Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Messerknigin

Titel: Die Messerknigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
Vom Netzwerk:
elegante rosa Hand ausstreckte, die Finger nach oben gekrümmt.
    »Was ist das?«, fragte sie. Es war die Woche, bevor er nach Amerika geflogen war.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Regan. Sie saßen in der Bar eines kleinen Hotels im West Country, bordeauxrote Teppiche, rehbraune Wände. Vor ihm stand ein Gin Tonic, sie nippte an ihrem zweiten Glas Chablis. Gwen hatte Regan einmal erklärt, dass Blondinen immer Weißwein trinken sollten, es sehe besser aus. Er hatte gelacht, bis er erkannte, dass sie das ernst meinte.
    »Das Gleiche wie das hier, nur lebendig«, sagte sie und drehte die Hand um, sodass die Finger wie die Beine eines trägen rosa Tiers herabhingen. Er lächelte. Wenig später zahlte er und sie gingen hinauf in sein Zimmer …
    »Nein. Kein Gift. Verstehen Sie, ich will sie nicht töten«, erklärte er der Verkäuferin namens Becky.
    Sie sah ihn neugierig an, als habe er plötzlich angefangen, in einer fremden Sprache zu reden. »Aber Sie haben doch gesagt, sie wollen Mausefallen …?«
    »Was ich meinte, war eine Lebendfalle. Sie sieht aus wie ein kleiner Korridor. Die Maus läuft rein, die Tür fällt hinter ihr zu und sie kann nicht mehr raus.«
    »Und wie tötet man sie dann?«
    »Gar nicht. Man fährt ein paar Meilen und lässt sie frei und sie kommt nicht mehr zurück, um einen zu nerven.«
    Becky lächelte, sah ihn an, als sei er ein richtiger Schatz, einfach das süßeste, naivste, niedlichste Ding, das man sich vorstellen kann. »Warten Sie hier«, sagte sie. »Ich geh mal hinten nachschauen.«
    Sie ging durch eine Tür mit der Aufschrift nur f ü r P ersonal . Sie hatte einen hübschen Hintern, dachte Regan, und war sogar einigermaßen attraktiv, auf diese öde Midwestern-Art.
    Er sah kurz aus dem Fenstern. Janice saß im Wagen und blätterte in einer Zeitschrift: eine rothaarige Frau in einem scheußlichen Hauskleid. Er winkte ihr zu, aber sie sah ihn nicht.
    Becky steckte den Kopf durch die Tür. »Jackpot!«, rief sie. »Wie viele wollen Sie?«
    »Zwei?«
    »Kein Problem.« Sie verschwand noch einmal und kam kurz darauf mit zwei grünen Plastikbehältern wieder zum Vorschein. Sie tippte den Preis in die Registrierkasse, und während er die immer noch fremden Münzen und Scheine befingerte und versuchte, den richtigen Kleingeldbetrag zusammenzukriegen, begutachtete sie die Fallen und drehte die Schachteln lächelnd in der Hand.
    »Du lieber Gott«, sagte sie. »Was lassen sie sich als Nächstes einfallen?«
    Die Hitze traf Regan wie ein Vorschlaghammer, als er zurück auf die Straße kam.
    Er eilte zum Wagen hinüber. Der Türgriff fühlte sich glühend heiß an, der Motor tuckerte im Leerlauf.
    Er stieg ein. »Ich hab zwei«, sagte er. Die klimatisierte Luft im Wagen war kühl und angenehm.
    »Schnall dich an«, sagte Janice. »Es wird wirklich Zeit, dass du lernst, hier zu fahren.« Sie legte die Zeitschrift beiseite.
    »Werd ich«, sagte er. »Früher oder später.«
    Regan fürchtete sich davor, in Amerika Auto zu fahren; es war, als fahre man spiegelverkehrt.
    Sonst sagten sie nichts und Regan las die Gebrauchsanweisung der Mausefallen auf der Rückseite der Schachtel. Dort stand, der größte Vorteil dieser Art von Falle sei, dass man die Maus niemals sehen oder anfassen müsse. Die Tür fiel hinter ihr zu und das war alles. Die Gebrauchsanweisung äußerte sich nicht zu der Frage, ob man die Maus töten solle.
    Als sie nach Hause kamen, holte er die Fallen aus den Schachteln, legte ein Klümpchen Erdnussbutter in die eine, ganz ans hintere Ende, ein Stück Blockschokolade in die andere und stellte sie auf dem Boden der Vorratskammer auf. Die eine positionierte er nahe der Wand, die andere gleich an dem Loch, durch welches die Mäuse offenbar Zugang zur Vorratskammer fanden.
    Die Fallen waren nur Gänge. Eine Tür am einen, eine Wand am anderen Ende.

----
    Als Regan in dieser Nacht im Bett lag, streckte er eine Hand aus, als Janice schon schlief, und berührte ihre Brüste. Er strich ganz behutsam darüber, denn er wollte sie nicht aufwecken. Die Brüste waren merklich voller geworden. Er wünschte, er fände große Brüste erotisch. Er ertappte sich dabei, dass er sich fragte, wie es wohl wäre, an der Brust einer stillenden Frau zu saugen. Eine gewisse Süße konnte er sich vorstellen, aber keinen spezifischen Geschmack.
    Janice schlief fest, trotzdem rutschte sie näher zu ihm herüber.
    Er rückte ab, lag da in der Dunkelheit, versuchte sich zu erinnern, wie man einschläft, und

Weitere Kostenlose Bücher