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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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dachte
Pidge.
    Er wartete eine Weile darauf,
daß der Mann ihn bemerken würde. Als er gerade etwas sagen wollte, sah der Mann
ihn an.
    «Bedienen jetzt Sie?» fragte
Pidge.
    Der Mann nickte und lächelte.
    «Ich habe es immer getan»,
sagte er.
    Bevor Pidge antworten konnte,
fügte der Mann hinzu:
    «Möchtest du das loswerden, was
du da in der Hand hältst? Es ist in schlechtem Zustand — dafür wäre jeder Preis
zu hoch.»
    «O nein, das ist ein
Mißverständnis», beeilte sich Pidge zu sagen. «Ich habe dieses Päckchen im
Nebenraum gefunden. Wieviel soll es bitte kosten?»
    «Ah», sagte der Mann
freundlich. «Ein Pfand aus alten Zeiten. Bist du sicher, daß du es haben
möchtest?»
    «Wenn es nicht zu teuer ist»,
sagte Pidge.
    «Teuer... ja, teuer», sagte der
Mann nachdenklich. «Der Preis könnte hoch sein, wie ich schon sagte. Aber das
Geld ist nicht das Entscheidende, nicht wahr?»
    «Nein», antwortete Pidge, der
nicht ganz verstand, was er meinte.
    «Alles, was brennbar ist in
diesem Nebenzimmer, gehört auch verbrannt, aber daß dies da verbrannt wird,
wollen wir doch nicht Willst du es vor dem Feuer retten?»
    «Ja, das möchte ich», sagte
Pidge.
    Er betrachtete das Päckchen.
Ich weiß nicht, warum ich es unbedingt haben möchte, aber ich möchte es haben,
dachte er.
    «Könnte ich irgend etwas sagen,
das dich davon abhalten würde, es haben zu wollen?» fragte der Mann.
    «Nein», sagte Pidge und
wunderte sich über die sonderbare Frage. «Ich habe das Gefühl, daß es wichtig
für mich ist.»
    «Dann nimm es und viel Glück»,
sagte der Mann.
    «Und es kostet wirklich
nichts?» fragte Pidge.
    «Keinen Penny.»
    Vor der Kasse lag ein kleiner
Stapel mit Kärtchen, auf denen stand:

    Ich nehme eins davon, damit er
sieht, daß ich in Zukunft ein richtiger Kunde sein werde, dachte er; und er
schob ein Kärtchen in seine Hosentasche.
    «Ich danke Ihnen sehr», sagte
er, als er den Laden verließ.
    «Ich danke di r»,
antwortete der Mann mit besonderem Nachdruck, wie es Pidge vorkam.
    In den Satteltaschen war kein
Platz mehr, deshalb steckte Pidge die Seiten in sein Hemd, flach auf die Brust
Der Buchhändler ging an ihm vorbei, ohne ihn zu bemerken und murmelte ärgerlich
«Überschallflugzeuge oder so ein Quatsch!», als er in seinen Laden
zurückkehrte.
    Ich bin froh, daß nicht er mich
bedient hat, dachte Pidge und lächelte vor sich hin, während er sorgfältig sein
Hemd zuknöpfte.
    Die Glocke im Kirchturm schlug
vier.
    «Um Gottes willen!» sagte er zu
sich. «Wie ist die Zeit vergangen — und es ist sogar noch heißer geworden!»
    Als er durch die Stadt zu
radeln begann, fiel ihm auf, daß sich irgend etwas verändert hatte. Die
Atmosphäre war anders als gewöhnlich, und die vielen Leute auf den Straßen
waren furchtbar aufgeregt, so als wäre ein Pferderennen oder irgendein
Volksfest. Sie eilten in alle Richtungen, und der junge Polizist auf seinem
Posten war lebhaft wie ein Rennpferd. Er hüpfte und wedelte mit den Armen
herum, als müsse er eine Quecksilberlache bändigen.
    Ein paar Leute standen da und
zeigten zum Himmel hinauf, und jeder plapperte etwas, ohne auf den anderen zu
hören. Pidge schaute nach oben, aber da war nichts zu sehen.
    Als er hinter der
Franziskanerkirche nach rechts abbog, warf er einen flüchtigen Blick zurück und
bemerkte wieder die zwei Nonnen; es schien ihm, als schlüge die eine Räder und
als versuche die andere, auf dem Kopf zu stehen.
    Er hielt an, stieg vom Rad und
sah sich richtig um. Zu seiner Enttäuschung war alles ganz normal.
    «Ich könnte schwören, daß ich
es gesehen habe», dachte er. «Aber ich muß es mir wohl eingebildet haben, außer
es waren verkleidete Männer. Komödianten oder so.»
    Er fuhr weiter. Bald befand er
sich auf dem holprigen Weg zum Deich am Lough Corrib, der nach Terryland führte
und dann weiter in Richtung Shancreg, wo er wohnte.
    Jetzt war er allein, begleitet
nur von dem sanften Wind vom See her und seinem Schaben und Rasseln in den
trockenen Binsen, die so dicht am Ufer wuchsen.
    Er erschauerte ohne Grund.
    Er hatte den Deich hinter sich
gelassen und war schon eine Weile auf freiem Feld, als er bemerkte, daß es für
einen Augustabend sehr früh dunkel zu werden begann.
    Er schaute nach Westen, zum See
hinüber, der jetzt ein Stück entfernt lag, und sah, daß der Himmel jenseits der
Berge von Connemara dunkelblau war, von dunkelroten Streifen durchzogen, und
daß das Wasser des Sees violett und maulbeerfarben aussah und

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