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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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und Pächter und sogar einiger Senatorensöhne, gegen die er nicht vorgehen wollte.
    Was geschehen war, war geschehen, und Chlodwig erwog, was klüger wäre: ein harter, abschreckender Richterspruch gegen die Schuldigen oder die stille Botschaft, der König habe Verständnis dafür, dass auch mal ein fränkischer Großer vom Volk für sinnlose Willkür zur Verantwortung gezogen wurde.
    Weitere Nachforschungen ließ er im Sande verlaufen.

Kapitel 17
    Chlodwigs Bestreben in diesen letzten Wintermonaten war vor allem, ein sicheres Hinterland für seine künftigen militärischen Unternehmungen zu schaffen. Eine unruhige Hauptstadt im Rücken wäre gefährlich wie ein feindliches Heer.
    Da er beim Vormarsch den weitaus größten Teil seiner Streitmacht benötigen würde, konnte er höchstens eine Garnison von dreihundert Mann zurücklassen. Diese Truppe musste aus Franken bestehen und absolut zuverlässig sein. Sie würde auch genügen, solange das Stadtvolk ruhig war. Wichtig war also, es nicht mutwillig aufzuregen und widerspenstig zu machen, damit es gar nicht auf die Idee kam, die Abwesenheit des Königs zum Aufstand zu nutzen.
    Allerdings war dafür gesorgt, dass notfalls schnelle Hilfe vom Lande kam. Im Umkreis von dreißig, vierzig Meilen siedelte Chlodwig an die tausend wehrhafte Franken als Kolonisten an. Die Söhne aus diesen Familien wurden zum Heeresdienst eingezogen. Die Väter, kriegserfahrene Männer, waren die rasch einsatzfähige Reserve. Sie bildeten auch einen Schutzring gegen die Stämme und Völker im Osten und Süden, deren so herzlich beteuerter Freundschaft und Friedfertigkeit nicht zu trauen war. Das noch ungefestigte Frankenreich unter einem jungen, wenig erfahrenen Herrscher konnte Begehrlichkeiten wecken. Die fränkischen Bauern sollten imstande sein, Eindringlinge so lange aufzuhalten, bis der König benachrichtigt und mit dem Heer zur Stelle war.
    In den Quartieren des Heeres war die Hauptbeschäftigung während der Wintermonate die Herstellung, Wartung und Instandsetzung der Waffen. Schwerter und Dolche mussten geschliffen, Schildbuckel und Axtgriffe befestigt, neue Lanzen und Pfeile hergestellt werden.
    Auch in den Waffenschmieden herrschte Hochbetrieb. Auf dem Schlachtfeld gesammelte Eisenteile wurden eingeschmolzen und wieder verarbeitet, Beutestücke umgeschmiedet und fränkischer Kampfweise angepasst.
    Chlodwig selbst stand oft in der Schmiede des Palastes am Amboss und trat den Blasebalg aus Ziegenfell. Sein Vater Childerich hatte ihn schon als Zehnjährigen anleiten lassen, damit er mal einen Sax, das kurze, einschneidige Schwert, oder die Spitze mit Widerhaken und den dazugehörigen eisernen Schaft für den Ango, die fränkische Lanze, herstellen konnte. Da der Zustand der Waffe im Kampf über Leben und Tod entscheiden konnte, machte Chlodwig an seinem Kriegsgerät bis auf das zeitaufwendige Damaszieren der Spatha und einige Verzierungsarbeiten alles mit eigener Hand. Manchmal war Mitternacht vorüber, wenn er als Letzter die Schmiede verließ.
    Was die Übungen mit den Waffen betraf, so überließ er die Leitung meistens Baddo. Der Einäugige mit der Erfahrung eines römischen Offiziers war hierin dem König überlegen. Die schwierigste Aufgabe war jetzt, aus den Franken und den wieder formierten Legionen ein zum einheitlichen Handeln befähigtes Heer zu machen. Wie das geschehen sollte, darüber allerdings gab es zwischen den beiden unterschiedliche Ansichten.
    Baddo sah jetzt die wichtigste Aufgabe darin, das Heer auf die Belagerung von Städten vorzubereiten. Da Syagrius nicht mehr stark genug war, sich in einer Feldschlacht zu stellen, musste er sich in die ihm gebliebenen Festungen zurückziehen.
    Es war also nötig, die fränkische Streitmacht auf den neuesten Stand der römischen Belagerungstechnik zu bringen. Auch die übernommenen Legionen hatten kaum Übung im Belagerungskrieg. Der in der römischen Armee der späten Kaiserzeit vorgeschriebene Geschützbestand von fünfundfünfzig Karrenballisten (Skorpionen) und zehn Onagern pro Legion war hier nicht einmal zu einem Drittel erreicht. Zu schweigen von riesigen Katapulten, wie man sie vor Paris brauchen würde, um die Mauer vom Flussufer aus zu beschießen – Geschütze, die ihre Steingeschosse tausend Schritte weit schleudern konnten.
    Wenn solche Ungetüme auch erst an Ort und Stelle zusammengebaut wurden, so mangelte es doch an vorbereitetem Material, an Werkzeug und Transportfahrzeugen, vor allem aber an Handwerkern.

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