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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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der Lampe am Tor gesehen. Aber wie kommen Sie auf Gepäck?«
      »Möglicherweise haben Sie auch die zum Haus hinführenden Radspuren entdeckt. Die vom Haus wegführen, sind sehr viel tiefer – so tief, daß ich mit Gewißheit sagen kann: Der Wagen war erheblich belastet.«
      »Das geht ein bißchen über mein Fassungsvermögen«, sagte der Inspektor und zuckte die Achseln. »Die Tür wird nicht leicht zu knacken sein. Aber wir wollen versuchen, ob uns nicht doch jemand hört.«
      Er hämmerte laut mit dem Klopfer gegen die Tür und zog an der Glocke, aber ohne Erfolg. Holmes hatte sich weggestohlen und kam nach einigen Minuten zurück.
      »Ich habe ein Fenster geöffnet«, sagte er.
      »Gott sei Dank, daß Sie auf der Seite der Polizei stehen und nicht auf der anderen Seite, Mr. Holmes«, bemerkte der Inspektor, als er begutachtete, wie geschickt mein Freund es angestellt hatte, daß die Fensterriegel zurückgeschnappt waren. »Nun, ich glaube, daß wir unter diesen Umständen eintreten sollten, auch ohne eingeladen zu sein.«
      Einer nach dem anderen stiegen wir in einen großen Raum, augenscheinlich war es der, in dem Mr. Melas sich befunden hatte. Der Inspektor hatte seine Laterne angezündet, und in ihrem Licht sahen wir die beiden Türen, den Vorhang, die Lampe, die japanische Rüstung, die Mr. Melas beschrieben hatte. Auf dem Tisch standen zwei Gläser und eine leere Kognakflasche und die Reste eines Mahls.
    »Was ist das?« fragte Holmes plötzlich.
    Wir hielten den Atem an und lauschten. Ein lei
    ses Stöhnen kam von irgendwo über unseren Köpfen! Holmes stürzte zur Tür und hinaus in die Halle. Das schreckliche Geräusch drang aus dem oberen Stockwerk. Er jagte hinauf, der Inspektor und ich blieben ihm auf den Fersen, während sein Bruder Mycroft so schnell folgte, wie es ihm seine Leibesfülle erlaubte.
      Oben sahen wir uns drei Türen gegenüber; die unheilverkündenden, manchmal zu dumpfem Murmeln herabsinkenden, dann wieder in schrilles Wimmern übergehenden Laute kamen aus dem Zimmer hinter der mittleren Tür. Sie war verschlossen, aber der Schlüssel steckte außen. Holmes riß die Tür auf und stürzte hinein, war aber im nächsten Augenblick wieder draußen, die Hände an der Kehle.
      »Es ist Holzkohle!« rief er. »Abwarten! Der Rauch wird sich verziehen.«
      Wir spähten hinein und sahen, daß das einzige Licht von einer trüben blauen Flamme ausging, die auf einem bronzenen Dreifuß in der Mitte des Zimmers flackerte. Sie warf einen geisterhaften Lichtkreis auf den Fußboden; im Schatten konnten wir die verschwimmenden Umrisse zweier Gestalten ausmachen, die sich gegen die Wand drängten. Durch die offene Tür zog ein furchtbarer Gestank, der den Atem benahm und uns zum Husten brachte. Holmes rannte ein paar Stufen höher, um frische Luft zu schöpfen, dann drang er wieder in das Zimmer ein, riß das Fenster auf und warf den Dreifuß hinunter in den Garten.
      »Noch eine Minute, dann können wir hinein!« keuchte er, als er heraustaumelte. »Wo ist eine Kerze? Ich glaube nicht, daß wir in dieser Luft ein Streichholz anzünden können. Bleib mit dem Licht an der Tür stehen, Mycroft, wir holen sie raus. Jetzt!«
      Mit einem Satz waren wir bei den vergifteten Männern und schleppten sie hinaus auf den Treppenabsatz. Beide hatten blaue Lippen, geschwollene, blutunterlaufene Gesichter und hervorquellende Augen und waren bewußtlos. Ihre Züge waren so sehr entstellt, daß wir, wären nicht der schwarze Bart und die gedrungene Figur gewesen, in einer der Personen fast nicht den griechischen Dolmetscher wiedererkannt hätten, der sich erst einige Stunden zuvor im Diogenes-Club von uns verabschiedet hatte. Seine Hände und Füße waren fest zusammengebunden, und über einem Auge trug er das Mal von einem wütend geführten Schlag. Der andere, gleichfalls gefesselt, war ein hochgewachsener Mann im letzten Stadium des Verhungerns, auf dessen Gesicht Pflasterstreifen ein groteskes Muster bildeten. Als wir ihn niederlegten, hörte er auf zu stöhnen, und ein Blick belehrte mich, daß unsere Hilfe für ihn zu spät gekommen war. Aber Mr. Melas lebte noch, und nach einer Stunde konnte ich befriedigt feststellen, daß er seine Augen aufschlug; mit Hilfe von Ammoniak und Kognak hatte ich ihn vor dem dunklen Tal zurückgerissen, auf das alle Wege zulaufen.
      Es war eine sehr einfache Geschichte, die er zu erzählen hatte, und dazu eine, die unsere Schlußfolgerungen

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