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Die Messerknigin

Titel: Die Messerknigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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für sie vielleicht«, sagte die Dame an der Kasse. »Aber es gibt Leute, die sollten heute Nachmittag in Heathfield sein.«
    Auf einem Regal ganz hinten im Laden fand Mrs. Whitaker ein angelaufenes altes Silbergefäß mit einer langen Tülle. Es sollte sechzig Pence kosten, sagte der kleine Aufkleber an der Seite. Es sah in etwa wie eine plattgedrückte, langgezogene Teekanne aus.
    Sie fand einen Mills-&-Boon-Roman, den sie noch nicht kannte. Er hieß Ihre einzige Liebe . Buch und Silberkanne brachte sie zu der Frau an der Kasse.
    »Fünfundsechzig Pence, bitte«, sagte die Frau, nahm das Silbergefäß in die Hand und betrachtete es. »Komisches altes Ding, oder? Kam heute Morgen rein.« Auf dem Bauch der Silberkanne waren eckige, alte chinesische Zeichen eingraviert und sie hatte einen elegant geschwungenen Griff. »Eine Art Ölkännchen, nehme ich an.«
    »Nein, es ist kein Ölkännchen«, sagte Mrs. Whitaker, die ganz genau wusste, was es war. »Es ist eine Lampe.«
    Ein kleiner unverzierter Fingerring war mit einem braunen Bindfaden an den Griff der Lampe geknotet.
    »Ich hab’s mir überlegt«, sagte Mrs. Whitaker. »Ich nehme doch nur das Buch.«
    Sie bezahlte ihre fünf Pence für das Buch und brachte die Lampe dorthin zurück, wo sie sie gefunden hatte, ganz am Ende des Ladens. Denn es war einfach so, überlegte Mrs. Whitaker auf dem Heimweg, dass sie wirklich nirgendwo mehr Platz hatte, um sie aufzustellen.

Nikolaus war …

    älter als die Sünde und sein Bart konnte weißer nicht mehr werden. Er wollte sterben.
    Die zwergenhaften Eingeborenen der arktischen Höhlen sprachen seine Sprache nicht, sondern schnatterten in ihrem seltsamen Kauderwelsch und vollführten unbegreifliche Rituale, wenn sie nicht gerade in den Fabriken arbeiteten.
    Einmal pro Jahr zwangen sie ihn trotz seiner Tränen und Proteste zur Endlosen Nacht. Auf seiner Reise besuchte er jedes Kind der Welt und ließ eines der unsichtbaren Geschenke der Zwerge an seinem Bett zurück. Die Kinder schliefen, erstarrt mit der Zeit.
    Er beneidete Prometheus und Loki, Sisyphos und Judas. Seine Strafe war härter.
    Ho.
    Ho.
    Ho.

Der Preis

    Landstreicher und Vagabunden benutzen Geheimzeichen, die sie an Torpfosten und Bäumen und Türen anbringen, um andere ihresgleichen ein wenig über die Bewohner der Farmen und Häuser, die sie auf ihren Wanderungen passieren, wissen zu lassen. Ich glaube, dass Katzen ähnliche Zeichen verwenden. Wie sonst wäre der stetige Strom von Katzen zu erklären, die jahrein, jahraus an unserer Tür erscheinen, ausgehungert, flohverseucht und verstoßen?
    Wir nehmen sie auf. Wir befreien sie von ihren Flöhen und Zecken, füttern sie und bringen sie zum Tierarzt. Wir bezahlen die nötigen Impfungen, schrecken auch vor der schlimmsten aller Entwürdigungen nicht zurück und lassen sie sterilisieren oder kastrieren.
    Und sie bleiben bei uns: einen Monat, ein Jahr oder auch für immer.
    Die meisten kommen im Sommer. Wir leben auf dem Land, gerade weit genug außerhalb der Stadt, dass die Stadtbewohner ihre Katzen vorzugsweise in unsere Nähe aussetzen.
    Wir scheinen nie mehr als acht Katzen zu haben, selten weniger als drei. Derzeit stellt sich die Katzenpopulation meines Hauses folgendermaßen dar: Hermione und Pod, die eine getigert, die andere schwarz, auch die verrückten Schwestern genannt. Sie hausen in meinem Arbeitszimmer unter dem Dach und bleiben für sich. Snowflake, die blauäugige Katze mit dem langen, weißen Fell, die jahrelang wild im Wald gelebt hat, ehe sie die freie Wildbahn für weiche Sofas und Betten aufgab, und schließlich die größte von allen, Furball, Snowflakes kissenartige, gescheckte, langhaarige Tochter, fuchsrot und schwarz und weiß. Ich hatte sie eines Tages als winziges Katzenbaby in unserer Garage gefunden, stranguliert und fast schon tot in einem alten Badmintonnetz. Zu unserer Überraschung starb sie nicht, sondern wuchs zu der gutmütigsten Katze heran, die ich je gekannt habe.
    Und dann haben wir noch den schwarzen Kater. Er hat keinen anderen Namen als Schwarzer Kater und er kam vor etwa einem Monat. Zuerst war uns nicht klar, dass er wirklich bei uns einziehen wollte, denn er schien zu wohlgenährt für einen Streuner, zu alt und keck, um ausgesetzt worden zu sein. Er sah aus wie ein kleiner Panther und er bewegte sich wie ein Fleisch gewordenes Stück Nacht.
    Eines Tages tauchte er einfach auf und schlich um unsere baufällige Veranda herum. Acht oder neun Jahre alt, schätzte

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