Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
Vom Netzwerk:
»Wir wissen nicht, was uns bevorsteht. Aber du selbst hast gerade sehr richtig bemerkt, man müsse immer auf alles gefasst sein. Natürlich würde es nur eine weitere schmerzhafte Wunde sein, wenn uns Paris verlorenginge. Du hast noch andere Städte zwischen Seine und Loire, die zu dir stehen und wo wir uns eine Weile halten können. Wo wir uns auf den Widerstand und die Rückeroberung vorbereiten können. Alles aufzugeben, kann für dich selbstverständlich nur in der schwersten Bedrängnis in Frage kommen. Aber wir sollten darüber nachdenken, wohin wir im äußersten Falle fliehen könnten …«
    »Fliehen? Niemals würde ich fliehen, niemals!«, herrschte der Patricius ihn an. »Höchstens gehe ich zeitweilig ins Asyl, um neue Kräfte zu sammeln.«
    »Nun ja, um Kräfte zu sammeln … Aber wohin? In Italien herrscht Odoaker. Sich ihm auszuliefern, wäre riskant.«
    »Dann ist es schon besser, gleich nach Konstantinopel zu gehen«, meinte Structus.
    »Den Kaiser Zeno um Asyl bitten?«, empörte sich der Patricius. »Diesen isaurischen Emporkömmling, der eigentlich Tarasikodissa heißt oder so ähnlich? Wie hat mich der Kerl behandelt, als ich ihn vor ein paar Jahren aufsuchte und um Hilfe gegen die Westgoten bat. Auf den Knien musste ich vor ihm rutschen … ich, ein römischer Aristokrat, dessen Vorfahren noch die Gracchen kannten. Was würde der mir jetzt erst zumuten! Und Hilfe würde ich diesmal erst recht nicht erhalten.«
    »Der Meinung bin ich auch«, sagte Leunardus. »Konstantinopel sollten wir gar nicht erst in Erwägung ziehen. Gallien interessiert dort kaum, es gehört nicht zum byzantinischen Einflussgebiet. Wir müssen uns dorthin wenden, wo wir ein Interesse voraussetzen dürfen.«
    »Du meinst, ein Interesse, den Braten selbst zu verspeisen!«, sagte Syagrius, bitter auflachend.
    »Ja«, sagte Structus. »Aber nur so kann man tätige Hilfe erwarten. Später muss man den Helfer natürlich loswerden.«
    »Und an wen denkt ihr dabei? Wer käme in Frage? Die Burgunder etwa? König Gundobad in Lyon?«
    »Das wäre immerhin eine Möglichkeit.«
    »Nein, nein. Nicht zu Gundobad! Der Mann war einmal ganz oben, war Heermeister in Rom, vor vierzehn Jahren, als Nachfolger seines Onkels Ricimer. Hat selbst einen Kaiser eingesetzt, den Glycerius. Als der dann von Julius Nepos verjagt wurde, blieb dem Gundobad nichts anderes übrig, als sich in sein kleines Burgunderreich zurückzuziehen. Damals musste er es noch mit drei Brüdern teilen, jetzt noch mit einem. Ich kenne ihn, hab mich ja einmal mit ihm getroffen, wegen der Grenzzwischenfälle. Er ist verbittert und hört nicht auf, sein Missgeschick zu beklagen. Dabei schlummert noch immer Ehrgeiz in ihm. Der bleibt nur ruhig und hält sich zurück, weil ihm die Mittel fehlen. Den würden wir nicht wieder los, wenn wir mit seiner Hilfe die Franken zurückschlügen. Nochmals nein. Nicht zu den Burgundern!«
    »Dann bleiben nur noch die Westgoten«, sagte Leunardus. »König Alarich in Toulouse.«
    »Der Sohn des Mannes, der mir Tours und Bourges nahm und mich bis an die Loire zurückdrängte«, sagte der Patricius. »Würde sein Vater Eurich noch leben, wäre jetzt alles verloren. Der würde nicht zögern und unsere Schwäche gnadenlos ausnutzen. Zum Glück ist er tot, der alte Nimmersatt!«
    »Der junge Alarich soll wenig Ähnlichkeit mit ihm haben. Es heißt, er sei eher schwach und zögerlich. Aber von freundlicher Gemütsart. Und die Regierung leitet sein alter Gefolgsmann Leo, ein friedfertiger und vernünftiger Mann.«
    »Das könnte aber bedeuten, dass wir von denen kaum militärische Unterstützung erhielten«, gab Structus zu bedenken. »Sie haben auch alle Hände voll in Spanien zu tun.«
    »Außerdem wäre es eine Demütigung«, sagte Syagrius. »Ja, eine Demütigung! Erst überfallen und berauben sie mich, und dann gehe ich zu den Räubern und bitte um Obdach und ein Stück Brot …«
    Dazu hatten die beiden anderen nichts zu bemerken. Es folgte ein langes Schweigen. Jeder der drei dachte an Flucht und Asyl und wie man es dabei am besten treffen könnte. Die einzige Kerze brannte herunter. In den Kohlebecken erkaltete die Glut.
    Plötzlich erhob sich draußen Lärm. Aus den Gängen vor der Halle waren hastige Schritte vernehmbar. Freudige Rufe wurden laut.
    Ein Offizier der Wachmannschaft erschien in der Tür und rief: »Patricius! Die Schiffe sind da! Alle fünf, kein einziges fehlt!«
    »Und haben sie Ladung?«, rief Structus.
    »Die Stadt ist

Weitere Kostenlose Bücher