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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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du schon wieder mit diesen Vorwürfen an? Was denn voraussehen? Dass ein Fluss zufriert? So etwas passiert! Es hätte uns nicht sehr gestört, wenn die Zeiten normal wären. Ich konnte nicht ahnen, dass du hier mit deinem ganzen Hofstaat und tausend Mann einfallen und dass die bis Weihnachten alles kahl fressen würden!«
    »Ich verbitte mir, dass du so mit mir sprichst!«, sagte Syagrius, indem er sich schnaufend aus seinem Sessel erhob. Wie die anderen Männer hatte er sich in seinen Mantel gehüllt. Noch fester schlug er ihn um sich und machte, wie immer nach einem Spiel, ein paar schwerfällige Schritte. Er senkte den Kopf tief zwischen die Schultern, verschränkte die Arme auf dem Rücken und zog ein Bein nach.
    »Als Kommandant einer Festung sollte man sich auf jeden, auch den schlimmsten Fall einstellen«, sagte Structus in tadelndem Ton zu Gaius Larcius. »Einer Belagerung muss man ja immer gewärtig sein.«
    »Ohne euch hätten wir zwei Jahre lang durchgehalten!«, gab der Präfekt heftig zurück. »Die Speicher waren ja voll. Auch Holz und Kohle hatten wir ausreichend. Was ist davon übrig, jetzt – im Februar? Die Pariser verhungern und erfrieren.«
    »Wir dürfen eben die Hoffnung nicht aufgeben«, sagte Leunardus. »Vielleicht sind die Getreideschiffe diesmal durchgekommen. Vielleicht nützt es etwas, dass die Heilige dabei ist. Sie hat ja Paris schon einmal vor dem Verderben bewahrt.« Er seufzte, weil keiner ihm zustimmen wollte, und schloss: »Bald haben wir ja auch März, dann wird uns der Frost nicht mehr plagen.«
    »Der Frost vielleicht nicht«, sagte Larcius. »Die Franken dafür umso mehr.«
    »Ja«, sagte Structus, »das ist zu befürchten. Diese Hunde, die da am Ufer lauern und unsere Schiffe mit Skorpionen beschießen und abbrennen … das ist nur ihre Vorausabteilung. Sobald der Schnee weg ist, werden sie hier sein. Wenn bis dahin kein Wunder geschieht, ist es sinnlos, sich überhaupt auf eine Belagerung einzulassen. Nach zwei Monaten ist hier der Letzte verröchelt. Es wird keiner mehr da sein, der ihnen das Tor öffnet.«
    »So weit darf es nicht kommen«, sagte Larcius mit gepresster Stimme. »Ich hab keine Lust, schon jetzt zu krepieren … euretwegen! Ehe die Festung unser Grab wird, übergebe ich sie!«
    »Nun hört euch das an!«, sagte Scylla und lachte verächtlich auf. »Man erschrickt ja vor so viel Heldenmut!«
    »Du wirst nichts übergeben, Bürschlein!«, fuhr Syagrius seinen Neffen an, indem er stehen blieb und ihn mit seinen noch immer tränenden, kugelig hervorstehenden Augen anstierte. »Bevor du das tun kannst, entziehe ich dir das Kommando und jage dich sonst wohin!«
    »Umso besser!«, entgegnete Larcius dreist. »Übernimm das Kommando nur selber. Du hast ja Erfahrung, Onkel, wie man Festungen und Kriege verliert. Wenn ich frei bin, kann ich mir das Schauspiel ersparen.«
    »Welches Schauspiel?«
    »Das eures glorreichen Untergangs.«
    »Vorsicht«, sagte Scylla zu Syagrius. »Hörst du das? Er will gern frei sein, er hat etwas vor. Er und Baddo waren mal Freunde. Und Chlodwig nimmt jeden in sein Heer auf, besonders gern ehemalige römische Offiziere. Und einen, der sich so gut wie der in einer Festung auskennt, die er belagern will, wird er besonders gern nehmen.«
    »Ah, sieh einmal an«, sagte der Patricius, der den Präfekten immer noch anstarrte. »Man sinnt auf Verrat?«
    »Das ist unerhört!«, rief Larcius. »Verleumdung! Warum hörst du auf dieses Weib, Onkel? Verrat? Ja, ich verrate dir etwas! Sie wollte mich überreden, dich auszuliefern! Immer wieder versuchte sie es. ›Liefere ihn aus, dann hast du Ruhe! Damit werden sich die Franken zufriedengeben! Dann bist du selber der Herrscher zwischen Seine und Loire!‹ Natürlich wollte sie selbst herrschen. Dafür war sie auch gern zu allem bereit!«
    Die Griechin lachte schrill auf und nahm einen Becher mit heißem Getränk von dem Tablett, das ein Diener ihr darbot. Mit einer raschen Bewegung schleuderte sie den Inhalt des Bechers Larcius ins Gesicht.
    Der Präfekt schrie auf und bedeckte es mit den Händen. Zu seinem Glück war der Wein nicht mehr heiß genug, um Verbrennungen zu verursachen. Leunardus zog ein Tuch hervor und hielt es Larcius hin. Er nahm es und drückte es an seine Wangen.
    »Du glaubst doch nicht«, wandte sich Scylla an den Patricius, der nun seinen nachdenklichen, düsteren Blick auf sie heftete, »dass ich mich jemals mit dem da einlassen könnte. Überlege doch! Selbst wenn ich dich

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