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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Krächzen zustande. Er starrte Walpole in die glühenden Augen, konnte aber nicht erkennen, ob dieser Mann tatsächlich vorhatte, ihn zu erwürgen oder nicht. Er wollte schon seine Kraft sammeln und ihn wegstoßen, als Walpole ihn losließ und zurückwich.
    »Gestern Nachmittag ist mein Sohn Edward auf dem Rückweg vom Fluss, wo er Sport getrieben hatte, von zwei maskierten Männern überfallen worden. Die Jungen, die mit ihm zusammen waren, sagen, dass die Kerle ihn mit dem Schwert in eine Kutsche getrieben haben und dann in Richtung Datchet davongefahren sind. Den Jungen wurde noch ein Brief in die Hand gedrückt und aufgetragen, ihn dem Direktor Dr. Bland zu übergeben, einem alten Freund von mir aus meiner Zeit in Eton.« Walpole riss einen zusammengefalteten Bogen aus der Tasche und reichte ihn Spandrel. »Da, lesen Sie.«
    Spandrel warf einen Blick auf den Brief. Es war eine eilig hingekritzelte, doch elegant formulierte, kurze Mitteilung ohne Unterschrift. Der Inhalt war unmissverständlich.
    16. April 1722
    Werter Herr,
    seien Sie so freundlich und teilen Sie Ihrem Freund Mr. Walpole mit, dass sein Sohn unverletzt freigegeben wird, vorausgesetzt, der vollständige Inhalt des Grünen Buchs wird am Maifeiertag in der London Gazette veröffentlicht. Das Ausbleiben dieser Veröffentlichung hat unverzüglich die Hinrichtung seines Sohnes zur Folge. Seien Sie gewarnt. Wir meinen es ernst.
    Walpole zog den Brief aus Spandrels zitternden Fingern und schob ihn wieder in seine Tasche. »Sie meinen es ernst. Ja, das glaube ich allerdings.«
    »I... ich...« Spandrel war zu keinem klaren Gedanken fähig. »Ich habe nichts...«
    »Sie haben nichts damit zu tun?« »Nein, Sir.«
    »Das ist bloßer Zufall, dass das so kurz nach Ihrem Vorsprechen bei Atterbury geschehen ist?« »Was... könnte es sonst sein?«
    »Es könnte das Gesetz von Ursache und Wirkung sein, Spandrel. Abscheuliche Ursache und bluttriefende Wirkung. Stochern Sie mit einem Stock in den Bienenstock, und Sie werden mit Sicherheit gestochen. Reizen Sie einen Bischof und... was?«
    »Ich bin sicher, dass da kein Zusammenhang besteht, Sir.«
    »Nun, ich aber nicht. Aus welchem anderen Grund würde
    Atterbury das Gespräch mit Ihnen so lange hinausschieben?«
    »Sie meinen...« Spandrel sandte ein stummes Dankgebet an welche Gottheit auch immer, die diesen einzigen echten Zufall herbeigeführt hatte. »Er glaubt, dass er es dann nicht mehr nötig haben wird, das zu bezahlen, was ich ihm zum Kauf angeboten habe?«
    »Es sieht ganz danach aus.«
    »Ich habe aber nie eine Antwort von seiner Seite gehört, Sir. So wahr Gott mein Zeuge ist.« Das stimmte sogar. Allerdings fügte Spandrel wohlweislich nicht hinzu, dass er nicht im Geringsten daran zweifelte, dass Atterbury hinter der Verschleppung von Walpoles Sohn steckte. McIlwraith hatte sie ausgeführt. Möglicherweise stammte auch der Brief von ihm. Doch der Schotte galt als tot. »Das ist... schrecklich.«
    »Haben Sie die Handschrift erkannt?«
    »Nein, Sir.«
    »Die Jungen sagen, dass einer von den Männern mit schottischem Tonfall sprach. Kelly ist Ire. Sie hätten das mit Schottisch verwechseln können. Oder aber es war irgendein nach Blut dürstender Highlander, den Kelly rekrutiert hat. Wie auch immer, das waren Jakobiten. O ja, daran besteht kein Zweifel. Wer sonst würde so tief sinken und ein Kind aus Hass gegen seinen Vater bestrafen?«
    »Es heißt... ihm würde nichts geschehen, Sir, wenn...«
    »Wenn ich das Grüne Buch in die Zeitung stelle. Glauben Sie wirklich, dass ich so etwas tun würde, Spandrel?«
    »Ich... weiß nicht, Sir.«
    »Sie kennen seinen Inhalt. Das ist die Antwort.«
    »Aber...«
    »Was eine andere Frage aufwirft. Woher wissen die Entführer, dass ich es veröffentlichen kann?«
    »Ich verstehe nicht, Sir.«
    »Ihr Auftrag lautete, Atterbury zu sagen, das Buch sei in Sunderlands Händen gewesen, nicht in meinen. Warum sind die Leute, die er darauf angesetzt hat, dann so sicher, dass ich es veröffentlichen kann?«
    »Von mir wissen sie es nicht, Sir!« Aber er hatte es ihnen verraten, nachdem McIlwraith ihn dazu gezwungen hatte, und dabei nicht bedacht, dass ihn sein Eingeständnis derart in Bedrängnis bringen würde. »Ich schwöre Ihnen, ich habe nichts davon gesagt!«
    »Wer dann?«
    Spandrel schluckte. »Es gibt noch... Mr. Cloisterman.«
    »Allerdings.« Walpole trat näher auf ihn zu. »Aber Cloisterman ist weit weg und mir zu tiefem Dank verpflichtet. Was würden Sie

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