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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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hasste und dir etwas antun wollte … würde ich mir einen wie den zum Verbündeten wählen? Einen Zauderer, einen Feigling, einen Schwächling? Wie sollte der es denn fertigbringen, dich auszuliefern? Deine Truppe ist dir unerschütterlich treu und zehnmal so stark wie die Festungsbesatzung. Und auch die ist dir treu. Und wie könnte ich«, fuhr sie fort, indem sie seine Hand ergriff, »einen wie dich gegen so einen tauschen? Gewiss, es gab manchmal Streit zwischen uns. Ich bat dich auch, mit der Heirat zu warten. Titia ist noch nicht lange tot …«
    »Du Hure!«, stieß Larcius hervor. »Du willst dich herausreden! Aber er kennt dich … er kennt dich besser. Du würdest es mit dem Teufel treiben, wenn er dich wollte! Und wenn du mit ihm in der Hölle die Macht teilen dürftest! Die Franken sind hinter dir her … die kennen dich auch … Nun hast du Angst … aber warte nur … warte … sie kriegen dich!«
    »Schweig!«, schrie Syagrius.
    Larcius warf ihm und Scylla noch einen hasserfüllten Blick zu, knüllte das Tuch, ließ es zu Boden fallen und eilte mit großen Schritten hinaus.
    »Man soll ihm folgen und ihn beobachten!«, sagte Syagrius.
    »Ist schon veranlasst«, erwiderte Structus.
    »Wir haben schon lange einen Verdacht«, fügte Leunardus hinzu. »Wollten dich nur nicht damit behelligen, weil er ja dein Verwandter ist.«
    »Verwandter!«, wiederholte Syagrius wütend. »Der ist nicht mehr mein Verwandter!«
    Der Weißbart nahm den für ihn selbst bestimmten Becher von dem Tablett und reichte ihn Scylla. Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln. Nachdem sie getrunken hatte, warf sie sich plötzlich dem Patricius an den Hals und begann zu schluchzen. Dabei stieß sie immer wieder Anklagen und Verwünschungen hervor.
    »Dieser boshafte Kerl … mir so etwas nachzusagen … dass Gott ihn strafe! Er hat es bei mir versucht, dieser Schuft, immer wieder! Ich habe ihn abgewiesen, und jetzt will er sich rächen. Fluch über ihn!«
    »Schon gut«, sagte der Patricius, indem er sie von sich schob. »Schon gut. Geh jetzt schlafen, es ist spät. Du musst müde sein.«
    Erst nach einer Weile beruhigte sie sich.
    Structus musste ihr noch einmal bestätigen, dass man Larcius nicht aus den Augen lassen werde. Nach einem langen, umflorten Blick auf den Patricius ließ sie die drei Männer in dem kalten, mit Rauch erfüllten, halbdunklen Raum allein.
    »Sie lügt«, ließ sich Syagrius nach einer unheilschwangeren Pause vernehmen. »Und er sagt auch nur die halbe Wahrheit. Bevor der Winter kam, waren sie sich noch einig. Sie wollten mich Chlodwig und Baddo zum Fraß hinwerfen und hofften, dann würde der Appetit der Franken gestillt sein. Ich vermutete eine Zeitlang sogar, dass Scylla mit denen gemeinsame Sache machte. Aber das war ein Irrtum. Sie hat eine panische Angst vor ihnen! Solange sie in Paris sicher sein konnte und überzeugt war, dass das so bleiben würde, war ihr Larcius lieb und wert. Doch inzwischen hat sie ihren ›Beschützer‹ kennengelernt! Ein nettes Gesichtchen, ein nettes Schwänzchen vielleicht, aber sonst nichts. Kein Mut, keine Tatkraft, keine Ausdauer … gar nichts! Er schafft es nicht einmal, ein paar Getreideschiffe aus Troyes heranzuholen. Dass er beabsichtigt überzulaufen, glaube ich nicht. Das behauptet sie in ihrer Bosheit, doch selbst dazu ist er zu feige. Wenn aber die Franken Ernst machen, worauf man gefasst sein muss, ist er der Erste, der ihnen mit einem grünen Zweiglein entgegenmarschiert. Und damit ist ihr Schicksal besiegelt, denn Baddo wird keine Gnade kennen.«
    »Der ist der Gefährlichste«, bemerkte Structus. »Mehr zu fürchten als Chlodwig selbst. Er hat auch alles in der Hand. Ist Marschalk, nennt sich sogar Legat. Wenn der wieder anrückt, dürfte es bald mit uns aus sein.«
    »Nein, er wird mit ihr keine Umstände machen«, sagte Syagrius, der nicht zugehört hatte und nur seinen eigenen Gedanken nachhing. Schnaufend nahm er wieder am Tisch Platz. »Rettung kann sie jetzt nur noch von mir erhoffen … nur noch von mir. Und das erklärt auch, warum sie auf einmal so sanft und zahm ist. Sie lässt mich sogar im Spiel gewinnen!«, schrie er plötzlich und fegte mit einer Handbewegung die Steine vom Brett.
    Gleich darauf wurde er von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt. Leunardus und Structus sahen sich an, seufzten und gaben sich gegenseitig ein ermunterndes Zeichen.
    »Patricius«, sagte der alte Würdenträger, als Syagrius nur noch schwer atmete.

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