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Die Messerknigin

Titel: Die Messerknigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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durchforstete sein Hirn nach Alternativen. Es war so heiß, so furchtbar stickig. Als sie in Ealing gelebt hatten, war er immer auf der Stelle eingeschlafen, das wusste er genau.
    Im Garten erhob sich ein schrilles Kreischen. Janice regte sich und rollte sich von ihm weg. Es hatte fast menschlich geklungen. Füchse können sich anhören wie kleine Kinder, die vor Schmerz schreien – das hatte Regan vor langer Zeit mal gehört. Oder vielleicht war es eine Katze. Oder irgendein Nachtvogel.
    Irgendetwas war jedenfalls gestorben in dieser Nacht. Daran gab es keinen Zweifel.

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    Am nächsten Morgen war eine der Fallen geschlossen, doch als Regan sie vorsichtig öffnete, erwies sie sich als leer. Der Schokoladenköder war angeknabbert. Er stellte die Falle nahe der Tür wieder auf.
    Janice weinte im Wohnzimmer still vor sich hin. Regan stellte sich neben sie. Sie streckte die Hand nach ihm aus und er nahm sie und hielt sie ganz fest. Ihre Finger waren kalt. Sie trug noch ihr Nachthemd und hatte sich nicht geschminkt.
    Später telefonierte sie.
    Kurz vor Mittag kam ein Päckchen für Regan mit Federal Express. Es enthielt ein Dutzend Disketten voller Zahlen, die er anschauen und sortieren und klassifizieren musste.
    Er arbeitete bis sechs am Computer, saß vor dem kleinen Blechventilator, der surrte und ratterte und die heiße Luft umrührte.

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    Er schaltete das Radio ein, als er sich abends daran machte, das Essen zu kochen. »… was mein Buch enthüllt . Was die Liberalen lieber geheim halten wollen.« Die Stimme klang hoch, nervös und arrogant.
    »Na ja. Manches ist auch … ähm, kaum zu glauben.« Der Moderator wollte seinen Gast ermutigen. Eine tiefe Radiostimme, beruhigend und angenehm in den Ohren.
    » Natürlich ist es kaum zu glauben. Es widerspricht allem, was sie uns glauben machen wollen. Die Liberalen und die Homosexuellen in den Medien lassen nicht zu, dass die Menschen die Wahrheit erfahren.«
    »Nun, das wissen wir wohl alle. Und gleich nach diesem Song reden wir weiter.«
    Es war eine Country-und-Western-Nummer. Regan hörte eigentlich immer den lokalen öffentlich-rechtlichen Sender, weil sie dort manchmal die BBC World Service News sendeten. Irgendwer hatte den Sender wohl verstellt, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, wer.
    Er ergriff ein scharfes Messer und schnitt die rosa Hähnchenbrust behutsam in dünne Streifen – genau die richtige Größe, um sie scharf anzubraten – während er dem Lied im Radio lauschte.
    Irgendwer litt an gebrochenem Herzen und irgendwer scherte sich nicht mehr darum. Das Stück ging zu Ende. Es folgte eine Bierreklame. Dann redete der Mann wieder.
    »Natürlich will es zuerst keiner glauben. Aber ich habe die Unterlagen . Ich hab die Fotos . Lesen Sie mein Buch, dann sehen Sie’s. Es ist die unheilige Allianz und ich meine unheilig, zwischen der so genannten Entscheidungsfreiheitslobby, dieser Seilschaft von Medizinern einerseits und den Homosexuellen andererseits. Die Homos brauchen diese Morde, denn daher kriegen sie die kleinen Kinder für ihre Experimente, um ein Mittel gegen AIDS zu finden.
    Ich meine, diese Liberalen reden über Gräueltaten der Nazis , aber nichts, was die Nazis getan haben, ist auch nur annähernd damit vergleichbar, was sie tun, auch jetzt in dem Moment, da wir hier reden. Sie nehmen die menschlichen Föten und pfropfen sie auf diese kleinen Mäuse, um diese hybriden Mausmenschen für ihre Experimente zu schaffen. Dann injizieren sie ihnen AIDS …«
    Regan musste an Mengeles Wand aus aufgezogenen Augäpfeln denken. Blaue Augen und braune und grün gefleckte …
    »Scheiße!« Er hatte sich in den Daumen geschnitten. Er steckte ihn in den Mund und biss darauf, um die Blutung zu stoppen, lief ins Bad und suchte nach Pflaster.
    »Denk dran, ich muss vor zehn aus dem Haus morgen.« Janice stand hinter ihm. Im Badezimmerspiegel sah er in ihre blauen Augen. Sie wirkte völlig ruhig.
    »In Ordnung.« Er klebte das Pflaster um seinen Daumen, versteckte und verband die Wunde und drehte sich dann zu ihr um.
    »Ich habe heute eine Katze im Garten gesehen«, sagte sie. »Ein große, graue. Sicher ein Streuner.«
    »Kann sein.«
    »Hast du noch mal über ein Haustier nachgedacht?«
    »Nicht ernsthaft. Sie sind doch nur ein weiterer Klotz am Bein. Ich dachte, wir waren uns einig: keine Tiere.«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    Sie gingen zurück in die Küche. Er gab Öl in die Pfanne und zündete die Gasflamme an. Dann warf er die rosa

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