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DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren

Titel: DIE MEROWINGER: Schwerter der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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näherte, um ihm im Vorbeigehen den Ort und die Zeit des nächsten Treffens zuzuraunen.
    Als er – nach Albos Vertreibung – wieder jede Nacht von den beiden erwartet wurde, stellte er auch bald fest, dass zwei junge Weiber im vollen Saft selbst für einen, der seinen Mann stand, auf Dauer nicht nur unterhaltsam waren.
    Tagsüber nickte er nun manchmal sogar bei der Waffenpflege ein, und die Männer im Gefolgschaftsquartier machten ihre Späße und fragten sich laut, in welchem geheimnisvollen Hurenhaus man ihn regelmäßig so niederkämpfte. Sie schlichen ihm manchmal auch nach, und dann musste er endlose Umwege machen, um die Verfolger loszuwerden. Ließ er aber mal eine Nacht aus, um zu ruhen, bekam er in der nächsten den Unmut der königlichen Schwestern zu spüren. Zur Entschädigung verschafften sie sich dann doppelte Lust, indem sie ihn bluten und leiden ließen. Sie bissen und kratzten ihn und stachen ihn mit ihren Nähnadeln.
    Schließlich sehnte Ansoald schon deshalb den Frühling herbei, weil dann dieses anstrengende Leben im Palast erst einmal ein Ende finden würde. Dann würde er wieder ein Kommando übernehmen, und es würde hinausgehen in den Kampf der Männer. Das musste geradezu eine Erholung sein.
    ***
    Auf den Frühling und den Aufbruch zum Krieg warteten auch andere, und jeder hatte seinen besonderen Grund.
    Ursio wartete auf dem Krankenlager, wo er die Schmerzen, die ihn quälten, mit dem Gedanken an tolle Abenteuer und unterhaltsame Schandtaten zu betäuben suchte. Gründlich satt hatte der kleine Rheinfranke das Leben in der Residenz und am Königshof. Anfangs hatte er ja die neue Würde genossen, und als Seneschalk, als »ältester Diener« seines Herrn, hatte er seine Aufgaben pünktlich und zuverlässig erfüllt. Am Tisch des Königs und der Gefolgschaft herrschte noch im tiefsten Winter kein Mangel.
    Dass er freilich nicht immer die feinsten Methoden anwandte, wurde bald allgemein bekannt. Die Beschwerden über ihn häuften sich, und Chlodwig musste ihn mehrmals verwarnen.
    Doch Ursio konnte es nun einmal nicht hinnehmen, wenn ihm die Bauern auf dem Markt ihr Vieh nicht zu den niedrigen Preisen verkaufen wollten, die er anbot.
    Dann lauerte er ihnen schon mal auf, wenn sie heimzogen, ließ sie binden und hielt ihnen selbst die Fackel zwischen die Beine, was er »ova frigere« nannte.
    Oder er fragte sie heuchlerisch, ob sie stattdessen lieber ein paar Löffelchen eines köstlichen Breis probieren wollten, »fimus bubulus dulcissimus« bezeichnet, und wenn sie dies ängstlich und ahnungslos bejahten, gab er ihnen so lange frischen Kuhmist zu schlucken, bis sie ohnmächtig wurden.
    Damit und mit seiner Amtstätigkeit als königlicher Speisemeister hatte es dann erst einmal ein Ende, als ihn im Januar eine unerwartete Rache ereilte.
    Da er sich vollkommen sicher fühlte, pflegte er abends mit seiner Kumpanei in einer Schenke der Stadt zu zechen, derselben, in der er einmal so grausam der Wirtin mitgespielt hatte. Er tat sogar schön mit der Frau, lobte ihren Wein und ihre Würste und pries sie glücklich, weil sie durch die Bekanntschaft mit ihm so viele gute Stammgäste gewonnen habe.
    Die Wirtin ließ sich nichts anmerken, füllte aber an jenem Abend die Becher besonders großzügig. Schwer bezecht wankten Ursio und die Seinen hinaus und in Richtung ihres Quartiers im Palast.
    Da brach plötzlich aus einer Seitengasse ein dreifach stärkerer Haufen Vermummter hervor, und ein Hagel von Knüppelhieben ging auf sie nieder.
    Alle Franken wurden zu Boden geschlagen. Ursios Gefährten wurden dabei nur kampfunfähig geprügelt, allein ihn selber nahmen sich die unbekannten Rächer besonders vor. Das Leben rettete ihm der Zufall, dass eine Wachmannschaft zur nächtlichen Ablösung aufzog.
    Fast einen Monat lang lag Ursio zwischen Leben und Sterben. Sein Körper war über und über mit blutigen Beulen bedeckt, er hatte mehrere Knochenbrüche, fast alle Zähne waren verloren.
    Chlodwig besuchte ihn mehrmals am Krankenlager und versprach, die Schuldigen vor sein Gericht zu bringen. Die waren allerdings entkommen. Niemand wollte etwas gesehen haben. Auch den Wirtsleuten der Schenke war nichts nachzuweisen. Auf eigene Verantwortung hatten sich Ursio und seine Begleiter besinnungs- und wehrlos getrunken.
    Bald ordnete Chlodwig an, die Verhöre einzustellen. Beflissenen Denunzianten gab er nur unbestimmte Antworten und schickte sie fort. Die Namen, die sie ihm nannten, waren die geachteter Handwerker

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