Die Midlife-Boomer
gleichen Probleme, wenn die Besitzer im hohen Alter oder ihre Erben die Immobilien verkaufen wollen.
Noch jedoch gibt es in vielen Regionen, Städten und Kommunen Handlungsoptionen. Manche davon wurden hier beschrieben, andere werden sich in den nächsten Jahren neu entwickeln. Gewinner der Entwicklung werden eindeutig attraktive Großstädte mit umfassenden Kultur-, Gesundheits- und Freizeitangeboten sein. Hier sind die Aussichten auf weiter steigende Immobilienpreise zumindest in den guten Lagen noch intakt – und auch die Bevölkerung könnte teilweise sogar weiter zulegen. Zumindest wird dies für Städte wie Berlin, Hamburg, München und Stuttgart prognostiziert.
Sie sind zwar nicht von der Schrumpfung betroffen, sehr wohl aber von der Alterung. Und weil es in den Städten anteilig sehr viel mehr Singles gibt als auf dem Land, wird das Kernproblem dort künftig sein, wie man die älteren Mitbürger aus ihren vier Wänden heraus- und aktiv ins Stadtleben hineinholen kann.
In Stuttgart beispielsweise werden Kindergärten und Senioreneinrichtungen, wo immer es geht, in enger räumlicher Nähe geplant und gebaut. Das funktioniert prächtig, weil beide Gruppen sich gern besuchen. »Kleine Kinder gehen sehr unbefangen an das Thema Alter heran«, sagt Marita Gerwin von der Fachstelle Zukunft Alter im sauerländischen Arnsberg, »sie sind neugierig und unvoreingenommen«. Das ist ideal für die Zusammenarbeit mit Älteren, auch mit Demenzkranken.
Ebenso haben die Älteren Spaß an Projekten mit Kindern. In Arnsberg beispielsweise wurde in einer Kita ein Stück auf Basis der Kleinen Raupe Nimmersatt als Schwarzlichttheater aufgeführt. Viele Ältere haben mitgearbeitet, am Bühnenbild, am Ton, bei den Kostümen. Insgesamt reichte das Altersspektrum von vier bis 87 Jahre. So sehen die Kinder ganz realistische Bilder vom Alter.
Aber auch hier gilt: Erfinden und umsetzen müssen die Strategien diejenigen, die jetzt um die 50 sind – im eigenen Interesse. Eine dieser Strategien ist beispielsweise aktives Quartiersmanagement, wie es heute schon von vorausschauenden Immobilienanbietern betrieben wird. Denn auch in der Großstadt lebt es sich einfacher, wenn die Wege des täglichen Lebens kurz sind.
Was die Technik heute schon hergibt, zeigt ein Modellprojekt der Deutschen Telekom in Friedrichshafen. Dazu wurde die gesamte Stadt mit superschnellem Internet ausgestattet, viele Bewohner haben zudem sogenannte intelligente Stromzähler bekommen.
»Wir haben zusammen mit einem großen Wohnungsanbieter hier vor Ort ein Haus mit 18 Wohnungen mit je einem Bildschirmterminal ausgestattet, das den Mietern länger ein eigenständiges Leben im Alter ermöglichen soll«, sagt Maximilian Zollner. Der pensionierte Arzt ist eine Art Mittler zwischen der Stadt, der Telekom und den Bewohnern.
Über einen Touchscreen können die Bewohner schnell und einfach mit dem Dienst der Diakonie telefonieren, Essen und Getränke bestellen oder auch die Apotheke anrufen. »Über die Videofunktion können sie beispielsweise dem Mitarbeiter in der Apotheke das Rezept zeigen und sich die Medikamente dann liefern lassen«, beschreibt Zollner die technischen Möglichkeiten.
Der Arzt hat der Stadt vorgerechnet, wie sehr sie davon profitieren würde, wenn Ältere durch den Einsatz technischer Assistenzsysteme länger zu Hause leben können. »Ein Pflegeplatz in Stufe 1 kostet bei uns in der Region derzeit 2800 Euro im Monat, von dem die Pflegekasse 1100 Euro übernimmt«, sagt Zollner. Setzt man die Lebenshaltungskosten mit 700 Euro an, bleiben 1000 Euro, die entweder der zu Pflegende und seine Angehörigen oder aber im Bedarfsfall die Stadtkasse übernehmen muss.
»Die ersten Monate haben bereits gezeigt, dass das System gut funktioniert und leicht zu bedienen ist«, berichtet Zollner von den Erfahrungen der Nutzer, die die Bildschirme seit Februar 2011 in ihren Wohnungen haben. Einige wünschen sich inzwischen Tablet-Computer statt des jetzigen stationären Bildschirms, der im Flur angebracht ist.
Noch bezahlen die Nutzer nichts für das System. Ob sie es kaufen würden und zu welchem Preis, ist also noch völlig offen. Klar scheint jedoch schon, dass neue Kommunikationsformen wie das Internet und soziale Netzwerke wie Facebook eine große Rolle beim Vernetzen von Stadtteilen und seinen Bewohnern spielen können. Warum sollte es nicht irgendwann einmal eine Art Facebook für ein Stadtviertel geben oder sogar für noch kleinere Einheiten wie
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