Die Mission des Wanderchirurgen
Jawort in der Kirche zu Worthing. Trauzeugen waren der Magister und Orantes.
Reverend Pound, der sich ungemein geehrt fühlte, einen echten Peer trauen zu dürfen, leitete die Zeremonie mit dröhnender Stimme, wobei manch einer das Gefühl hatte, er sei ein wenig zu rasch in der Predigt. Allerdings wurde das großzügig übersehen – freute sich doch jeder auf Speise und Trank, auf Spiel und Tanz am Nachmittag. Pound inbegriffen.
Und diese Vorfreude erwies sich als vollauf begründet. Hunderte von Menschen tummelten sich später auf der großen Wiese zwischen Gutshof und Schloss. Gaukler, Akrobaten, Feuerschlucker gaben ihre Kunst zum Besten. Musikanten spielten auf, so fröhlich und mitreißend, dass selbst das trägste Tanzbein nicht widerstehen konnte. Selten, so die einhellige Meinung, hatte Sussex ein so ausgelassenes Fest gesehen.
Doch auch das schönste Fest hat seine ruhigen Momente, und in einem dieser wenigen Augenblicke nahm der Magister Vitus beim Arm und ging mit ihm zu dem kleinen See ganz in der Nähe. »Ich weiß nicht, wie oft ich um dieses Gewässer herumgelaufen bin und die Frösche angestarrt habe«, sagte er mit einer Miene, die nicht recht zur allgemeinen Fröhlichkeit passte, »damals, als die Pest dir das Liebste genommen hatte und ich nicht ein noch aus wusste, wie ich dich aufmuntern sollte. Doch irgendwie ging das Leben weiter. Auf Regen folgt Sonne, so ist es nun mal. Jedenfalls wünsche ich dir, dass für dich und Nina noch viele solcher glücklichen Tage folgen. Und sollte einmal ein Regentag dabei sein, so möge es einer mit Gewitter sein. Mit einem von jener Art, das euch beide zusammenführte.«
»Ich danke dir, altes Unkraut. Ich danke dir«, erwiderte Vitus gerührt. »Nun schau aber nicht so ernst drein.«
Der kleine Gelehrte blinzelte. »Wahres Glück hat immer auch einen ernsten Hintergrund.«
»Das mag wohl stimmen.« Vitus wurde ebenfalls nachdenklich und erinnerte sich an die vielen Stunden der Not, die sie gemeinsam durchlitten hatten. Stunden, in denen Gott der Allmächtige ihnen beigestanden hatte. Ja, Gott war groß und gütig. Er hatte sie auf den richtigen Pfad geführt und ihnen Trost, Kraft und Zuversicht gespendet, jedes Mal. Und wenn es ihm gefiel, würde er es auch für Nina und ihn tun.
Alles lag in Seiner Hand.
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Über Wolf Serno
Wolf Serno arbeitete 30 Jahre als Texter und Creative Director in der Werbung. Mit seinem Debüt-Roman »Der Wanderchirurg« – dem ersten der fesselnden Saga um Vitus von Campodios – gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem viele weitere folgten, unter anderem: »Der Balsamträger«, »Hexenkammer«, »Der Puppenkönig« sowie »Das Spiel des Puppenkönigs«. Wolf Serno, der zu seinen Hobbys »viel lesen, weit reisen, gut essen« zählt, lebt mit seiner Frau und seinen Hunden in Hamburg und in Nordjütland/Dänemark.
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Über dieses Buch
Vitus, der weit gereiste Wanderchirurg und mutmaßliche Erbe von Schloss Collincourt, ist untröstlich: Seine geliebte Arlette, nach der er so lange gesucht hat, stirbt in seinen Armen an der Pest. Doch vorher nimmt sie ihm das Versprechen ab, ein Heilmittel gegen den Schwarzen Tod zu finden. Mit seinen Freunden reist er nach Padua, weil er hofft, an der berühmten Universität dieser Stadt eine Arznei gegen die Seuche zu finden. Aber das Schicksal scheint sich erneut gegen den tapferen Cirurgicus verschworen zu haben … Der neue Bestseller des Erfolgsautors von Der Wanderchirurg!
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Impressum
eBook-Ausgabe 2012
Knaur eBook
Copyright © 2010 der eBook Ausgabe by Knaur eBook.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Coverabbildung: FinePic, München, und AKG Imag
ISBN 978-3-426-41027-1
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