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Die Messerknigin

Titel: Die Messerknigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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zerschneiden. Nein, es könnte gar einen Sonnenstrahl spalten«, sagte Galahad voller Stolz.
    »Dann sollten Sie es vielleicht lieber wieder wegpacken«, meinte Mrs. Whitaker.
    »Ihr wollt es nicht?« Galahad schien enttäuscht.
    »Nein, vielen Dank.« Ihr kam in den Sinn, dass es ihrem seligen Henry bestimmt gefallen hätte. Er hätte es in seinem Arbeitszimmer an die Wand gehängt, gleich neben dem ausgestopften Karpfen, den er in Schottland gefangen hatte, und hätte es jedem Besucher gezeigt.
    Galahad wickelte das Schwert Balmung wieder in seine geölte Lederhülle und verschnürte es mit einer weißen Kordel.
    Dann saß er da, untröstlich.
    Mrs. Whitaker machte ihm für den Heimweg ein paar Sandwiches mit Frischkäse und Gurke und wickelte sie in Wachspapier. Sie gab ihm auch einen Apfel für Grizzel. Er schien hocherfreut über ihre Gaben.
    Zum Abschied winkte sie den beiden nach.
    Am Nachmittag nahm sie den Bus, um Mrs. Perkins zu besuchen, die Ärmste, die immer noch mit ihrer Hüfte im Krankenhaus lag. Mrs. Whitaker brachte ihr selbst gemachtes Früchtebrot mit, auch wenn sie die Walnüsse weggelassen hatte, denn Mrs. Perkins Zähne waren auch nicht mehr das, was sie einmal gewesen waren.
    Abends sah sie ein bisschen fern und ging früh schlafen.
    Am Dienstag kam der Postbote. Mrs. Whitaker war auf dem Dachboden, um ein bisschen Ordnung zu schaffen, und da sie die Treppe langsam und vorsichtig, Stufe für Stufe hinabstieg, kam sie nicht rechtzeitig an die Tür. Der Postbote hatte ihr einen Zettel in den Briefkasten geworfen: Er habe versucht, ein Päckchen zuzustellen, aber es sei niemand daheim gewesen.
    Mrs. Whitaker seufzte.
    Sie steckte den Zettel in die Handtasche und machte sich auf den Weg zum Postamt.
    Das Paket war von ihrer Nichte Shirelle, die in Sydney in Australien lebte. Es enthielt ein Foto von ihrem Mann Wallace und den beiden Töchtern, Dixie und Violet, und eine in Holzwolle verpackte Schneckenmuschel.
    Mrs. Whitaker hatte eine Sammlung von Ziermuscheln im Schlafzimmer. Am meisten liebte sie die mit dem in Email aufgemalten Bild von den Bahamas. Das war ein Geschenk von ihrer Schwester Ethel gewesen, die 1983 gestorben war.
    Sie steckte die Muschel und die Fotos in ihre Einkaufstasche. Und weil sie schon mal in der Nähe war, ging sie auf dem Heimweg beim Oxfam-Laden vorbei.
    »Hallo, Mrs. Whitaker«, sagte Marie.
    Mrs. Whitaker starrte sie an. Marie trug Lippenstift (vielleicht nicht gerade die glücklichste Farbe für sie, vielleicht nicht sehr fachmännisch aufgetragen, aber, dachte Mrs. Whitaker, das kommt schon mit der Zeit) und einen ziemlich schicken Rock. Eine enorme positive Veränderung.
    »Oh, hallo, Marie«, antwortete Mrs. Whitaker.
    »Letzte Woche war ein Mann hier und hat nach diesem Ding gefragt, das Sie gekauft haben. Diesem komischen kleinen Blechpokal. Ich hab ihm gesagt, wo Sie wohnen. War Ihnen doch recht, oder?«
    »Sicher, Kind«, sagte Mrs. Whitaker. »Er hat mich auch gefunden.«
    »Er war traumhaft. Wirklich, einfach traumhaft«, sagte Marie mit einem wehmütigen Seufzen. »Ich hätte auf der Stelle mit ihm gehen können. Und ein großes weißes Pferd hatte er auch«, schloss sie. Sie hielt sich auch gerader, stellte Mrs. Whitaker anerkennend fest.
    Im Bücherregal fand Mrs. Whitaker einen neuen Mills-&-Boon-Roman – Ihre Majestätische Leidenschaft  –, auch wenn sie die beiden von letzter Woche noch gar nicht ausgelesen hatte.
    Sie nahm Romance and Legend of Chivalry zur Hand und schlug es auf. Es roch modrig. In roter Tinte stand säuberlich auf der ersten Seite: E x . L ibris F isher .
    Sie legte es wieder beiseite.
    Als sie heimkam, wartete Galahad vor der Tür. Er ließ die Nachbarskinder auf Grizzel reiten, führte ihn am Zügel die Straße auf und ab.
    »Ich bin froh, dass Sie da sind«, sagte sie. »Ich habe ein paar Kisten zu tragen.«
    Sie führte ihn auf den Dachboden. Er räumte all die alten Koffer beiseite, sodass sie an den Schrank dahinter kam.
    Es war furchtbar staubig dort oben.
    Sie beschäftigte ihn fast den ganzen Nachmittag. Er rückte die schweren Gegenstände hin und her, während sie Staub wischte.
    Galahad hatte eine Schnittwunde auf der Wange und ein Arm schien ein wenig steif zu sein.
    Sie unterhielten sich ein bisschen, während sie sauber machte und aufräumte. Mrs. Whitaker erzählte ihm von ihrem seligen Henry und dass die Lebensversicherung gereicht hatte, um die restliche Hypothek zu zahlen, dass sie all diese Dinge besaß,

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