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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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sagen, wenn ich Ihnen versicherte, dass Cloisterman es garantiert nicht war?«
    »Was könnte ich schon sagen, Sir? Ich war es nicht. Das ist alles, was ich weiß.«
    »Und Sie haben wirklich keine Ahnung, wer es gewesen sein könnte?
    »So wahr ich vor Ihnen stehe, Sir; nicht die geringste.« »Und das ist wirklich purer Zufall?« »Es muss einer sein.«
    »Na, so was.« Walpole schritt nachdenklich zur Fensterwand und starrte zu den Rechtecken aus milchigem Sonnenlicht hinauf, die die Ziegel unter der weißen Tünche wie die Rippen unter der Haut eines Hungernden bloßlegten. Dann drehte er sich wieder um. »Es ist nur schade für Sie, dass ich nicht an Zufälle glaube. Wer Hand an meinen Sohn - oder irgendeines meiner Kinder - legt, trifft mich selbst, als stieße er mir einen Dolch ins Herz. Doch ich schlage mit aller Kraft zurück. Es kann sein, dass sie Ihr Angebot mit dem Grünen Buch durchschaut haben. Es ist aber genauso denkbar, dass Sie mehr wissen, als Sie sagen. Was zutrifft, vermag ich nicht sicher zu beurteilen. Und ich habe keine Zeit, darüber nachzudenken. Ich hole meinen Sohn zurück, sofern ich das kann. Fest steht jedenfalls, dass ich die Männer kriege, die ihn in der Hand haben, und dafür sorge, dass sie für das, was sie bereits getan, und für das, was sie angedroht haben, gehängt, durch die Stadt geschleift und gevierteilt werden. Wenn ich herausfinde, dass Sie auch nur einen Fetzen Verantwortung für diese Verbrechen tragen, sorge ich dafür, dass Sie nach Amsterdam ausgeliefert und als Mörder gehängt werden. Und Ihre Mutter... lasse ich als Diebin hängen.«
    »Meine Mutter?«
    »Eine ehrbare Dame, ganz gewiss. Aber das wird kein Mensch mehr glauben, wenn ihr Sohn an einem holländischen Galgen baumelt und bei ihr eine der Halsketten meiner Frau gefunden wird.«
    »Das würden Sie nie...«
    »Das würde und werde ich tun!« Walpole baute sich jäh vor Spandrel auf und sah ihm in die Augen. »Und es gibt nichts, was Sie mir sagen möchten?«
    Es gab vieles. Aber jetzt die Wahrheit sagen, hieße zu gestehen, dass er Walpole nicht vor McIlwraiths geplantem Schlag gegen ihn gewarnt hatte. »Ich kann Ihnen nichts sagen, Sir.«
    »Dann verschwinden Sie! Aber seien Sie sicher, dass ich Sie finde, wenn ich Sie haben will. Sollten Sie fliehen, wird Ihre Mutter dafür büßen.«
    »Soll ich immer noch nach Bromley gehen... am Dienstag?«
    »Natürlich nicht. Glauben Sie etwa, das hat bis dahin noch etwas zu bedeuten, wenn...« Walpole verstummte jäh und atmete tief und zittrig durch. Unter seiner Wut kam Angst zum Vorschein. Angst um seinen Sohn. Aber sie sollte ihn nicht beugen und ihn nicht in die Knie zwingen. »Gehen Sie mir aus den Augen, Spandrel. Sofort!«

37 Verbündete in der Not
    »Es war nichts, Ma, ein Missverständnis. Das waren Gerichtsbüttel, die nicht wussten, dass ich meine Schuld beglichen habe. Und als ihnen dämmerte, dass ihr Haftbefehl veraltet war, konnten sie sich gar nicht wortreich genug entschuldigen.«
    »Gerichtsbüttel?« Mrs. Spandrel musterte ihren Sohn skeptisch. »Sie kamen mir eher wie... na ja... wie Steuereintreiber vor. Und von Schulden war nie die Rede.«
    »Überhastetes Vorgehen und ein Irrtum, sonst nichts. Ein Irrtum.«
    »Wir können uns so etwas nicht noch einmal leisten, William. Nicht in diesem ehrbaren Viertel. Außerdem fängt Jane am Montag bei uns an.« Jane? Einen Moment lang war Spandrel verwirrt. Dann fiel es ihm wieder ein. Das Hausmädchen. Natürlich! »Wie lange kann ich denn bei solchem Aufruhr im Haus Personal halten?«
    »Es wird keinen mehr geben, Ma, versprochen. Ich habe dem einen Riegel vorgeschoben.«
    »Na, hoffentlich, Junge. Und wann machst du dich an die Arbeit? Karten zeichnen sich nicht von allein.«
    »Jetzt sofort. Als Erstes muss ich zu Marabout.«
    »Marabout? Dein Vater konnte diesen Mann nicht ausstehen. Was willst du von ihm?«
    »Eine Geschäftsangelegenheit, Ma. Er hat etwas, das ich brauche. Ob ich ihn ausstehen kann oder nicht, ich muss ihn trotzdem aufsuchen.«
    Gideon Marabout betrieb in der Portland Street nahe Lincoln Inn Fields einen Laden, in dem er mehr oder weniger alles verhökerte, was ihm in die Hände fiel, von kaputten Geräten zu wackeligen Hockern für Schreiber oder eben... »Landkarten für umsichtige Reisende«, wie er das gerne ausdrückte.
    »Billiger, als einen Führer zu nehmen, und sicherer, als es dem Zufall zu überlassen«, lautete ein anderer von Marabouts Sprüchen, die Spandrel

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