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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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die Berge selbst
in einen ungewöhnlich dunklen Nebel gehüllt waren. Diese nahen Berge waren die vertrauten
Maamturks. Dahinter lagen die spitzen Twelve Pins, eine Bergregion, in die
Pidge schon öfter Ausflüge gemacht hatte.
    Seine Gedanken wanderten umher;
die merkwürdigen Ereignisse in der Stadt hatte er schon halb vergessen. Sein
Vater würde morgen aus Dublin zurückkommen. Er war die ganze vergangene Woche
auf der Pferdeschau gewesen.
    Er hatte vor, eine herrliche
Stute zu kaufen, die künftige Mutter wundervoller junger Pferde. Sie würde die
beste Stute im ganzen Land sein, und ihre Fohlen würden die Welt in Erstaunen
setzen.
    Pidge hoffte, sie würde
milchkaffeefarben sein, mit langem hellem Schweif und heller Mähne. Er wußte,
daß sie einen wunderbaren Kopf haben und daß ihr Maul wie weicher, warmer Samt
sein würde. Er konnte es kaum erwarten, zum allerersten Mal in ihre sanften und
klugen Augen zu schauen. Dann würde allmählich eine schöne Freundschaft
entstehen und Tag für Tag wachsen.
    «Könnte ich ein paar Wörterchen
mit dir reden, junger Herr?»
    Pidge sah sich um.
    Auf einer Mauer inmitten der
Büsche, die ihn fast ganz verbargen, saß ein uralter Mann, dem Anschein nach
ein Angler. Sein Gesicht war runzlig wie die Schale eines vertrockneten Apfels;
sein Tweedhut war gespickt mit künstlichen Fliegen, und an der Mauer lehnte die
Angelrute neben einem Korb. Seine Augen waren hellblau, und sie funkelten wie
Tautropfen im Sonnenlicht.
    Pidge stieg vom Fahrrad und
ging zu ihm hinüber.
    «Bist du der junge Herr, der
gerade in Galway eingekauft hat?»
    «Na ja, ich bin einer davon,
aber da waren bestimmt noch viele andere unterwegs», antwortete Pidge höflich.
    «Das ist kein schlechter Fang,
was du da unter deiner Jacke hast», sagte der Angler bewundernd.
    «Das ist überhaupt kein Fang»,
lächelte Pidge und dachte, daß Angler doch immer nur eines im Sinn hätten.
    «Kein Fang?» sagte der alte
Angler etwas zweifelnd.
    «Nein, nur ein paar
Buchseiten.»
    Der Mann sah aus irgendeinem
Grund zufrieden drein.
    «Ich muß dich warnen», sagte
er. «Paß auf! An der Kreuzung ist es gefährlich.»
    «An der Kreuzung da vorne?
Wieso gefährlich?»
    «Kann’s noch nicht sagen — aber
gefährlich ist es.»
    Pidge konnte sich nur eines
vorstellen.
    «Den Verkehr können Sie doch
nicht meinen, es ist ja ganz ruhig hier.»
    «Den Verkehr kann ich nicht
meinen, junger Herr — du mußt das Auge der Hellsicht gebrauchen, wenn du an die
Stelle kommst. Es gibt Verleitungen an der Kreuzung, die die Geographie und die
Kartographie so durcheinanderbringen könnten, daß die Büchse der Pandora
dagegen der reinste Zwei-Penny-Glücksbeutel ist», sagte der alte Angler ernst,
und er fügte hinzu: «Böse Taten, und nicht viele wissen davon; still wie
unterirdisches Wasser. Sei du vorsichtig, junger Sterblicher, es gibt mehr als
eine Art, etwas zu fangen, und eh du dich’s versiehst, hängst du an der Angel!
Es wimmelt von Fallen. Das ist meine Botschaft!»
    Was für merkwürdige Sachen der
sagt, ich verstehe nicht einmal die Hälfte davon, dachte Pidge. Laut sagte er:
    «Wer hat Ihnen aufgetragen, daß
sie mir das sagen sollen? War es die Polizei?»
    «Das könnte ich nicht behaupten.
Aber davon wird hier überall gemunkelt, und ich mußte dich einweihen.» Der alte
Angler sah Pidge mit schrecklichem Ernst gerade in die Augen, als wollte er ihm
die Bedeutung seiner Worte ganz tief einprägen. Er war offenbar wirklich sehr
besorgt.
    «Na, dann vielen Dank», sagte
Pidge.
    «Alle kleinen wilden Wesen
wissen’s», sagte der alte Angler. «Sie plaudern’s aus.»
    «Das ist immer so», antwortete
Pidge und dachte an Waldbrände und daran, daß es hieß, die Tiere witterten die
Gefahr schon an einem kleinen Rauchschwaden.
    Der alte Angler, der nicht
wußte, was Pidge dachte, zeigte sich überrascht von dem Wissen, das er an den
Tag legte.
    «Du weißt mehr als der
Erziehungsminister», sagte er und schwang seine Beine geschickt auf die andere
Seite der Mauer.
    Dann machte er sich auf den
Weg.
    «Vergessen Sie Ihre Rute und
Ihren Korb nicht», rief ihm Pidge nach und hob beides über die Mauer.
    «Welche Rute und welchen Korb?»
    Er kehrte um und kam zurück.
Sein leicht reumütiges Lächeln war zu wenig, fand Pidge, dafür, daß er
vergessen hatte, was eigentlich sein kostbarster Besitz hätte sein müssen.
    «Oje, ich hab’ wohl schon ein
Hirn wie eine Muskatnuß», sagte er und nahm die Sachen. «Ich danke

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