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Die Mission des Zeichners

Die Mission des Zeichners

Titel: Die Mission des Zeichners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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irgendwo Bordon Grove?«
    »Wo könnte das sein?«
    »Am Waldrand.«
    »Welche Richtung?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Mit einem unwilligen Grunzen schüttelte Marabout den Kopf, doch wie Spandrel erwartet hatte, stellte er sich der Herausforderung. Immer wieder »Bordon Grove« murmelnd, Zeichnete er den gezackten Umriss des Waldes mit dem Zeigefinger nach. Die Umrundung war zu etwa drei Vierteln vollendet, als er innehielt und mit der Fingerspitze auf die gefundene Stelle klopfte. »Hier.«
    Tatsächlich, Bordon Grove, Familiensitz der Wagemakers.
    Es lag ungefähr auf halbem Weg zwischen Bagshot und Brackneil im südöstlichen Quadranten des Waldes, keine zehn Meilen von Eton entfernt. Die Grenze der umliegenden Parklandschaft war deutlich markiert, und auf ihrem Gebiet gab es neben einem mit Tinte eingezeichneten Quadrat, das für das Haus stand, noch ein kleineres Symbol, das vielleicht den Blind Man's Tower bezeichnete.
    »Wollen Sie die Karte nun kaufen - oder sich einprägen?« Allmählich verlor Marabout die Geduld. »Ich kann auf neunzehn Schillinge und sechs Pence heruntergehen.«
    »Dann sind Sie weit genug gegangen.«
    »Das glaube ich auch. Das sind immerhin...«
    Die Ladenglocke ließ Marabout verstummen. Eine Kundin war eingetreten, die weitaus eleganter gekleidet war als die meisten der Frauen, die sonst sein Geschäft aufsuchten. Zu einer eher männlich wirkenden Jacke und einer taillierten Weste trug sie ein besticktes burgunderrotes Kleid. Ihr schwarzes Haar fiel in langen Locken über ihre Schultern. Um den Hals hatte sie sich ein Seidentuch geschlungen, das von einer Brosche zusammengehalten wurde. Zwischen ihren behandschuhten Fingern hielt sie einen mit einer Feder verzierten Dreispitzhut. Im Näher treten sah sie Spandrel mit ausdrucksloser Miene an und zupfte zugleich bedächtig den Handschuh von der rechten Hand.
    »Womit kann ich Ihnen dienen, Madam?«
    Sie antwortete Marabout nicht sofort, sondern betrachtete die Karte auf dem Tisch. Schließlich sagte sie im Ton einer Feststellung und nicht einer Antwort: »Eine Karte vom Windsor Forest.«
    »Diese hier ist schon verkauft.«
    »Sie genügt mir.«
    »Wie gesagt, sie ist verkauft.«
    »Das ist egal.« Sie zauberte ein Strahlen auf ihr Gesicht, das sogar einen Marabout betören konnte. »William wird mir sicher sagen, was darauf zu finden ist.«
    Marabout starrte Spandrel ungläubig an. »Sie kennen diese Dame?«
    Spandrel nickte. »O ja, ich kenne sie gut.«
    »Das ist entsetzlich!«, rief Townshend, der rastlos in seinem Büro hin und her schritt. »Verschleppt?«
    »Daran besteht kein Zweifel«, antwortete Walpole scheinbar gelassen; ja, ein außen stehender Beobachter hätte meinen können, der Vater würde sich weniger um den Jungen grämen als der angeheiratete Onkel. »Und auch nicht an den Bedingungen für seine Freilassung.«
    »Wie hat Catherine es aufgenommen?« Townshend hatte für Walpoles Frau nicht viel übrig, aber in seiner Verzweiflung kam er nicht umhin, auch an sie zu denken.
    »Gar nicht.«
    »Was?«
    »Sie weiß es nicht, Charles. Und ich will auch nicht, dass du es Dolly sagst.«
    »Seine Mutter? Seine Tante? Sie sollen es nicht erfahren?«
    »Es würde sie nur aufregen. Wahrscheinlich sogar in die Verzweiflung treiben. Weibliche Schwäche hätte mir in dieser Angelegenheit gerade noch gefehlt. Ich muss meine eigenen Gefühle hintanstellen - und ihre. Ich muss vergessen, dass er mein Sohn ist.«
    »Aber wie kannst du das?«
    »Das weiß ich nicht, aber ich muss. Ihren Forderungen kann unmöglich nachgegeben werden. Kannst du dir die Folgen einer Veröffentlichung vorstellen? Ich kann das nur zu gut. Revolution, Charles! Die wäre unausweichlich. Mord und Totschlag! Die Stadt in Flammen! Der König vom Thron gestoßen. Und du und ich? Der Tower, wenn wir nicht zuvor der Meute in die Hände fallen. Und was wäre Edwards Leben dann noch wert? Nicht einen Pfifferling! Selbst wenn wir unterstellen, dass die Entführer ihn freilassen, was ich allerdings bezweifle.«
    »Was sollen wir dann tun?«
    »Ihn finden. Ihn retten. Und zwar vor Dienstag.«
    »Aber wie?«
    »Ich schicke Horace nach Windsor, damit er die Suche organisiert. Du, ich und Galfridus sind die Einzigen außerhalb des College von Eton, die davon wissen.« (Walpoles zwei Brüder und sein Schwager machten also den Kreis seiner Vertrauten aus.) »Weiter soll das nicht getragen werden.«
    »Der König?«
    »Darf nichts davon erfahren.«
    »Er wird nicht erfreut

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