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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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betäubt, teils durch das Dinner, teils durch die Arbeit eines langen Tages. Eine Tasse Kaffee sollte meinen Kopf wieder klar machen. In einer Loge am Fuß der Treppe sitzt die ganze Nacht über ein Pförtner, und es ist zur Gewohnheit geworden, daß er für die Beamten, die Überstunden machen müssen, auf einer Spirituslampe Kaffee kocht. So klingelte ich nach ihm.
      Zu meiner Überraschung erschien eine Frau, eine große, ältere Person mit groben Gesichtszügen, die mit einer Schürze bekleidet war. Sie erklärte, sie sei die Frau des Pförtners, und ich bestellte bei ihr den Kaffee.
      Ich schrieb zwei weitere Artikel ab und fühlte, wie ich immer schläfriger wurde. Ich erhob mich und ging im Raum auf und ab. Der Kaffee kam und kam nicht, und ich fragte mich, wieso das so lange dauern mochte. Ich öffnete die Tür und trat hinaus, um nachzusehen. Der schwach beleuchtete Korridor, auf den die einzige Tür des Zimmers, in dem ich arbeitete, hinausgeht, führt auf eine gewundene Treppe, an deren Fuß sich die Pförtnerloge befindet. Auf halbem Weg nach unten stößt ein weiterer Korridor auf diese Treppe, von dem aus man über ein paar Stufen zu einem Seitenausgang für die Dienerschaft gelangt, der aber auch als Abkürzung von den Angestellten benutzt wird, wenn sie von der Charles Street kommen.
      Hier ist eine grobe Skizze des Hauses.«

    »Ich danke Ihnen. Ich glaube, ich kann Ihnen folgen«, sagte Sherlock Holmes.
      »Es ist äußerst wichtig, diesem Teil der Geschichte Beachtung zu schenken. Ich ging die Treppe hinunter in die Halle und fand den Pförtner in seiner Loge tief schlafend, und der Kessel auf der Spirituslampe kochte über und verspritzte das Wasser auf den Boden. Ich streckte die Hand aus und wollte den Mann an der Schulter packen, als eine Glocke über seinem Kopf heftig anschlug und er aus dem Schlaf fuhr.
      ›Mr. Phelps, Sir!‹ sagte er und starrte mich verwirrt an.
      ›Ich wollte sehen, ob mein Kaffee fertig ist.‹
      ›Ich hatte den Kessel aufgesetzt, aber dann bin ich eingeschlafen.‹ Er sah auf mich, dann auf die noch immer zitternde Glocke, und die Verwirrung in seinem Gesicht wuchs.
      ›Wenn Sie hier sind, Sir, wer hat dann die Glokke betätigt?‹ fragte er.
      ›Die Glocke?‹ sagte ich. ›Was ist das für eine Glocke?‹
      ›Sie wird von dem Raum aus betätigt, in dem Sie arbeiten.‹
      Mir war, als legte sich eine kalte Hand auf mein Herz. Da war also jemand in dem Raum, in dem das kostbare Abkommen auf dem Tisch lag! Wild stürzte ich die Treppe hinauf und durch den Korridor. Im Korridor war niemand, Mr. Holmes. Und im Zimmer war niemand. Ich fand alles so, wie ich es verlassen hatte, nur die Papiere, die man mir anvertraut hatte, lagen nicht mehr auf dem Tisch. Die Kopie war noch da, das Original fehlte.«
      Holmes richtete sich im Sessel auf und rieb sich die Hände. Ich sah, das Problem war ganz nach seinem Geschmack. »Erzählen Sie mir bitte, was Sie dann getan haben«, murmelte er.
      »Ich erkannte sofort, daß der Dieb vom Seitenausgang gekommen sein mußte. Wenn er den anderen Weg genommen hätte, wäre er mir begegnet.«
      »Sind Sie sicher, daß er sich nicht die ganze Zeit über in Ihrem Zimmer oder auf dem Korridor verborgen gehalten hat, den Sie soeben als schwach beleuchtet beschrieben?«
      »Das ist ganz unmöglich. Keine Ratte hätte sich da verstecken können, weder im Zimmer noch auf dem Korridor.«
      »Danke. Fahren Sie bitte fort.«
      »Der Pförtner, der an meinem bleichen Gesicht gesehen hatte, daß etwas Schlimmes geschehen sein mußte, war mir gefolgt. Beide rannten wir den Korridor hinunter und über die steilen Stufen, die zur Charles Street führen. Die Tür war zu, aber nicht abgeschlossen. Wir rissen sie auf und stürzten ins Freie. Ich erinnere mich genau, daß es in dem Augenblick vom Turm der nahe gelegenen Kirche dreimal schlug. Es war Viertel vor zehn.«
      »Das ist äußerst wichtig«, sagte Holmes und notierte sich etwas auf der Hemdmanschette.
      »Die Nacht war sehr dunkel, und es fiel ein leichter warmer Regen. In der Charles Street war niemand zu sehen, aber in der Whitehall flutete wie gewöhnlich ein dichter Verkehr. Barhaupt, wie wir waren, liefen wir ein Stück auf dem Bürgersteig, und an der Ecke trafen wir einen Polizisten.
      ›Es wurde ein Diebstahl verübt‹, stieß ich hervor. ›Man hat im Außenministerium ein ungeheuer wichtiges Dokument gestohlen. Ist hier

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