamkeit.
      »Dem kann man nicht sehr viel entnehmen«, bemerkte er und gab ihn mir zurück.
      »Ja, kaum etwas.«
      »Und doch ist die Handschrift interessant.«
      »Es ist aber nicht seine.«
      »Stimmt. Es ist eine Frauenhandschrift.«
      »Ich dachte, es sei die eines Mannes!« rief ich.
      »Nein, es ist die einer Frau, und zwar einer mit ungewöhnlichem Charakter. Am Beginn einer Untersuchung zu wissen, daß der Klient in enger Beziehung zu jemandem steht, der im Guten wie im Bösen außergewöhnlich ist, bedeutet schon etwas. Mein Interesse an dem Fall ist schon geweckt. Wenn Sie bereit sind, können wir sofort nach Woking aufbrechen und den Diplomaten, der sich so arg in der Klemme befindet, und die Frau, der er seine Briefe diktiert, besuchen.«
      Glücklicherweise bekamen wir auf Waterloo Station einen Frühzug, und in weniger als einer Stunde durchfuhren wir Tannenwälder und die Heide von Woking. Briarbrae, wenige Minuten zu Fuß vom Bahnhof entfernt, erwies sich als ein großes freistehendes Gebäude inmitten ausgedehnter Ländereien. Nachdem wir unsere Visitenkarten abgegeben hatten, wurden wir in einen elegant eingerichteten Salon geführt, wo uns einige Minuten später ein ziemlich korpulenter Mann sehr gastfreundlich willkommen hieß. Er mochte eher vierzig als dreißig Jahre alt sein, aber seine Wangen waren so blühend und seine Augen blickten so fröhlich, daß er fast den Eindruck eines drallen, mutwilligen Jungen erweckte.
      »Ich bin sehr froh, daß Sie gekommen sind«, sagte er und schüttelte uns überschwenglich die Hand. »Percy hat den ganzen Morgen nach Ihnen gefragt. Ach, der arme alte Junge, er klammert sich an jeden Strohhalm. Sein Vater und seine Mutter baten mich, Sie zu begrüßen, denn die bloße Erwähnung der Angelegenheit ist sehr schmerzlich für sie.«
      »Wir kennen noch keine Einzelheiten«, stellte Holmes fest. »Ich nehme an, Sie gehören nicht zur Familie.«
      Unser neuer Bekannter schaute verdutzt drein, aber dann fiel sein Blick auf das Medaillon an seiner Uhrkette, und er begann zu lachen.
      »Natürlich, Sie haben das J. H. hier gesehen«, sagte er. »Für einen Moment dachte ich, Sie wären sehr schlau. Mein Name ist Joseph Harrison, und da Percy meine Schwester Annie zu heiraten beabsichtigt, werde ich zukünftig wenigstens ein angeheirateter Verwandter sein. Meine Schwester finden Sie in seinem Zimmer, sie hat ihn die letzten zwei Monate mit Hingabe gepflegt. Vielleicht sollten wir sofort hineingehen, da ich weiß, wie ungeduldig er wartet.«
      Das Zimmer, in das wir geleitet wurden, lag, wie der Salon, im Erdgeschoß. Es war teils als Wohnraum, teils als Schlafzimmer eingerichtet, und in jedem Winkel standen, geschmackvoll arrangiert, Blumen. Ein junger Mann, sehr blaß und erschöpft, ruhte auf einem Sofa in Nähe eines offenstehenden Fensters, durch das der reiche Duft des Gartens und die linde Sommerluft hereinzogen. Neben ihm saß eine Frau, die, als wir eintraten, sich erhob.
      »Soll ich gehen, Percy?« fragte sie.
      Er hielt ihre Hand, um sie zurückzuhalten. »Wie geht es, Watson?« sagte er herzlich. »Mit dem Schnurrbart hätte ich dich nie erkannt, und ich glaube wohl, du würdest mich auch nicht ohne weiteres wiedererkannt haben. Ich nehme an,

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