Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die metallenen Herscher

Die metallenen Herscher

Titel: Die metallenen Herscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
scheinen diese Halle zum Ziel zu haben.«
    Er blieb unruhig und angsterfüllt stehen. Eines der Kamerateams drehte die Schwebeplattform und bewegte sich entlang des Mittelganges den Portalen zu, um draußen filmen zu können. Von seinem überhöhten Platz aus konnte van Gossen erkennen, wie Shenandoah seine Waffe aus der Tasche zog und aufsprang.
     
    *
     
    Seit Tagen wartete er darauf, daß etwas geschah. Gefühle, die er nicht begriff, quälten ihn, er wurde unsicher, und seine Gelassenheit schwand dahin wie Eis auf einem luftlosen Mond. Er zitterte in einem inneren Fieber, und er mußte warten ... warten, und er mußte schweigen. Er hatte gelebt und gearbeitet, hatte gewonnen und hatte sich an einer Stelle befunden, die er angestrebt hatte und die ihm gemäß war. Und er hatte schlagartig alles verloren. Jetzt war er wieder frei und schwebte in der Gefahr, abermals alles zu verlieren. Er hielt es nicht mehr länger aus.
    Als die Spannung am dichtesten war, zerrissen die letzten Fäden der Selbstbeherrschung. Shenandoah wartete das Ende der Ausführungen nicht mehr ab, er nahm seine Waffe in die Hand und stand auf.
    Eine Hand legte sich auf seinen Arm.
    Er wandte resigniert und voller Aufruhr den Kopf und sah in die Augen von Saey Bayard. Dann riß er sich los, warf sich herum und begann zu rennen. Er lief durch den Mittelgang, stieß einen der Telekameramänner aus dem Weg und spurtete auf die Tür zu. Er wollte ins Schiff, zurück auf den Mond und sich dort verkriechen oder Shemnouk suchen oder sonst etwas Unsinniges tun. Zehn Meter von dem Portal entfernt hielt er an.
    Hinter den Doppeltüren pfiff jemand. Grell und schneidend wie eine Sirene.
    Shemnouk!
    Die Türen flogen auf.
    Shenandoah zwinkerte und glaubte nicht, was er sah. Wie in Trance ging er näher. Zwei Gestalten standen dicht vor ihm. Er ging mit hängenden Armen auf sie zu, wie ein Automat. Zwischen den zwei Fremden sprang Shemnouk hervor und prallte vor Crooks auf und ab wie ein irrsinnig gewordener Ball.
    »Geächteter!« schrie die schwarze Kugel.
    Shemnouk nahm einen Anlauf, sprang etwas höher, und Crooks nahm ihn unter den Arm. Selbst jetzt wußte er immer noch nicht, was er eigentlich tat. Die beiden Wesen, die vor ihm standen, schwiegen. Hinter Shenandoah surrten die Kameras, und im Saal breitete sich Gemurmel aus, steigerte sich, wuchs an zum Geschrei und verstummte schließlich.
    Ein Mensch stand hier.
    Er trug einen enganliegenden Anzug aus einem Material, das unbekannt war und aus sich selbst heraus in mehreren Farben schimmerte wie ein Nordlicht. An den Gelenken befanden sich schwarze Verstärkungen, die wie leicht plattgedrückte Schläuche aussahen. Der Fremde war unbewaffnet, aber an seinem rechten Handgelenk befand sich ein breites Armband, das golden schimmerte. Knöpfe und Skalen waren darauf zu sehen. Zögernd machte der Fremde einen Schritt auf Shenandoah zu.
    »Ich möchte die Rebellen von IV Ingstersveen treffen«, sagte er langsam, als habe er die Sprache der Sundyborg eben erst gelernt. »Wo finde ich sie?«
    »Hier«, sagte Shenandoah tonlos.
    »Das ist mein Freund, Crooks!« schrie Shemnouk begeistert. »Er hat mich in euer System geschickt.«
    Shenandoah schwieg erschüttert.
    Er betrachtete den anderen Fremden.
    Ein Wesen wie aus einem Alptraum. Es besaß zwei Beine, die paradox hager waren. An den Gelenken hatten jene Stelzen runde, klobige Versteifungen, die etwas würfelähnlich wirkten. Die Füße waren unglaublich lang und steckten in dünnen Schuhen von derselben Farbe, wie sie auch der menschliche Fremde trug. Der Körper sah aus wie eine flache Schachtel, aus der die Gliedmaßen hervorragten. Ein dreieckiger Kopf mit zwei riesigen Facettenaugen, einem winzigen Mund und einer Nase, deren Rücken messerscharf war, wuchs aus einem kurzen Hals, der aus einzelnen Ringen gebildet war. Auf dem Kopf trug das Wesen einen Kamm aus roten Federn, der im Nacken in einen Schweif auslief.
    »Dieses System ist voller, schweigender Planeten und schweigender Bewohner«, sagte das unbegreifliche Wesen akzentlos in der Sprache Shenandoahs. Der Rebell überwand sich und steckte die Waffe zurück.
    Er streckte die Hand aus, in Richtung auf den menschlich aussehenden Fremden.
    »Willkommen!« sagte er leise.
    »Ich habe, als van Gossen den Termin nannte, mein Funkgerät betätigt«, schrie Shemnouk unter Crooks' Arm hervor. »Daraufhin sind meine Freunde gestartet, um mir zu helfen, euch vor einer Verurteilung zu retten.«
    Shemnouk

Weitere Kostenlose Bücher