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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Germaneneinfällen in der Mitte des dritten Jahrhunderts, hatte man mit dem Bau des mächtigen Schutzwalls begonnen, der jetzt die Seine-Insel von allen Seiten umgab. Er machte die Festung nahezu uneinnehmbar. In kürzester Zeit konnte man die Pariser hereinholen und unterbringen. Nach einer guten Ernte im Umland waren die Getreidemagazine gefüllt. Die Reste des Heeres und Auxilien, die von mehreren Standorten herbeibeordert werden konnten, würden die zuverlässige, fast nur aus Galloromanen bestehende Besatzung verstärken.
    Aber natürlich war höchste Wachsamkeit geboten. Der Todesfall und der Letzte Wille der Verstorbenen verursachten deshalb keine geringe Verlegenheit.
    Dem Sarkophag der ersten Dame im »Reich« zu folgen, war die selbstverständliche Pflicht aller Amtspersonen, die aber damit genötigt wurden, sich weit aus dem sicheren Festungsbezirk, ja sogar noch weit aus dem unbefestigten Teil der Stadt zu entfernen.
    Syagrius selbst, der gerade mit Glück seinen Feinden entkommen war, zeigte sich wenig geneigt, für ein Leichenbegängnis ein solches Risiko auf sich zu nehmen. Er hatte sogar schon angeordnet, seine Gemahlin, die ihm nicht mehr widersprechen konnte, entgegen ihrem Wunsch in einer der näher am Flussufer gelegenen Nekropolen beizusetzen, bei der Kirche Saint Étienne. Doch dazu erhob sich Widerstand von unerwarteter Seite.
    In Paris lebte zu jener Zeit eine schon recht betagte Jungfrau, die weit über die Grenzen der Stadt hinaus den Ruf einer exemplarischen Heiligkeit genoss. Tochter eines Landadeligen, war sie als Zwanzigjährige in die Stadt gekommen, um hier in der Gesellschaft von Priestern, Mönchen und frommen Frauen ein gottgefälliges Leben zu führen. Da sie reich war, konnte sie manches gute Werk tun und wurde der Engel der Mühseligen und Beladenen. Ihre große Stunde schlug beim Einfall der Hunnen in Gallien, als sie die Pariser überredete, nicht kopflos zu fliehen, sondern getrost in der Stadt zu verharren, die der Hunnenkönig Attila, wie sie sicher zu wissen glaubte, mit seinen mörderischen Heerhaufen nicht berühren würde.
    Sie behielt recht, was auf eine strategische Naturbegabung schließen ließ. Die Pariser glaubten allerdings, die inbrünstigen Gebete ihrer Heiligen hätten Gott erreicht, der daraufhin die Marschrichtung der Hunnen änderte. Von da an, das heißt seit fünfundzwanzig Jahren, war die heilige Genovefa die größte Autorität in der Stadt, der sich keine Amtsperson und kein Würdenträger zu widersetzen wagte. Freundlich, mit sanftem Nachdruck und immer mit Gottes Segen pflegte sie ihren Willen durchzusetzen.
    Als nun einige Frauen der Titia aufgeregt zu ihr kamen und Klage führten, weil der letzte Wunsch der Verstorbenen nicht erfüllt werden sollte, eilte Genovefa gleich in den Palast. Syagrius musste sie wohl oder übel empfangen. Und er musste sich die im Tonfall ungläubigen Erstaunens vorgebrachte Frage gefallen lassen, ob er wirklich das ewige Seelenheil seiner Gemahlin, das durch die Nähe zum heiligen Marcellus gesichert sein würde, so leichtfertig der eigenen Sicherheit für sein kurzes irdisches Dasein opfern wolle.
    Er gab klein bei und nahm den Befehl zurück.
    ***
    Schon gleich nach Sonnenaufgang hatte sich der Trauerzug vom Palast aus in Bewegung gesetzt. Um vor einer Überraschung gefeit zu sein, waren am rechten Flussufer, in einer Entfernung von acht bis zehn Meilen, Beobachtungspunkte eingerichtet worden. Das Nahen eines fränkischen Heeres würde so zeitig bemerkt und gemeldet werden, dass die Trauergesellschaft noch in die Festung zurückkehren konnte.
    Trotzdem bewegte der Zug sich mit ungewöhnlicher Hast über die Brücke, den cargo maximus und die Seitenstraßen des südlichen Viertels. Ausgerechnet in dem Augenblick, als das letzte holprig gepflasterte Stück Straße verlassen wurde, begann es wieder zu regnen.
    Für die Rückkehr von der Begräbnisstätte wurden Wagen mitgeführt, die dem Trauerzug folgten. Schon jetzt einzusteigen, wagte aber niemand, obwohl zum Regen ein starker Wind kam, der von vorn blies. Solange die über sechzigjährige Genovefa, ihr Gewand fast bis zu den Knien raffend, unbeirrt hinter dem Sarkophag durch den Schlamm stapfte, wollte niemand als pietätlos gelten. Auch die Hundertschaft frommer Frauen, die sie mit sich zog, hielt tapfer durch. Die Kerzen in den Händen waren längst ausgelöscht. Die dünnen Stimmen, die den Psalmengesang der Mönche verstärken sollten, konnten sich gegen das Sausen

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