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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Gefolge und überlass alles andere ihren Tribunen und Zenturionen. Und sage nicht ›Haufen‹. Lasse sie wieder sein, was sie waren: Kohorten, Manipel. Gib ihnen ihre Helme und Panzerhemden und roten Halstücher zurück und am besten auch gleich den anderen Krempel: die Adler, die Fahnen, die Standarten. Damit machst du sie stolz und glücklich, und sie lassen sich für dich in Stücke hauen. War nicht dein Vater als Föderat auch mal römischer Heermeister? Militärkommandant der Provinz Belgica zwei? Halte ihnen eine schöne Rede und sage ihnen, du hättest den Titel geerbt und das Amt übernommen. Und den Syagrius hättest du für den Orkus bestimmt, weil er seine Provinzen so schlecht regiert hat. Und lasse ruhig am Ende den Kaiser hochleben. Wer von den Kerlen weiß schon, dass es den gar nicht mehr gibt. Die es aber wissen, die Höherrangigen, werden die Schnauze halten oder vielmehr: Sie werden sie aufreißen und begeistert einstimmen. Und dann werden sie ihrem neuen König und Heermeister feierlich Treue schwören.«
    Der Bussard kreiste noch immer. Chlodwig riss dem Mann hinter sich den Bogen aus der Hand, legte an und schoss im selben Augenblick. Diesmal traf er. Der Vogel flatterte, torkelte, fiel steil zur Erde herab.
    Chlodwig sah Baddo scharf und durchdringend an.
    »Das ist gut. Es ist wirklich gut, was du sagst. Es gefällt mir sogar ganz ausgezeichnet. Aber steckt vielleicht etwas dahinter?«
    Baddo hielt dem Blick stand. Er riss sein einziges Auge weit auf und zwinkerte nicht. »Ich bin dein Blutsbruder«, sagte er ruhig.
    ***
    Chlodwig war immer zu raschen Entschlüssen bereit, und er ließ ihnen ebenso rasche, energische Maßnahmen folgen.
    Noch ehe die Sonne im Zenit stand, hatte er das Gefangenenlager, ein kleines Castrum an der südlichen Festungsmauer, gründlich inspiziert. Er suchte zweihundert Leute aus. Sie sollten den ersten Manipel der neu zu formierenden Legion bilden. Die Männer, die in den sechs Tagen ihrer Gefangenschaft unter Hitze, Schmutz, Wassermangel und Hunger gelitten hatten, durften ein Bad in der Aisne nehmen, erhielten Wein und eine kräftige Mahlzeit.
    Dann führte man sie in eine der Hallen des Palastareals, in denen die Kriegsbeute bis zur allgemeinen Teilung und Verlosung aufbewahrt war. Hier lagerten auch haufenweise die den toten, verwundeten und gefangenen Legionären abgenommenen Uniformstücke: Panzer aus Leder und Metall, Helme, Gürtel, Tuniken, Halstücher, Stiefel.
    Unter den strengen Augen des Beuteverwalters Droc wurden die zweihundert Männer eingekleidet. Sie durften sich auch das Signum ihres Manipels und verschiedene Fahnen aus einer besonders gesicherten Kammer nehmen. Die erbeuteten Adler blieben noch unter Verschluss. Erst wenn die Legionen vollständig formiert sein würden, sollten sie wieder vorangetragen werden. Als Bewaffnung gab es zunächst nur Schilde und Übungsschwerter.
    Chlodwig hielt sich an alles, was Baddo ihm geraten hatte. Nach einigem Widerstreben legte er sogar selbst ein römisches Panzerhemd an und schmückte sich mit Orden und Ehrenkränzen. Er warf einen purpurfarbenen Mantel um seine Schultern und stülpte einen Helm mit leuchtendem Federbusch über die Merowingermähne. So konnte man ihn tatsächlich für einen römischen Heermeister halten.
    Er ließ die zweihundert Männer zum Appell antreten. Ein grauhaariger Tribun erhielt den Befehl über den Manipel, zwei Zenturionen wurden Unterführer. Alle drei waren Galloromanen. Ihnen vorgesetzt wurde Baddo, den Chlodwig zum Legaten der Ersten Legion ernannte. Der Einäugige hatte nun den höchsten militärischen Rang nach dem König.
    Chlodwigs Rede an die Truppen war kurz. Die ungewohnte römische Tracht behinderte ihn. Während er abgerissene Sätze hervorstieß, zuckte er mit Schultern und Armen. Er schlenkerte mit den langen Beinen und hatte Mühe, sein dadurch nervös gewordenes Pferd, den kleinen Fuchshengst Rufus, zu bändigen.
    Er sagte etwa das, was Baddo empfohlen hatte. Was er hinzufügte, waren Drohungen, die Strafen betreffend für den Fall des Verrats und Missbrauchs seiner Großmut: Hängen, Köpfen, Vierteilen, Zerreißen durch Hunde und so weiter.
    Eine Huldigung an den nicht mehr vorhandenen Kaiser vermied er. Sie konnte missverstanden und auf den Herrscher in Konstantinopel bezogen werden. Auch einen Eid erließ er den Männern. Fast alle waren ja halbe oder ganze Christianer, und bei deren Göttern schwören zu lassen, hielt er für sinnlos. Schließlich ließ

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