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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Luft, überschlug sich und stürzte in eine Erdmulde. Die Pferde stoben davon.
    Die Männer rappelten sich auf, warfen entsetzte Blicke zur Mauer empor und folgten ihnen.
    Als Letzter erhob sich Richar, kroch aus der Mulde und war so benommen, dass er gleich wieder hinfiel. Von seinem Panzer war der größte Teil der Goldplatten abgefallen. Eilig hinkte er davon, wobei er sich immer wieder umsah.
    Dies alles wurde oben an der Brustwehr mit größtem Vergnügen verfolgt.
    Chlodwig schickte noch eine dritte Salve in den Himmel.
    Inzwischen hatte die Masse der Cambraier und Tongerer kehrtgemacht. Alles drängte zurück in den Hohlweg.
    Die Furcht vor den Römern, das Erschrecken über die vermeintliche Wendung des Kriegsglücks fuhr den Beutemachern in die Beine. Sie ließen alles zurück, was sie jetzt aufhalten konnte.
    Anstelle von Ragnachar, Richar und Chararich waren es schließlich nur noch Ochsen und Schafe, die langsam und unentschlossen auf der Straße herantrotteten und Einlass begehrten.

Kapitel 10
    Die Nekropole des heiligen Marcellus lag wie alle Friedhöfe außerhalb der bebauten Viertel von Paris.
    Der Weg dorthin war besonders weit und beschwerlich. Bald hinter dem Forum endete die gepflasterte Straße. In der Nacht hatte es heftig geregnet, der Boden war aufgeweicht. Der Karren mit dem Sarkophag blieb immer wieder in tiefen Pfützen stecken. Die Mönche, die singend neben ihm gingen, mussten dann zupacken und ihn herauswuchten. Einmal rutschte sogar der alte Gaul aus und stürzte. Alle sprangen hinzu, um zu verhindern, dass der Sarkophag in den Schlamm fiel.
    Es war der Leichnam der Frau Titia, den man an diesem kühlen Septembermorgen zu seiner Grabstätte geleitete. Am Tage zuvor, kurz nach ihrer Ankunft in Paris, war die Gemahlin des Patricius Syagrius plötzlich gestorben.
    Nachdem sie noch verschiedene Anordnungen getroffen hatte, ihren Aufenthalt im Palast auf der Seine-Insel betreffend, hatte sie sich zu Bett legen müssen. Es war dann sehr schnell mit ihr zu Ende gegangen. Immer wieder hatte sie nach ihrem Gemahl verlangt. Aber der war noch unterwegs gewesen, in einer Wagenkolonne, die um einige Stunden zurückhing. Den Frauen, die zuletzt um sie waren, hatte sie noch röchelnd, mit zittriger Stimme verständlich machen können, wo sie begraben werden wollte.
    »Ad sanctos« wollte sie liegen, so nahe wie möglich beim heiligen Marcellus. Dessen Grab mit einem Memorial befand sich im Südosten der Wohnviertel auf dem linken Seine-Ufer.
    Als Kind hatte Titia den vor fünfzig Jahren verstorbenen Bischof von Paris noch persönlich gekannt. Nun wollte sie ihm im Tode nahe sein. Das entsprach der verbreiteten Hoffnung, ein Heiliger werde sich im Jenseits liebevoll um seine Nachbarn auf dem Gottesacker kümmern und beim Jüngsten Gericht als deren eifriger Fürsprech auftreten.
    Frau Titia, die Germanenhasserin, für manches ungerechte Todesurteil ihres Mannes mitverantwortlich, war sich bewusst, dass sie dort einen Anwalt dringend benötigen würde. Ein verzweifelter Seufzer und die Worte »O Jesus, was wird dort mit mir geschehen?«, waren ihre letzten irdischen Äußerungen.
    »Musste sie sich ausgerechnet den Marcellus aussuchen?«, stöhnte der junge Präfekt Gaius Larcius, ein Großneffe der Verstorbenen, als er den letzten Wunsch seiner Tante erfuhr. »Das wird ja eine Tagereise! Wir haben so schon genug Scherereien.«
    Die Ankunft des Flüchtlingskonvois aus Soissons hatte ihn vollkommen überrascht.
    Die Niederlage des Syagrius gegen die Franken bei Soissons brachte die Stadt Paris in eine gefährliche Lage. Nur sechzig Meilen flachen Landes trennte sie noch von den barbarischen Eroberern, die nun nichts mehr aufhalten konnte. In aller Eile wurden Maßnahmen für den Fall getroffen, dass die Franken keine Zeit verlieren und den Patricius verfolgen würden.
    Dabei kam es gleich zu Unstimmigkeiten zwischen den örtlichen Machthabern und den Ankömmlingen. Syagrius mit seinen Würdenträgern und Offizieren beanspruchte selbstverständlich das Kommando, immerhin herrschte er ja noch über die Hälfte seines Reiches.
    Vor den versammelten Honoratioren der Stadt leistete er den Schwur, er werde Paris niemals aufgeben, und die Seine werde zum Grab der Barbaren werden, wenn sie versuchen sollten, sie zu überschreiten. Es gab ja auch berechtigte Hoffnung, dass Paris einem Ansturm der Franken widerstehen und eine längere Belagerung aushalten würde.
    Schon vor zweihundert Jahren, nach den

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