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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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versorgt! Getreide in Hülle und Fülle! Die Heilige hat schon mit der Verteilung begonnen!«
    Der Offizier machte kehrt und verschwand.
    »Dem Himmel sei Dank!«, sagte Leunardus. »Das war Rettung in höchster Not. Ich hatte doch gleich die Hoffnung, dass es die Heilige schaffen würde. Ihre Gebete haben genützt, die Franken mussten die Schiffe passieren lassen.«
    »Die haben wohl eher damit gerechnet, dass ihnen der Frost die Arbeit erspart«, vermutete Structus, »und sich in ihre warmen Unterstände zurückgezogen.«
    »Den Frost, der die Franken vertrieb, schickt uns Gott der Herr«, beharrte der fromme alte Würdenträger. »Weil er Genovefas Gebete erhört hat!«
    »Nun, meinetwegen. Jedenfalls halten wir die nächste Zeit durch. Aber man muss vermeiden, dass es bei der Verteilung des Getreides zu Unruhen kommt. Wir sollten uns darum kümmern.«
    »Lass nur, das wird nicht nötig sein. Da die Heilige selbst die Verteilung leitet, wird alles gerecht und geordnet zugehen. Hier hat niemand so viel Autorität. Die Leute vertrauen und gehorchen ihr. Wie auch nicht? Was sagst du dazu, Patricius? Zum zweiten Mal hat sie Paris gerettet!«
    Syagrius stimmte nachdenklich zu. »Nicht alle Weiber sind Ungeheuer«, murmelte er.

Kapitel 16
    Chlodwig verbrachte den größten Teil des Herbstes und des Winters in Soissons. Nur in der zweiten Oktoberhälfte, als die Wetterverhältnisse es noch zuließen, brach er mit einem kleinen Heer, das kaum Legionsstärke hatte, nach Norden auf, um einige größere Ortschaften wie Rouen, Amiens und Arras in Besitz zu nehmen.
    Das gelang ohne Widerstand, und er verfuhr überall nach der gleichen Methode wie in der Hauptstadt: Er zog Kontributionen ein, versicherte sich der Steuerlisten und ließ im Übrigen alles beim Alten.
    In einigen Städten stationierte er auch kleine Garnisonen unter dem Kommando eines bewährten Gefolgsmannes, die aber kaum in der Lage gewesen wären, entschlossenen Widerstand von innen oder einen Angriff von außen abzuwehren. Sie sollten nur immer daran erinnern, dass der neue Herrscher, der rex Francorum, nicht weit war und jederzeit mit überlegener Heeresmacht eingreifen konnte.
    Auch die angestammte Festung Tournai suchte Chlodwig bei dieser Gelegenheit noch einmal auf. Um Cambrai und Tongeren machte er einen Bogen, doch rührte sich dort auch nichts. Der Rückweg führte über Bavai und Reims. So bekam dieser unblutige Eroberungszug den Charakter einer Umfahrt (circumitio) durch das neue Reich, einer offiziellen Besitznahme.
    Alle weiteren militärischen Unternehmungen wurden auf das Frühjahr verschoben. Chlodwig blieb unerbittlich, mochte Baddo noch so sehr drängen, dem Syagrius keine Zeit und keine Ruhe zu lassen.
    Er gab lediglich seine Zustimmung zur Entsendung des etwa hundertköpfigen beweglichen Störtrupps, der auf dem rechten Seine-Ufer zwischen Paris und Troyes Versorgungsschiffe angreifen, aufbringen oder vernichten sollte. Dieser Trupp stand unter dem Kommando eines Galloromanen, eines Zenturionen der neu formierten Ersten Legion, der gute Ortskenntnisse hatte und Baddos besonderes Vertrauen besaß. Er enttäuschte nicht und konnte im Verlauf des Januar und des Februar immer wieder Erfolge melden.
    Von gelegentlichen Jagdausflügen abgesehen, blieb Chlodwig den ganzen Winter über in dem Palast von Soissons, wo er fast täglich Boten, Gesandte und Besucher empfing. Alle Nachbarn legten Wert darauf, dem neuen Herrn der einstigen Provinz Belgica secunda eiligst ihre freundschaftlichen Empfindungen und friedlichen Absichten zu versichern. Man konnte nicht wissen, was er vorhatte, nachdem er den letzten römischen Statthalter in Gallien so überraschend und anscheinend mühelos von seinem Stammsitz vertrieben hatte.
    Der König der Rheinfranken, Sigibert von Köln, kam selbst mit großem Gefolge und brachte Geschenke.
    Gundobad von Lyon und sein in Genf als Unterkönig residierender Bruder Godegisel ließen durch hochrangige Burgunder ihren »Bruder Chlodwig« beschenken und beglückwünschen.
    Auch einige alamannische Häuptlinge erschienen im ganzen Prunk ihrer Würde und überreichten kostbare Waffen, Bärenfelle und Krüge mit Honig. Alle wurden reich bewirtet und gleichfalls beschenkt und mit der Versicherung entlassen, dass ihnen von König Chlodwig kein Ungemach drohe.
    Nach Einbruch des Winters, als nur noch Besucher, Bittsteller und Kläger aus der Stadt und der näheren Umgebung erschienen, widmete sich der junge Herrscher vor allem der

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